Kultur in Dachau:Die Rückkehr der Oper
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Mit musikalischen Höhepunkten meldet sich das Lyrische Opernensemble Dachau erfolgreich zurück.
Von Dorothea Friedrich, Dachau
Lange hat man buchstäblich keinen Ton vom Lyrischen Opernensemble Dachau gehört. Die Pandemie hatte auch Dachaus einzige Operninitiative zum Verstummen gebracht - bis zum vergangenen Samstag. Initiatorin und Vorständin Gesa Jörg hatte zum 18-jährigen Bestehen des Lyrischen Opernensemble zu einer Jubiläumsgala ins Ludwig-Thoma-Haus geladen, eine Erinnerung an 14, teils höchst erfolgreiche Opern- und Operettenaufführungen und zugleich eine Art "Neustart Kultur" für das Ensemble.
Leider hatten nur wenige Besucherinnen und Besucher den Weg ins Thoma-Haus gefunden. Doch die Mitwirkenden ließen sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. Buffo-Tenor Richard Wiedl - stilgerecht in Frack und Lackschuhen - ist immer noch der Gute-Laune-Garant. Sopranistin Gesa Jörg, im Zweit- oder Erstberuf - je nach Sichtweise - preisgekrönte Goldschmiedin, wählte einen Abendrobentraum in Rosa. Mezzosopranistin Barbara Sauter ließ es golden glitzern. Sie ist eine vielseitige Künstlerin, die beispielsweise seit vielen Jahren mit Richard Wiedl erfolgreiche Operettenabende gestaltet. Apropos Operette: Dieses Musikgenre erlebt seit einiger Zeit ein glänzendes Comeback. Sopranistin Jörg und Buffo Wiedl nutzen die Gunst der Stunde und starten am Samstag, 27. Januar 2024, um 16 Uhr eine neue Reihe: "Operettentrilogie" heißt sie und findet im Pfarrsaal von St. Jakob statt.
Die Kirchenmusikerin begleitet knapp 20 unterschiedliche Auftritte
Doch zurück zur "Geburtstagsfeier" für das Lyrische Opernensemble. Zwei stimmgewaltige Herren komplettierten die Sängerriege: Tenor George Humphrey war lange Jahre festes und gefeiertes Ensemblemitglied der Tiroler Festspiele Erl. Der wandelbare Bassist Marcus Weishaar glänzte in zwei seiner Paraderollen, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Das sind der polternde Osmin aus Mozarts "Entführung aus dem Serail" und der gütige Sarastro aus Mozarts "Zauberflöte". Dass er auch ein durchtriebener und ziemlich machomäßiger Leporello ist, zeigte er mit dessen berühmter Registerarie aus Mozarts Mutter aller Opern, "Don Giovanni".
Doch was wäre die schönste Stimme an einem Galaabend ohne entsprechende Begleitung? Dafür ist wohl kaum jemand so prädestiniert wie die Kirchenmusikerin und Pianistin Anna Nam. Sie weiß die richtigen Töne zu setzen - von pianissimo bis fortissimo und hat ihr Sängerensemble dabei fest im Blick und im Griff. Eine tolle Leistung, denn immerhin galt es, knapp 20 unterschiedliche Solo-Arien, Duette, Terzette und Quartette zu begleiten. Sie boten einen echt bunten Querschnitt von der ersten Aufführung im Jahr 2005 bis zur bislang letzten 2018 mit Vincenzo Cellinis "Norma". Und sie gaben Moderatorin Cornelia Gütlich Gelegenheit, ausführlich die einzelnen Produktionen zu würdigen. Dem Publikum rief sie damit viele unvergessliche Momente ins Gedächtnis: Alles begann 2005 mit Giuseppe Verdis "Rigoletto". Richard Wiedl sang den Hit "La donna è mobile - O wie so trügerisch sind Frauenherzen" auf Deutsch und auf Italienisch. Mit "Bei Männern, welche Liebe fühlen", dem Duett Pamina-Papageno, erinnerten Gesa Jörg und Richard Wiedl an die Zauberflöten-Inszenierung. Sopranistin Jörg nutzte dieses charmante Liebesgeflüster für schier endlose Koloraturen bis in höchste Höhen. Diese Turtelei ist schließlich auch ein netteres Sujet als die Wahnsinnsarie aus "Lucia di Lammermoor" von Gaetano Donizetti, der Belcanto-Herausforderung schlechthin. Auch das - leider durch die Parfumwerbung zur Fahrstuhlmusik verkommene - "Casta diva" aus Norma darf bei einem Auftritt von Sopranistin Jörg nicht fehlen. Und klingt, trotz kleiner Schwächen, immer noch unendlich lebendiger als der Werbeclip. Tenor George Humphry brachte mit "La fleur, que tu m'avais jetée", der Blumenarie, das ganze Gefühlschaos des Don José und seine Zerrissenheit zwischen Liebe und Hass auf Carmen zum Ausdruck.