Dachauer Hallenbad:Leserbrief

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"Eine Eisfläche ohne Eis im Wald"

Zum Artikel "Hallenbad-Neubau geht frühestens 2024 weiter" vom 12. März:

Als Dachauer Bürger, begeisterter Schwimmer und Vater von drei Kindern bin ich bestürzt über die Meldungen zum aktuellen Zustand des neuen Hallenbads und dessen Kosten. Laut Presseberichten sieht Herr Haimerl die Verantwortung für die Misere beim Architekten und den Handwerkern. Er verweist auf lückenhafte Auftragsbeschreibungen und Fehler die auch ein Laie erkennen könnte. Man sei vom Architekten über die tatsächlichen Kosten getäuscht worden. Und so weiter.

Das Einräumen von Planungs- und Projektleitungsfehlern durch Vertreter der Stadt oder der Stadtwerke sucht man in den Meldungen vergebens. Wie kann es sein, dass 20 Millionen Euro ausgegeben wurden, eine Bauruine an der Ludwig-Dill-Straße steht, aber seitens des Auftraggebers und des Bauherren keiner in irgendeiner Weise Verantwortung übernehmen will? Ich halte den Bau für eine fahrlässige Verschwendung des Geldes der Bürger. Deshalb fordere ich Sie auf, für Aufklärung der gemachten Fehler und deren Verantwortlichkeiten zu sorgen.

Es stehen für mich folgende Fragen im Raum. Erstens: Wie kam die Entscheidung zustande, die Stadtwerke als Bauherrn des Projekts einzusetzen? Das Unternehmen hat das Know-how zur Bereitstellung von Energie-, Wasser- und Kommunikationsinfrastruktur aber nicht von Hoch- und Tiefbauprojekten. Weshalb wurden nicht die Kompetenzen des Hochbau- und Tiefbauamts genutzt, um ein Bauprojekt dieser Größenordnung umzusetzen? Zweitens: Weshalb wurden in der Planungsphase keine Entwürfe anderer Architekten eingeholt und bewertet oder zumindest unterschiedlich komplexe Entwürfe des beauftragten Architekten eingefordert? Drittens: Von wem und in welchem Umfang wurde die Planung des Architekten überprüft und warum ist dies offensichtlich nicht in der notwendigen Tiefe erfolgt? Viertens: Weshalb wurde der Bau seitens des Bauherren nicht mit ausreichender Kompetenz begleitet und kontrolliert? Die Fehler und Verantwortung für das Debakel müssen aufgeklärt werden, bevor die nächsten gravierenden Fehlentscheidungen getroffen werden. Wenn keine Lehren daraus gezogen werden, droht bei den Neubauten der Georg-Scherer-Halle und der neuen Eisbahn ein weiteres Desaster.

Die Voraussetzungen sind gegeben: Vermischung von Vereins- und lokalpolitischen Interessen, Maximalansprüche - ein achtbahniges Schwimmbecken hier, eine Zweitligahalle mit Parkhaus dort -, Ausblendung von Alternativen: Warum wird keine Halle zwischen Schulsporthalle (für zehn Millionen Euro) und Zweitligahalle (für 36 Millionen Euro) betrachtet? Bizarre Entscheidungen: Eine Eisfläche ohne Eis im Wald! Dies wird für einige Belustigung außerhalb Dachaus sorgen und ein Platz im Schwarzbuch der Steuerzahler ist der Stadt sicher. Ich appelliere an Sie: Sorgen Sie für Transparenz! Setzen Sie einen Untersuchungsausschuss unter Beteiligung der Bürgerschaft ein, mit freiem Zugang zu allen relevanten Dokumenten! Christoph Prüfer, Dachau

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