Linie A:Randalierer beunruhigen Bahn

Immer wieder werden Züge und Haltestellen der Linie A beschädigt - Anliegergemeinden wollen Ursachen bekämpfen.

Daniela Gorgs

Das Wartehäuschen am Bahnhof Niederroth ist kein schöner Anblick. Grau und hässlich in Beton gehalten wirkt der Bau kalt und abschreckend. Doch er erfüllt seinen Zweck - und schützt Fahrgäste vor Wind und Wetter. Für die Deutsche Bahn ist dieser schlichte Bau demnach ausreichend und vor allem kostengünstiger, da zerstörungsresistent. Jetzt droht die Bahn damit, im Zuge der Modernisierung der S-Bahn Linie A den Ausbau der Bahnsteige ähnlich minimal und einfach wie in Niederroth zu gestalten, falls die Zahl der Zerstörungen nicht abnimmt.

Linie A: Wartehäuschen, Automaten und Züge wurden in diesem Jahr zerstört, allein dadurch entstanden der Bahn Reparaturkosten in Höhe von 200.000 Euro.

Wartehäuschen, Automaten und Züge wurden in diesem Jahr zerstört, allein dadurch entstanden der Bahn Reparaturkosten in Höhe von 200.000 Euro.   

(Foto: DAH)

Laut Statistik ist die Linie A zwischen Dachau und Altomünster negativer Spitzenreiter in punkto Beschädigungen. Wie die Bahn mitteilt, entstanden allein in diesem Jahr an Zügen, Fahrkartenautomaten, Wartehäuschen und Haltestellen Reparaturkosten von mehr als 200 000 Euro: an Fahrplanaushängen wurden Scheiben eingeschlagen, unzerbrechliche Vitrinenscheiben aus Plexiglas angekokelt. Seit kurzem wehrt sich der Bahnkonzern aktiver gegen Randalierer und Zerstörer und bittet den Landkreis um Mithilfe. In einer Sicherheitskonferenz mit Bahn und Bundespolizei im Landratsamt sagten jetzt die Bürgermeister der Anliegergemeinden ihre Unterstützung zu bei der Ursachenbekämpfung und der Ermittlung der Täter, bei denen es sich meist um Jugendliche handelt. Gemeinsames Ziel sei es, die Zerstörungswut einzugrenzen und das subjektive Sicherheitsgefühl zu verbessern. Dies wolle man vor allem mit Prävention erreichen. Gemeindliche Jugendarbeiter sollen ihre Eleven zum Nachdenken anregen, ihnen die Konsequenzen von Straftaten aufzeigen und sie so von ihren Missetaten abhalten. Auch sollen die Bürger sensibilisiert werden.

Wie Ulrich Wamprechtshammer, Leiter des Jugendamtes, erklärt, geht es nicht darum, Jugendliche zu kontrollieren und Hilfspolizei zu spielen, sondern einen engen Draht zu potentiellen Randalierern zu haben und Hilfestellungen zu geben. Die meisten jungen Leute verhalten sich, wie Wamprechtshammer weiß, regelkonform. Es gebe nur wenige, die, meist wenn sie Alkohol getrunken haben, zerstörungswütig würden. In Altomünster hat man diese Zahl erheblich verringert. Seit die Gemeinde einen Skaterplatz in Bahnhofsnähe gebaut hat, hat sich laut Bürgermeister Konrad Wagner die Situation erheblich verbessert. Zudem: "Unsere gemeindliche Jugendarbeit hat ein Auge darauf."

Albert Herbst, Sachgebietsleiter Kreiseinrichtungen, fährt selbst täglich auf der Linie A von Altomünster nach Dachau und beobachtet, dass immer noch Jugendliche aus Langeweile an manchen Bahnhöfen "herumlungern". Er hofft, dass sämtliche Maßnahmen den gewünschten Erfolg bringen und die Bahn ihre Androhung, die Bahnsteige simpel und gesichtslos zu gestalten, nicht wahr macht. "Ein Bahnhof ist das Einfallstor einer Gemeinde." Es wäre schade, wenn Besucher als erstes Betonwände zu sehen bekämen. Ob die Bahn an der Linie A finstere, pflegeleichte Wartehäuschen oder transparente, moderne Unterstände, ob sie bruchsichere Plexiglas-Vitrinen oder verglaste Schautafeln aufstellen wird, entscheidet sie Ende des kommenden Jahres, sagt Bahnsprecher Bernd Honerkamp. Im Januar werden sich Bahn, Polizei und Landkreis noch einmal zusammensetzen und erste Bilanz der besprochenen Maßnahmen ziehen.

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