Süddeutsche Zeitung

Leben retten:Schnelle Hilfe im Notfall

Vierkirchen bringt Defibrillatoren öffentlich zugänglich an

Die häufigste Todesursache in Deutschland sind nach wie vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und in den meisten Fällen geht einem plötzlichen Herztod ein Kammerflimmern voraus. Das Herz schlägt unkontrolliert und rasend schnell. Plötzliche Bewusstlosigkeit, dazu blaue Lippen und eine bleiche Hautfarbe oder schnappende Atmung mit langen Pausen sind deutliche Anzeichen für ein lebensbedrohliches Ereignis. Weil in einem solchen Notfall Sekunden über Leben und Tod entscheiden können, hat die Gemeinde Vierkirchen hat ihre automatischen externen Defibrillatoren (AED) nun rund um die Uhr zugänglich installiert. Am Rathausvorplatz, am Sportheim und am Feuerwehrhaus in Pasenbach wurden grün leuchtende Kästen aufgehängt, in denen die AED geschützt, beheizt und jederzeit verfügbar gemacht werden.

Im Gemeinderat wurde einstimmig beschlossen, die Kosten für die Anschaffung der Kästen und der regelmäßigen Wartung gerne zu tragen", berichtet Bürgermeister Dirlenbach (SPD). "Unsere Feuerwehren sind auch bei der Reanimation topfit, mit den Helfern vor Ort haben wir schnelle und kompetente Hilfe in kürzester Zeit verfügbar und nun kann jeder zusätzlich zur Herzdruckmassage auch zu jeder Zeit den so wichtigen Defibrillator nutzen".

Der AED führt nicht nur mit klaren gesprochenen Anweisungen durch eine Wiederbelebung, er wird auch nur dann einen Stromstoß empfehlen und durchführen lassen, wenn er dem Patienten nicht schaden wird. "Ohne Hilfe stirbt der Patient ganz sicher, durch eine Reanimation und eine Defibrillation kann man die Situation also nur signifikant verbessern", ergänzt Christoph van Bracht, Projektleiter für die Früh-Defibrillatoren. "Niemand muss eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen, wenn man sich nicht mehr sicher ist oder das einfach nicht möchte, gerade während der Pandemie. Auf den Brustkorb drücken und die 112 rufen kann jeder und rettet dabei womöglich ein Leben".

Und wenn man sich nicht sicher ist? Durch eine Wiederbelebungs-Situation völlig gestresst ist? Sich alleine nicht traut? Neben den laufend stattfindenden Erste-Hilfe-Kursen, die man auch zur Auffrischung besuchen kann, gibt es einen bayernweiten gültigen Algorithmus zur Telefonreanimation. So erklärt van Bracht: "Wenn man die 112 anruft, hat man bestens ausgebildete Disponenten am Telefon. Sie erklären alle Schritte und leiten den Anrufer an, bis der Rettungswagen übernimmt". Bürgermeister Dirlenbach ergänzt: "Wir hoffen natürlich, dass niemand einen Kreislaufstillstand erleidet, aber falls doch, soll ein Kammerflimmern kein Todesurteil mehr sein."

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Quelle:
SZ vom 19.11.2020 / SZ
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