Süddeutsche Zeitung

Mangel bei Schulweghelfern :Alarmsignal

Die Zahl der Schulweghelfer nimmt von Jahr zu Jahr ab

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Kinder sicher über die Fahrbahn zu geleiten, damit sie nicht angefahren werden, wird immer wichtiger. Davon sind die Schulweghelfer in Karlsfeld überzeugt. Denn: "Die Autofahrer werden von Jahr zu Jahr aggressiver", sagt Martina Vonnahmen. Sie ist die Organisatorin der Schulweghelfer und steht seit zehn Jahren an der Straße. "Einer ist mir mal in die Kniekehlen reingefahren", erzählt sie und ist noch immer erzürnt und schockiert zugleich, wenn sie nur daran denkt. Der Mann wollte sie auf diese Weise einfach aus dem Weg räumen, um schneller voranzukommen. Die Kinder seien ihm völlig egal gewesen. Vonnahmen schützte die Schüler, indem sie sich auf die Motorhaube des Dränglers setzte. "Ich war froh, dass er mir meine Kelle nicht aus der Hand gerissen und übergezogen hat", sagt sie.

Die Gemeinde Karlsfeld hat die Schulweghelfer nun zum Essen eingeladen - als Dankeschön für ihr Engagement. Deren Zahl nimmt von Jahr zu Jahr ab. An der Verbandsgrundschule gibt es laut Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) nur noch einen Schulweghelfer. Für die Grundschule an der Krenmoosstraße waren es heuer etwa 15 aktive - drei hören auf, unter ihnen Vonnahmen.

Sie ist Lehrerin an einer anderen Schule und ist um die Zeit schon auf dem Weg zur Arbeit. Die meisten Schulweghelfer sind Senioren, die seit langem früh morgens aufstehen, um bei Wind und Wetter für die Kleinen da zu sein. Nur noch eine Mutter und ein Vater haben sich bereit erklärt mitzuhelfen. "Wenn ich zum Elternsprechtag in die Schule komme, um Werbung für das Ehrenamt zu machen, ducken sich alle weg", erzählt Vonnahmen. Dabei sei der Aufwand überschaubar: Einmal pro Woche eine halbe Stunde am Morgen an der Straße stehen - wenn genügend andere da sind auch seltener. "Und die Kinder geben viel zurück", sagen die, die schon lange mitmachen. Ludwig Hahneder lacht. Er hat einmal einen Schüler darauf aufmerksam gemacht, dass er seinen Ranzen vergessen hat. Doch er muss aus gesundheitlichen Gründen aufhören.

Es wäre gut, wenn wenigstens die gefährlichsten Kreuzungen besetzt sind, sagt Vonnahmen. Am Schwarzgrabenweg zum Beispiel oder an der Ecke Garten-/Ostenstraße oder Falken-/Bajuwarenstraße. Am aller gefährlichsten sei es jedoch vor der Schule, denn viele Eltern verhielten sich sehr rücksichtslos, wenn sie ihre Kinder hinbringen.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2019
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