Bei einer CSU-Veranstaltung in Stetten ist es am Dienstagabend zu einer Auseinandersetzung zwischen Landwirten und Tierschützern gekommen. Beim Auftritt von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) kritisierten Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe „Animal Rebellion“ die Praxis der Anbindehaltung von Kühen in Ställen.
Etwa sechs Menschen rollten ein Transparent auf der Bühne aus mit dem Schriftzug: „Kaniber anbinden“. Eine Person hatte sich als Kuh verkleidet und schwang eine Kette, wie ein Video auf Instagram zeigt. Zuvor hatte die Aktivistin Scarlett Treml die Landwirtschaftsministerin gefragt, wann sie ihrer Verantwortung gerecht werden wolle, die Anbindehaltung zu stoppen.
Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von Instagram angereichert
Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Instagram angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.
Die Reaktion der CSU-Mitglieder vor Ort fiel deutlich aus: Ortsvorsitzender Josef Reischl beschreibt am Telefon, dass er einige der jungen Menschen „gepackt“ und sie aus dem Saal „geschmissen“ habe. „Es hat Ärger und Wut im Publikum erzeugt, dass die Aktivisten die Landwirte als Tierquäler verurteilt haben“, sagt Reischl. Er habe Anzeige erstattet wegen Hausfriedensbruch und Beleidigung. Die Staatsanwaltschaft II in München bestätigt, dass derzeit Ermittlungen laufen.
Protestaktionen begleiten die Auftritte der Landwirtschaftsministerin schon länger. Wie das Ministerium mitteilt, sei es „durchaus beunruhigend“, wenn Veranstaltungen „von militanten Tierschützern gestört werden, die mit Masken und Metallketten nach vorne stürmen“. Bereits in der Vergangenheit seien unter anderem Veranstaltungen im Innenhof des Ministeriums von Mitgliedern der Organisation gestört worden.
„Ich wette, keiner von denen war je in einem Kuhstall“
„Ich finde es bedauerlich, dass Animal Rebellion ein Gesprächsangebot mehrfach ausgeschlagen haben und lieber auf solch extreme Art versuchen, auf ihre Themen aufmerksam zu machen“, so Kaniber nach dem Vorfall in Stetten. Dem widerspricht Scarlett Treml von Animal Rebellion. Sie hat nach eigenen Angaben erfolglos um einen Gesprächstermin für die Tierschutzorganisation im Landwirtschaftsministerium gebeten.
Die von den Tierschützern kritisierte Anbindehaltung ist in den landwirtschaftlichen Betrieben im Landkreis Dachau durchaus eine etablierte Praxis. CSU-Ortsvorsitzender Reischl schätzt, dass rund eine Handvoll der Landwirte, die sich im Saal befanden, ihr Vieh noch so halte. Reischl hat wenig Verständnis für die Protestaktion: „Ich wette, keiner von denen war je in einem Kuhstall.“
Dem entgegnet die 35-jährige Scarlett Treml: „Ich bin Agrarwissenschaftlerin. Aber niemand muss in einem Stall gewesen sein, um zu verstehen, dass Anbindehaltung Tierquälerei ist.“ Die sogenannte Kombinationshaltung lasse Landwirten außerdem zu viele „Schlupflöcher“, um Tierwohlmaßnahmen zu umgehen.