Landwirtschaft:Zwei Zukunftsfelder

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Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen. Bei der Erntepressefahrt stellen Bio-Bauer Rudi Barth und der konventionell produzierende Andreas Lamprecht ihre Strategien vor

Von Niels P. Jørgensen und Wolfgang Eitler, Weichs

Der Klimawandel greift im Landkreis Dachau zusehends in die Landwirtschaft und deren Erträge ein. Zwar hat sich die Alarmstimmung der vergangenen Wochen wegen der Trockenheit und der befürchteten Ernteausfällen h etwas gelegt; so ist Ertrag bei der Wintergerste überdurchschnittlich, die Gerste entwickelt sich überhaupt zur Zufriedneheit der Bauern. Aber Günter Biermayer vom Amt für Landwirtschaft für Dachau und Fürstenfeldbruck fürchtet die langfristigen Folgen: Die Niederschlagsmengen liegen im Landkreis um ein Drittel, teilweise sogar die Hälfte unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte. Beim Mais muss man die Witterung abwarten. Der Raps entwickelt sich allerdings eher schlecht.

Der Weizen gedeiht in diesem Jahr prächtig. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die traditionelle Erntefahrt des Bayerischen Bauernverbands ist in diesem Jahr noch aus einem anderen Grund aufschlussreich gewesen. Kreisobmann Anton Kreitmair, CSU-Landtagsabgeordneter und Kreisrat, führte gemeinsam mit Geschäftsführerin Simone Strobel zwei Bauernhöfe als gegensätzliche Prototypen vor. Hier Andreas Lamprecht aus Zillhofen bei Weichs, der an Biogasanlagen beteiligt ist und Mais für deren Fütterung benötigt. Dort der Bio-Bauernhof von Rudi Barth in Aufhausen, ungefähr fünf Kilometer von Zillhofen entfernt.

Der Aufhausener Landwirt Rudi Barth präsentiert seine Bio-Sojapflanzen. Er setzt auf eine natürliche Bewirtschaftung. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Rudi Barth sagt Sätze wie: "Der Regenwurm muss 365 Tage im Jahr gefüttert werden, dass er arbeiten kann." Deswegen säe er immer eine Unterfrucht mit an. Die schütze den Boden vor Hitze und Austrocknung und helfe Erosion zu vermeiden. Pflug und Unkrautspritze kommen bei seinem Kollegen Rudi Barth in Aufhausen sowieso nicht mehr zum Einsatz, dafür hat der findige Bauer eigene Geräte konstruiert, die ihm bei der Bodenbearbeitung helfen. Seine Methode der Bodenlockerung soll zusammen mit der Untersaat gewährleisten, den Boden feucht zu halten: "Wir müssen auch bei starken Regenfällen das Wasser auf den Äckern lassen", lautet sein Credo. "Wenn die Temperaturen mal über 40 Grad steigen, ist es vorbei mit dem Bodenleben."

Der neue Chef des Amtes für Landwirtschaft und Forsten, Günter Biermayer. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach dem Wechsel zur biologischen Landwirtschaft macht Barth "der Ackerbau wieder richtig Spaß, ich hätte viel früher umstellen sollen". Die bayerische Sojabohne ist eine Frucht die er seit fünf Jahren anbaut, "wenn man das Unkraut in den Griff kriegt, sind die Erträge beim Biolandbau sogar höher als beim konventionellen Anbau". Er verkauft sie vornehmlich an die Herrmannsdorfer Werkstätten in Glonn bei Ebersberg und vermarktet seine gesamten Produkte selbst. Rudi Barth baut zehn verschiedene Früchte auf knapp 60 Hektar an. Er sorgt sich um seine Zukunft wegen des schärfer werdenden Wettbewerbs um die Pachtpreise. Die ersten fünf Hektar habe er schon verloren, denn Pachtsätze von mehr als 1000 Euro wolle er nicht bezahlen.

Andreas Lamprecht setzt auf konventionellen Anbau und den Fruchtwechsel zwischen dem Brotgetreide Weizen und Mais für die Energieerzeugung. Er verfügt über 130 Hektar. Künstliche Bewässerung sei für Kulturen wie Mais und Getreide keine Option, sagt Landwirt Lamprecht, auch mit Blick auf den Grundwasserspiegel. Er verzichtet auf das Pflügen, entlang der Straße hat Lamprecht einen drei Meter breiten Blühstreifen "zur Imagepflege für den Mais, aber auch für Bienen und Insekten" angelegt. Er bemängelt, dass es sehr kompliziert gewesen sei, den Antrag dafür bei den Behörden zu stellen. Ausreichende Düngung sei angesichts der sehr unterschiedlichen Bodenqualität und des vergleichsweise rauen Klimas im Umfeld des Weichser Mooses für gute Erträge zwingend notwendig. Von seinen spätreifenden Maiskulturen, die Ende September, Anfang Oktober gehäckselt werden sollen, erwartet Lamprecht angesichts des Regenmangels nicht allzu viel.

"Die nächsten Wochen werden entscheidend, was wir jetzt brauchen ist Wasser, Wasser, Wasser", sorgt sich Bauernsprecher Anton Kreitmair, "sonst entwickeln sich die Maiskolben nicht". Aber was sagt der CSU-Landtagabgeordnete und Dachauer zur Qualität und den Unterschieden der beiden Betrieben? Kreitmair zollt dem Bio-Kollegen Barth Respekt: "Das sind Top-Bestände." Geschäftsführerin Simone Strobl sagt: "Ich will nicht bewerten. Beide Betriebe arbeiten sehr gut."

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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