Lange Nacht der offenen Türen in Dachau:Die Gesichter Afrikas

In seiner Ausstellung über den Kontinent zeigt der SZ-Fotograf Walter Korn die Eindrücke von insgesamt acht Reisen in den Kontinent, auf die ihn seine Frau Fadumo aus Somalia begleitet hat

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Er gilt als der "verlorene Kontinent". Zu groß sind in den Augen vieler Außenstehender die Probleme Afrikas: Klimawandel und Erosion, Diktatur und Gewalt, Ausbeutung von Mensch und Natur sind nur einige davon. Walter Korn kennt das alles. Ebenso gut kennt er die lebensfrohen, die mutigen, die kulturell so vielfältigen Seiten Afrikas jenseits der touristischen Klischees. Vom Freitag, 16. September, an zeigt er im Bürgertreff Ost in der Fotoausstellung "Reiches, armes Afrika" seine Sicht auf und sein Engagement für diesen Kontinent. Die Ausstellungseröffnung ist um 19 Uhr.

Die Laudatio hält Hamadu Dipama. Er stammt aus Burkina Faso und ist Mitglied des Münchner Ausländerbeirats. An den Trommeln ist der nigerianische Musiker und Bildhauer Ifeanyi Christian Okolo zu hören und zu sehen. Seine Musik stimmt auf Bilder ein, die im Kopf bleiben: ländliche Feste, bei denen die Traditionen leben, maskierte und bemalte Menschen bei womöglich immer noch geheimnisvollen Zeremonien, armselige Kinder, die Müllhalden durchwühlen, halb verhungerte Jugendliche in Goldbergwerken.

Das sind mehr als zwei Seiten einer Medaille für den Fotografen. Er wolle, sagt Walter Korn, "in jeder Hinsicht berührende, aber niemals abstoßende Bilder" zeigen. Sein großes Anliegen sei "nicht nur das arme Afrika, sondern den großen Reichtum an Traditionen und die tiefe Verbundenheit der Menschen mit ihrem Land" sichtbar und erlebbar zu machen. "Die Menschen in Afrika lieben ihr Land, ihre Kultur. Da geht niemand freiwillig weg", sagt er sehr bestimmt. Woher er das weiß? Sicher auch, weil er mit Fadumo verheiratet ist. Fadumo Korn stammt aus Somalia und kämpft mit dem von ihr gegründeten Verein "NALA - Bildung statt Beschneidung" seit Jahren gegen diese menschenverachtende Praxis. Korn hat aber noch ein weiteres Motiv. Nach einem schweren Unfall habe er sich Gedanken über sein Leben gemacht, erzählt er: "Weil ich den Unfall überlebt hatte, wollte ich was zurückgeben. Ich hatte von früheren Reisen Verbindungen nach Sri Lanka. Da wollte ich was tun." Doch nach dem verheerenden Tsunami am zweiten Weihnachtstag 2004 sei das Land "mit Geld überhäuft worden". Also suchte er weiter, fand das "Netzwerk Wunschträume für Mädchen- und Frauenprojekte" - und eine Lebensaufgabe neben seiner Arbeit für die Süddeutsche Zeitung. Seit 34 Jahren ist der Fotograf in unterschiedlichen Funktionen im Haupthaus der SZ tätig - genauso lange wie er mit seiner Frau Fadumo verheiratet ist.

Achtmal hat er in den vergangenen Jahren Afrika bereist, war im vergleichsweise ruhigen Burkina Faso, aber auch in Krisengebieten unterwegs. Seine Bilder sind Dokumentationen dieser Stationen: voller Respekt vor dem Gegenüber, emotional, aber nicht vereinnahmend. Das gilt auch für sein Buch "Das Müllkind".

Der 58-Jährige ist für seine fotografischen Arbeiten bereits mehrfach ausgezeichnet worden: mit der Ehrenurkunde des Freistaats Bayern, dem Sonderpreis der Grimme-Akademie und dem Fotopreis der Europäischen Union "Media4us". Darüber spricht er jedoch nicht. Kommt aber die Rede auf die von ihm unterstützten Projekte sprudelt es nur so aus ihm heraus: "Bildung und Gesundheitsversorgung. Das ist das Wichtigste", sagt er. So unterstützt er in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, einen Schulkomplex, in dem vom Kindergarten bis zum Berufsbildungszentrum alles vorhanden ist. Und erzählt von einem Bewässerungsprojekt "in einer Gegend, wo nichts mehr wächst. Da schlägt der Klimawandel brutal zu." Mittels einer sogenannten Mangelbewässerung gedeiht dort aber inzwischen eine Karitébaum-Plantage. Die ist ein probates Mittel gegen die Bodenerosion und sichert ein bescheidenes Einkommen. So ist es für Walter Korn auch selbstverständlich, dass der Erlös aus dem Verkauf seiner Bilder in Projekte in Burkina Faso sowie in Flüchtlingsprojekte in Deutschland fließt.

Walter Korn

Walter Korn im Bürgertreff-Ost, wo er seine Afrikabilder ausstellt.

(Foto: oh)

Am Freitag, 14. Oktober, 19 Uhr, Lesung mit Fadumo und Walter Korn im Bürgertreff Ost

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