Markt Indersdorf:Amüsante Bordstein-Oper

Oper im Taschenbuchformat

Das Bühnenbild ist alles andere als opulent, die Darbietung der Sänger und Musiker kommt dafür um so besser zur Geltung.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Etwa 300 Zuschauer erleben "Don Pasquale" Open Air im Kleinformat

Von Renate Zauscher, Markt Indersdorf

Mächtiges Glockengeläut von den Türmen der Klosterkirche, hin und wieder Hundegebell oder ein Flugzeug im Anflug auf Freising, hoch über den Köpfen der gut dreihundert Zuschauer auf dem Platz zwischen Kirche und Schneiderturm: Die Aufführung der Oper "Don Pasquale" in "Taschenbuchformat" am Freitag Abend in Kloster Indersdorf fand mitten im richtigen Leben statt: als Open-Air-Veranstaltung mit geradezu italienischem Flair an einem wunderbar warmen Sommerabend. Zwar ließen während des dritten Akts heraufziehende Gewitterwolken zuletzt den ein oder anderen besorgt zum Himmel schauen - die ersten Regentropfen aber fielen erst, nachdem alle Instrumente eingepackt waren und die vielen Menschen auf dem Platz bereits den Heimweg angetreten hatten.

"Opern im Taschenbuchformat" sind ein Projekt der 1995 gegründeten "Internationalen Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation". Zehn Opern in zwölf Jahren wurden bisher aufgeführt, nach Möglichkeit immer nach dem Konzept klassischer Straßenmusik auf geeigneten Plätzen an verschiedensten Orten. Nur bei Regen weicht man in einen Saal aus. Ziel ist, Opern in gekürzter Fassung auch solchen Menschen nahezubringen, die mit diesem musikalischen Genre nicht vertraut sind oder sich auch eine Karte für die großen Häuser nicht leisten können. Dazu kommt die wunderbar lockere Moderation durch Johannes Erkes, musikalischer Leiter des Projekts und Bratschist im Streichquartett, das zusammen mit einem Akkordeon für die Instrumentalbegleitung der Sänger sorgt. Erkes macht nicht nur die Inhalte der Opern für jeden verständlich; er zeigt darüber hinaus auch mit viel Witz Parallelen zum heutigen Leben auf.

Die finden sich natürlich auch in "Don Pasquale", einer Opera Buffa von Gaetano Donizetti, deren Libretto von Giovanni Ruffini und Donizetti selbst nach einer älteren Vorlage geschrieben wurde. Im Kern geht es um den schon älteren, reichen Junggesellen Pasquale, der heiraten will und - wie das eben so ist mit älteren Männern - natürlich nur eine junge, hübsche und auch noch brave und anpassungsfähige Braut sucht. Seinen bei ihm lebenden Neffen Ernesto verweist er des Hauses, weil er dessen geplanter Heirat mit der hübschen Norina nicht zustimmen will. Pasquales Freund Malatesta aber kommt dem armen Ernesto, der in einer zu Herzen gehenden Arie sein Unglück besingt, zu Hilfe, fädelt eine schöne Intrige inklusive Scheinehe von Pasquale und der als Malatestas "Schwester" auftretenden Norina ein - und zuletzt musst selbst der hintergangene, zum Gespött gewordene Junggeselle einsehen: Verbindungen von alten Männern und jungen, selbstbewussten Frauen sind selten glücklich. Einem Happy End der Sache mit Einzug von Ernesto und Norina in Pasquales Haus steht somit nichts mehr im Wege.

Marcus Weishaar (Bassbariton) sang in Indersdorf die Rolle des Don Pasquale, Thomas Schütz (Bariton) die des Malatesta und der Tenor Andreas Stauber den Ernesto - drei Männer mit nicht nur schönen, kraftvollen Stimmen sondern durchaus auch schauspielerischem Talent, das sie die verschiedenen Charaktere glaubhaft verkörpern ließ. Agnes Preis ergänzte das Männerterzett mit viel weiblichem Charme und ihrer klaren, auch in der Höhe sicheren Sopranstimme. Gesungen wurde teils deutsch, teils italienisch, um den besonderen Zauber des italienischen Belcanto voll zur Geltung zu bringen.

Das "Orchester" war dem Taschenbuchformat entsprechend auf fünf Mitwirkende beschränkt: Neben Bratschist Johannes Erkes musizierten Tanja Conrad und Georg Roters an der Ersten und Zweiten Violine, außerdem Anna Khubashvili am Cello und Alexander Kuralionok vervollständigte das Ensemble mit seinem Akkordeon. Hin und wieder trug auch der in den Türmen der Klosterkirche wohnende Dohlenschwarm zum musikalischen Vergnügen bei und drehte eine lautstarke Runde über dem Platz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: