Markt Indersdorf:Attacke mit der Axt

Ein Indersdorfer geht auf seinen Nachbarn los - mit einer Axt. Jetzt muss er sich vor dem Landgericht wegen versuchten Totschlags verantworten.

Andreas Salch

- Mit 51 Jahren noch den ganzen Tag zu arbeiten, das sei seine Sache nicht gewesen, meint Maximilian P.. Der gelernte Mechaniker hatte zusammen mit einem Partner eine Firma im Landkreis. Doch die sei zu klein gewesen, um zwei zu ernähren. Deshalb verkaufte Maximilian P. seine Anteile. Zuletzt lebte er von einem Einkommen von 500 Euro im Monat und hatte sich offenbar mit seiner Situation gut abgefunden, glaubt man seinen Schilderungen. Nur seiner Lebensgefährtin soll dieser Laissez-Faire-Lebensstil nicht gepasst haben. Im Frühjahr des vergangenen Jahres eskalierte dann die Situation. Seit Dienstag sitzt Maximilian P. nun auf der Anklagebank der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II. Die Staatsanwaltschaft legt ihm versuchten Totschlag zur Last.

Bei dem mutmaßlichen Opfer handelt es sich jedoch nicht um die Lebensgefährtin des Angeklagten, Rosa S., sondern um dessen Nachbarn, Tino R.. Am Nachmittag des 2. Mai hatten sich Maximilian P. und Rosa S. in der gemeinsamen Wohnung in Markt Indersdorf wieder einmal heftig gestritten. Sie soll ihm vorgehalten haben, dass kaum Geld da sei, weil er nicht voll arbeite. Als dann auch noch sein Nachbar Tino R. und dessen Partnerin gekommen seien, hätten sie zu dritt auf ihn eingeredet, sagte Maximilian P. bei seiner Vernehmung aus. "Habt's mi gern", habe er schließlich gesagt und sei und in seine "Hauskneipe" gegangen.

Zu diesem Zeitpunkt will der 51-Jährige schon einige Halbe Bier getrunken haben, wie viele genau, daran kann er sich nicht mehr erinnern. Als er gegen 22 Uhr zurückkam, war seine Lebensgefährtin nicht mehr da. Sie hatte sich entschlossen, bei Tino R. zu übernachten, um weiteren Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen.

Doch nicht das brachte den 51-Jährigen in Rage, sondern vielmehr, dass seine Partnerin auch noch seine beiden Dackel mitgenommen hatte. Als er die Tiere jaulen hörte, so P., habe er den Entschluss gefasst, sie sich zurückzuholen und zwar mit Gewalt. "Tino, Rosi, macht die Tür auf", habe er geschrien. Als nichts geschah, bewaffnete er sich mit einem Geißfuß und einer Axt, lief erneut zur Wohnung seines Nachbarn und versuchte die Tür mit den Werkzeugen aufzubrechen.

Tino R. wurde durch den Lärm wach. Er lief in den Flur. "Als ich die Tür öffnete kam mir die Axt schon entgegen", sagte der 49-Jährige am Dienstag vor Gericht. Obwohl der Lagerist einen Kopf kleiner ist als der Angeklagte, gelang es ihm, P. am rechten Arm zu fassen und so die Wucht des Axtschlages abzumildern. Dennoch erlitt er zwei Schnittverletzungen am Kopf. Dass nicht mehr passiert ist, war laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft wohl auch der Tatsache geschuldet, dass der Angeklagte stark betrunken war.

Maximilian P. versicherte, er habe seinen Nachbarn nicht verletzen, sondern sich an ihm nur "vorbeidrücken" wollen, um seine Hunde aus der Wohnung zu holen. Doch Tino R. sei auf ihn losgegangen. Ebenso bestritt P., dass er mit der Axt ausgeholt habe. Bei dem Gerangel mit dem Lageristen habe er sowohl die Axt als auch den Geißfuß auf Hüfthöhe gehalten, beteuerte er. Und wie es dann zu den zwei Wunden am Kopf des Opfers gekommen sei, wollte der Vorsitzende Richter Martin Rieder wissen. Tino R. müsse wohl irgendwie gegen die "Axt gekommen sein", entgegnete Maximilian P. und fügte hinzu, er könne sich so genau auch nicht mehr an den Tathergang erinnern. In dem Augenblick, in dem er gesehen habe, dass Tino R. blutete, habe er die Axt und den Geißfuß weggeworfen. Richter Martin Rieder entgegnete hierauf: "Herr P., wir können glauben, was Sie sagen, wir müssen es aber nicht."

Ein Urteil in dem Prozess vor der 1. Strafkammer soll bereits heute verkündet werden.

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