Süddeutsche Zeitung

Bergkirchen:Renovierung der Alten Schule in Lauterbach hat sich gelohnt

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Das Konzert von "Mainfelt" und dem jungen Maximilian Zischg bestätigt die Initiatoren.

Von Renate Zauscher, Lauterbach

Viele Jahrzehnte lang hatten in der Alte Schule in Lauterbach nur die Lehrer das Sagen. Dass alles noch einmal ganz anders kommen würde und eine Rockband den mehr als hundertjährigen Dielenboden im ehemaligen Klassenzimmer im Oberstock zum Vibrieren und die Lauterbacher zum Jubeln bringen würden, hätten sich die Schüler von damals wohl in ihren kühnsten Träumen nicht vorzustellen gewagt.

Genau das aber ist geschehen: Die Volkshochschule Bergkirchen und der "Förderverein Alte Schule Lauterbach - Haus der Begegnung" hatten die Band Mainfelt eingeladen und damit die gut hundert Gäste im bis auf den letzten Stehplatz besetzten Saal am Sonntagabend in ausgelassene Disco-Stimmung versetzt.

"Das kam von Herzen"

Als Folk-Rockband aus Südtirol waren die vier Musiker von Mainfelt angekündigt worden. Wer allerdings gewohnte Südtiroler "Folk"-Klänge erwartet hatte, lag gründlich falsch. Die Bandmitglieder nämlich sind zwar in und um Meran zu Hause, aber ihre musikalischen Wurzeln haben sie in ganz anderen Teilen der Welt. Ihre Musik ist stark von amerikanischer Country Music beeinflusst, teilweise auch vom traditionellen amerikanischen Blues. Nicht einmal sprachlich sind die Mainfelt-Rocker als Südtiroler erkennbar: Seinen Dialekt habe er sich zumindest für die Kommunikation mit den Konzertbesuchern zugunsten des Hochdeutschen mühsam abgewöhnt, erzählt Gitarrist und Lead-Sänger Patrick Strobl. Noch ehe Mainfelt die Alte Schule musikalisch zum Beben brachte, stand Maximilian Zischg auf der Bühne. Den 22-jährige Singer-Songwriter, der sich auf der Gitarre begleitet, haben die Südtiroler Rocker erst vor kurzem kennengelernt und für ihre Tour durch Deutschland mit neuem Programm als Support engagiert. Mit ausdrucksvoller Stimme und sehr persönlichen Texten begeisterte er schon im ersten Programmteil das Publikum. "Das kam von Herzen, da war so viel Energie und Überzeugung drin, das hat man deutlich gespürt", urteilte eine junge Zuhörerin über Zischgs Auftritt.

Als dann die vier Musiker von Mainfelt ins Programm einstiegen und mit enormem Stimm- und Körpereinsatz Stücke ihrer neuen CD "Backwards around the Sun" präsentierten, war der Energiestrom zwischen Band und Publikum fast mit Händen greifbar. Leadsänger Patrick Strobl, Schlagzeuger Willy Theil, Bassist Veit Rinner und Kevin Prantl am Banjo, die seit 2014 gemeinsam auftreten und in Deutschland und Österreich, in Irland und der USA bei ihren Tourneen unterwegs sind, ließen die Zuhörer vom ersten Moment an begeistert applaudieren. Mehr und mehr wurde mitgeklatscht und mitgetanzt, soweit das angesichts der engen Raumverhältnisse überhaupt möglich war.

Auch ehemalige Schüler sitzen im Publikum

Das Besondere an diesem Abend war nicht nur das begeisterte Mitgehen des Publikums, sondern auch dessen Zusammensetzung. Da waren nicht nur viele junge Leute dabei, welche die Band bereits kannten und sich auf das Konzert direkt vor ihrer Haustür gefreut hatten, sondern auch viele ältere Lauterbacher: Solche, die in altehrwürdigen Gemäuern noch zur Schule gegangen waren, und solche, die auch bei der dreijährigen Renovierung tatkräftig mitgeholfen hatten. Andere wiederum wollten mit ihrem Besuch demonstrieren, dass sie das Projekt unterstützen wollen. Auch der Dachauer Künstler Heinz Eder war anwesend, der mitsaniert hat, hier vor kurzem ausgestellt und mit verschiedenen Kunstwerken dem Haus ein ganz besonderes Flair verliehen hat.

Zuletzt, bei einer Coverversion von Leonard Cohens "Hallelujah" und einem Blues Standard, über den Patrick Strobl einen eigenen Text gelegt hatte, hielt es niemand mehr auf den Stühlen: Groove und Rhythmus der Musik hatten alle, egal ob Ältere oder Jüngere, gepackt. "Faszinierend, welche Stimmung die bringen - ganz unglaublich", sagte Künstler Eder zum Ende des Konzerts begeistert.

Der Abend in Lauterbach hat gezeigt: Die Alte Schule ist tatsächlich zu dem lebendigen Ort der Begegnung geworden, den sich die vielen in dem Projekt aktiven Lauterbacher gewünscht haben: der Begegnung vieler verschiedener Menschen, die hier ein- und ausgehen, und auch der Begegnung unterschiedlichster künstlerischer Welten, die in dem Haus aufeinander treffen.

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Quelle:
SZ vom 07.02.2017
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