LBV-Kreisverband:Immer im Dienst der Natur

Vogelfutterstelle

Am Biotopweiher an der Schinderkreppe in Dachau-Süd stellt Ludwig Wilhelm (vorne) interessierten Zuhörern eine Muster-Futterstelle des LBV vor.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Seit 2012 ist Ludwig Wilhelm Vorsitzender der Dachauer Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz. Er blickt auf sieben ereignisreiche und erfolgreiche Jahre zurück, ehe er von März an kürzer treten will

Von Hannah Becker, Dachau

Seit Anfang des Jahres 2012 ist Ludwig Wilhelm als Vorsitzender der Kreisgruppe Dachau des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) aktiv. Im März legt er nun sein Amt nieder, um ein wenig kürzer zu treten. Wilhelm kann auf sieben ereignis- und erfolgreiche Jahre zurückblicken, in denen sich für den LBV Dachau einiges geändert hat. Die größte Veränderung war wohl der rasante Anstieg der Mitgliederzahl. Während der LBV 2012 noch 500 Mitglieder zählte, sind es inzwischen mehr als 1000. Gerade im letzten Jahr kamen viele hinzu; der Grund dafür ist eine Kampagne mit Hilfe professioneller Werber, für deren Finanzierung der Kreisverband lange kämpfte.

Widerstand vom Gesamtverband gab es vor allem aufgrund des Mangels an Angeboten für Kinder und Jugendliche, den der Kreisverband zu diesem Zeitpunkt noch aufwies. Glücklicherweise erklärten sich dann Elisabeth Schwarzmaier und Sibylle Lichti, beide bereits vorher Mitglieder der Kreisgruppe, dazu bereit, die Kindergruppe zu übernehmen. Die Nachfrage war groß, schon bald wurde die Anmeldung geschlossen. Heute besteht die Gruppe aus etwa zehn Kindern im Grundschulalter. Bei den regelmäßigen Treffen lernen sie spielerisch Neues über Natur und Umweltschutz. Auch die Jüngsten im LBV können praktische Beiträge leisten: Ein Projekt ist es, Nistkästen zusammenzubauen, die dann von den Großen aufgestellt werden können. "Die Kinder haben ihren Spaß und wir haben auch etwas davon", sagt Wilhelm.

2012, als er seine Arbeit als Vorsitzender begann, war ein erklärtes Ziel auch der Erwerb von weiteren Grundstücken im Landkreis Dachau. Diese Käufe waren in den letzten Jahren zunehmend schwierig geworden, da der Verkauf aktuell für die wenigsten Grundbesitzer rentabel ist. Die Flächen sind für die Arbeit des LBV allerdings unabdingbar. Freiwillige versuchen dort unter teils erheblichem Aufwand, den naturnahen Zustand wiederherzustellen. Die Betreuung dieser Biotope ist eine der Kernaufgaben der Aktiven. Tatsächlich konnten allen Schwierigkeiten zum Trotz in den vergangenen Jahren gleich zwei Grundstücke in die Betreuung des Kreisverbands eingegliedert werden, eines davon sogar in sehr günstiger Lage. Da das Gebiet in den Amperauen zwischen Ampermoching und Haimhausen auch vorher schon zu großen Teilen zu Gunsten der Natur gepflegt wurde, teils vom Bund Naturschutz, teils von Privatpersonen, konnte durch den Erwerb eines Grundstücks in der Mitte eine ungewöhnlich große aneinanderhängende Fläche zum Biotop umgewandelt werden. Für die Insekten ist das von hoher Bedeutung; im Gegensatz zum allgemeinen Insektensterben gab es in diesen Gebieten sogar eine Zunahme der Tiere.

Auch mit der Dohle beschäftigte sich der LBV Dachau unter Wilhelms Führung immer wieder. Seit ihrer Ernennung zum Vogel des Jahres 2012 gab es einige Versuche, die Art zu schützen. Im Jahr 2014 kam es dann zu einer ersten Zusammenarbeit mit einer Kirche in Machtenstein. Da die Vögel normalerweise im Kirchturm brüten und dabei viel Schmutz hinterlassen, wurden dort sieben Nistkästen eingerichtet. Für die Vögel bedeutet das sichere Brutplätze, für den Mesner der Kirche einen geringeren Reinigungsaufwand. So konnten in den folgenden Jahren auch weitere Kirchen überzeugt werden. Der LBV richtete Nistkästen in Wiedenzhausen und Odelzhausen ein. Der Erfolg war durchschlagend, die maßgefertigten Kästen wurden von den Vögeln gut angenommen. Langfristiges Ziel des Projekts ist eine erneute Ausbreitung der Dohlen nach dem Rückgang der Bestände durch den Verlust von natürlichen Brutnischen.

In diesem Anliegen ist - wie in allen anderen auch - Ressourcenmangel ein Problem. Das Material ist teuer, den Wert eines Nistkastens schätzt Wilhelm auf etwa 200 Euro. Es fehlt also an Geld, das der LBV großteils aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden bezieht, vor allem aber an Aktiven. Projekte wie der Einbau in Kirchtürmen sind extrem zeitaufwendig und erfordern körperliche Fitness. Freiwillige hierfür zu finden, ist eine Herausforderung und der Mangel an eben solchen Ehrenamtlichen ein allgemeines Problem, das auch Ludwig Wilhelm in seinen sieben Jahren als Vorsitzender nicht lösen konnte.

Aktuell kämpft der LBV allerdings nicht nur für sich, sondern vor allem für das Volksbegehren Artenvielfalt. Als Teil des Aktionsbündnisses will die Kreisgruppe Flyer verteilen und Bürger mobilisieren. "Dieser Volksentscheid ist nicht für die Natur, sondern hauptsächlich für die Menschen", sagt Wilhelm.

Das Bürgerbegehren ist eines seiner letzten Projekte als Vorsitzender im LBV Dachau. Für die nächsten Jahre ist er trotzdem positiv. Durch den personellen Mangel könne es zwar anfängliche Schwierigkeiten geben, aber Ludwig Wilhelm sichert dem Kreisverband auch weiter Hilfe zu: "Wenn was ist, bin ich ja auch nicht aus der Welt."

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