Linie A:Die Pannen-Linie

Weil das Verkehrsministerium auf der Ende 2014 ausgebauten Strecke von Altomünster nach München veraltete Triebwagen einsetzen will, sind die Bürgermeister der Bahngemeinden entsetzt.

Robert Stocker

Linie A: Fußgängerübergang an der A-Linie am Stadtbahnhof Etzenhausener Straße.

Fußgängerübergang an der A-Linie am Stadtbahnhof Etzenhausener Straße.

(Foto: DAH)

Neue Strecke, alte Züge - der Ausbau der Linie A droht durch diesen Widerspruch an Attraktivität zu verlieren. Weil bei der geplanten Inbetriebnahme Ende 2014 alte Fahrzeuge des S-Bahn-Typs ET 420 eingesetzt werden sollen, wird die S 22 - unter der die Linie A dann firmiert - nur stündlich direkt nach München weiterfahren. Landkreis und Kommunalpolitik wollen jedoch verhindern, dass die Verbesserungen durch den Ausbau der Linie A durch den Einsatz der alten Züge konterkariert werden. Sie wollen beim Wirtschaftsministerium intervenieren und fragen, ob für die elektrifizierte Linie A nicht doch mehr moderne Triebwagen eingesetzt werden, die auf der Stammstrecke fahren können.

Die neue Linie A soll vor allem durch die Direktverbindung von Altomünster nach München attraktiver werden. Geplant ist, dass die Strecke zu einer regulären S-Bahn ausgebaut wird, die während der Hauptverkehrszeiten im Halbstundentakt von Dachau weiter nach München fährt. Die Triebwagen sollten in Dachau an die S 2 gekuppelt werden; die Fahrgäste hätten die Waggons nicht verlassen müssen. Inzwischen ist allerdings klar, dass dafür nicht genügend Fahrzeuge des Typs ET 423 zur Verfügung stehen. "Da mehr als die jetzt vorhandenen Fahrzeuge des Typs ET 423 mit der erforderlichen Stammstreckentauglichkeit kurzfristig nicht verfügbar sind, müssen für die in der Hauptverkehrszeit vorgesehenen Verstärkerzüge andere Fahrzeuge eingesetzt werden, die aber die Stammstrecke nicht befahren können", teilt eine Sprecherin des Bayerischen Verkehrsministeriums auf Anfrage mit. Die Anschaffung von Zügen der Baureihe ET 420, die bei der Stuttgarter S-Bahn frei werden, sei eine Option, die das Verkehrsministerium derzeit prüfe. Dabei handle es sich um die beiden neuesten Bauserien dieses Typs, die bis 1997 gebaut wurden. "Da die Stammstrecke eine besondere Leit- und Sicherungstechnik aufweist, wären auch neuere Fahrzeuge, die nicht speziell für die Münchner S-Bahn hergestellt wurden, nur nach aufwendigen Umbaumaßnahmen stammstreckentauglich", heißt es aus dem Verkehrsministerium.

Genau bei diesem Punkt wollen jetzt die Landkreispolitiker nachhaken. Dass ausgerechnet zu den Stoßzeiten im Berufsverkehr eine Direktverbindung nach München nicht möglich sein soll und die Fahrgäste in die S 2 umsteigen müssen, liegt den politisch Verantwortlichen im Landkreis schwer im Magen. Der CSU-Stimmkreisabgeordnete Bernhard Seidenath versicherte auf Anfrage der SZ, dass er im Wirtschafts- und Verkehrsministerium einen Vorstoß unternehmen wolle. "Ich will Druck machen und dafür werben, dass ein gutes ÖPNV-Angebot auch von einem attraktiven Zugangebot lebt", sagte der CSU-Landtagsabgeordnete. Das Problem besteht nach Angaben Seidenaths darin, dass der S-Bahn-Typ ET 423 nicht mehr gebaut werde. Nun gebe es die beiden Optionen, entweder Züge der Reihe ET 420 oder des neuen Typs ET 430 einzusetzen. "Der ET 430 hätte wohl kein Problem damit, in der Röhre zu fahren", sagt Seidenath. Er wäre wohl auch mit der neuen Signaltechnik kompatibel. Doch die Beschaffung dieser neuen Züge kostet viel Geld. Seidenath: "Wir werden alles versuchen, dass das neue Angebot attraktiv wird. Man sollte nicht mit alten Zügen auf der neuen Linie anfangen."

Einen ähnlichen Vorstoß plant auch der Landkreis. "Im März haben wir einen Termin im Wirtschaftsministerium. Da werden wir das Thema zur Sprache bringen", sagt Landratsamt-Sprecher Gerhard Weber. Dabei werde die Frage zu klären sein, ob für die neue Linie A nicht moderne Zuggenerationen zur Verfügung stehen, die auf der Stammstrecke fahren können. Das Problem für die Bahn bestehe darin, dass die Reihe ET 423 nicht mehr gebaut werde. "Die Bahn bekommt sie nirgends mehr her."

Unverständnis und Protest äußern die Bürgermeister der Gemeinden entlang der Linie A zu dem Plan des Verkehrsministeriums, nicht stammstreckentaugliche Züge auf der neuen Linie S 22 einzusetzen. Sie sehen dadurch die Attraktivität der neuen Strecke geschmälert und zweifeln, ob man so die Pendler von der Straße auf die Schiene bringen könne. Bürgermeister-Sprecher Konrad Wagner geht mit den Bahngesellschaften hart ins Gericht und kritisiert die seiner Ansicht nach unkoordinierten Planungen. Wagner plädiert dafür, dass die Kommunen, der Landkreis und seine Landespolitiker gemeinsam gegen die Pläne von Eisenbahngesellschaft und Verkehrsministerium protestieren. Indersdorfs Bürgermeister Josef Kreitmeir hält es für eine "Katastrophe, dass wir jetzt abgewrackte Züge aus Stuttgart bekommen sollen". Schwabhausens Bürgermeister Josef Baumgartner befürchtet, dass durch das Umsteigen nicht so viele Bürger das Angebot nutzen.

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