Süddeutsche Zeitung

Maria und Otto Alboth feiern Eiserne Hochzeit:Nachgeben

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Das Rezept einer langen Ehe

Von Thomas Altvater, Dachau

"Für mich war es Liebe auf den zweiten Blick", erzählt Maria Alboth, wenn sie 68 Jahre zurückblickt. Denn seit ebenso vielen Jahren kennen sich Maria, 84, und Otto Alboth, 90. Und seit 65 Jahren sind sie nun verheiratet. Am Mittwoch feierten die Alboths ihre Eiserne Hochzeit. Beide kamen nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 als Heimatvertriebene nach Dachau, Maria als 16-jähriges Mädchen und Otto als 22-jähriger Mann. Beide wurden im damaligen Sudentenland geboren, dem heutigen Tschechien. Kennengelernt haben sie sich jedoch erst in Dachau, im Durchgangslager an der Kufsteiner Straße.

Das Durchgangslager wurde als temporäre Unterkunft für die vielen Vertriebenen und Heimatlosen nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet. "Wir waren dort beide im Kirchenchor und haben einfach viel gemeinsam unternommen", erzählt Maria Alboth über den Beginn ihrer Liebe. Otto Alboth war beim Militär, als er über Österreich nach Deutschland kam. Maria Alboth suchte mit ihrer Familie ihren Vater, den sie schließlich in München aufspürten. So landete sie im Dachauer Durchgangslager, weil die Familie keine Wohnung finden konnte.

Als Maria Alboth eine Lehrstelle in Dachau annahm, blieb das junge Paar in der Stadt. Für Otto Alboth war es in Dachau besonders schwer Fuß zu fassen, da er als ehemaliger Soldat keine Berufsausbildung vorweisen konnte. Er schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Dennoch arbeiteten schließlich beide in einer Münchner Chemiefabrik, sie als Sekretärin, er als Sachbearbeiter. Der gleiche Arbeitsplatz - ein Problem für die Beziehung? "Nein, wir haben uns ja erst immer daheim wieder gesehen", sagt Otto Alboth lachend. 1953 kam ihr gemeinsamer Sohn zur Welt.

"Einer muss immer nachgeben", erzählt Otto Alboth über das Rezept ihrer langen Ehe. "Manchmal ist das mein Mann, manchmal bin das ich", sagt Maria Alboth. Nach gesundheitlichen Rückschlägen von Otto Alboth war sie es, die ihren Mann wieder gesund pflegte. "Ohne sie wäre ich vermutlich nicht mehr hier", sagt Otto Alboth.

Um sich im Alter fit zu halten, gehen Maria und Otto Alboth seit vielen Jahren fast täglich spazieren. In den nächsten Tagen wollen die beiden das Volksfest in Dachau und das Dachauer Bergkriterium besuchen. Otto Alboth ist zudem auf Facebook aktiv, mit eigenem Mobiltelefon. Sogar der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) ist einer seiner Facebook-Freunde. Auch deshalb ließ es sich Florian Hartmann vermutlich nicht nehmen, persönlich zu gratulieren.

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Quelle:
SZ vom 11.08.2017
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