Zum ersten Mal überhaupt wurde am Donnerstag der Brotproduzent Glockenbrot im Bergkirchener Gewerbegebiet Gada bestreikt. Zwischen 13 und 15 Uhr ruhten die Maschinen, die sonst Brötchen, Toasts und Brezen für rund 900 Rewe- und Pennymärkte produzieren. Das Unternehmen gehört zur Rewe-Group, rund 300 Beschäftigte arbeiten an dem Standort. Etwa 60 von ihnen sollen am Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) aufgerufen hatte, teilgenommen haben. Die Angestellten der bayerischen Brotindustrie fordern 6,2 Prozent mehr Lohn, oder mindestens 160 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber lehnen Erhöhungen ab.
Wegen der hohen Nachfrage nach Brotprodukten in der Corona-Krise hätten die Beschäftigten "Überstunden leisten und Sonderschichten fahren" müssen, sagte Tim Lünnemann von der NGG München. Dass es dafür keine finanzielle Anerkennung geben soll, bezeichnete er als "Unverschämtheit", schließlich hätten die Supermärkte von der hohen Nachfrage profitiert. Sebastian Brandt, Betriebsratsvorsitzender bei Glockenbrot, sagte, eine Zeit lang sei in der Produktion "die Hölle losgewesen. Das war wie drei Wochen Weihnachten am Stück". Viele Kollegen wollten nun belohnt werden.
Die Kundgebung auf dem Werksgelände fand hinter Zäunen statt, nahe kam man den protestierenden Mitarbeitern daher nicht. Den Zutritt müsse man bitte mit der Rewe-Zentrale in Köln klären, sagte Produktionsleiter Ralph Dörfel. Weil dort niemand erreichbar war, kamen die Streikenden kurzerhand vors Werktor. Öffentlichkeit ist wichtig für sie.
Auf Anfrage äußerte sich die Rewe-Group nicht zu den Forderungen. Ein Pressesprecher bestätigte lediglich, dass der Protest "im Rahmen der branchenweiten Tarifverhandlungen" stattgefunden habe. Davon konnte man sich vor dem geschlossenen Werktor selbst überzeugen.