Zu nass ist auch wieder schlecht. Hatten die bayerischen Bauern in den Vorjahren viel mit Trockenheit zu kämpfen, war es heuer zu viel Wasser. Totale Ernteausfälle gab es zwar nur auf überschwemmten Äckern, doch überall machten und machen die beinahe täglichen Regenschauer die Feldarbeit schwierig, weil die schweren Maschinen auf matschigem Untergrund einsinken.
Pünktlich zu Beginn der diesjährigen Ernte luden der Bayerische Bauernverband (BBV) und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) zur Pressefahrt ein, diesmal war der Tross im Landkreis Dachau unterwegs, genauer in Schwabhausen. Stationen der Pressefahrt waren der Hof von Josef Göttler in Edenholzhausen und, als Repräsentant der Bio-Schiene, die Felder von Kilian Kellerer in Armetshofen. Beide betreiben reinen Ackerbau.
Die Prognose fällt eher mau aus. Eine „höchstens durchschnittliche Ernte“ sei in Bayern zu erwarten, sagte Ely Eibisch, der stellvertretende Landespräsident des BBV. Vor allem, was die Qualität anbelange. Eibisch räumte ein, dass viele Hochwasser-Entschädigungen an landwirtschaftliche Betriebe schon gezahlt worden seien, allerdings sei die Höchstgrenze von 50 000 Euro zu niedrig. „Wir brauchen eine Anpassung ähnlich wie bei mittelständischen Betrieben: 200 000 Euro“, so Eibisch. Genau so viele Sorgen wie das Wetter machen ihm die derzeit fallenden Getreidepreise. „Warum ist so viel Getreide, auch in Bayern auf dem Markt?“, fragte Eibisch und antwortete selbst, der Grund seien auch Fehlsteuerungen bei Abkommen, etwa mit der Ukraine.
Die Ackerbohnen sind kaputt
Josef Göttler bewirtschaftet 220 Hektar Felder, je nach Fruchtfolge mit Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps, Weizen, Sommergerste und Ackerbohnen. Von den Überschwemmungen betroffen sei nur eine kleine Fläche im Moos gewesen, „da waren Ackerbohnen, die sind alle kaputt, zum Glück nur ein paar Hektar“. Dennoch seien weitere geschäftliche Standbeine wichtig, betonte er, bei ihm ist das ein zu einer Event- und Hochzeitslokalität umgebauter früherer Stadl.
Kilian Kellerer bewirtschaftet seinen Ackerbaubetrieb auf knapp 50 Hektar seit fünf Jahren biologisch-dynamisch, er baut Klee, Mais, Zuckerrüben, Getreide und Soja an. Weitere Standbeine sind sein Wald, Forstdienstleistungen und Großviehhandel. Bei ihm hat das nasse Wetter dazu geführt, dass er auf einem Maisfeld, das Saatkrähen fast leer gepickt hatten, nicht wieder nachsähen konnte. Der Boden war zu nass, um ihn zu befahren.
Der kurz vor der Ernte stehende Weizen wogte bei der Pressefahrt vor weiß-blauem Himmel, er gab eine prächtige Kulisse ab für die Gruppenbilder um die bayerische Agrarministerin Kaniber im schmucken Dirndl. Für den Laien schaut der Weizen gut aus, aber Hermann Greif, Getreidepräsident des BBV, wusste es besser: „Weil nasse Jahre nie gut sind, rechne ich damit, dass es kein Brotweizen wird.“ Das ist nämlich nur dem Weizen vorbehalten, der die optimale Körnergröße hat, den richtigen Eiweißgehalt und noch einige andere Kriterien erfüllt – anderer Weizen wird Viehfutter. Insgesamt seien die Bestände „unruhig“, sagte Greif, und meinte damit, dass, je nach Untergrund, mitten in den Feldern immer wieder schlechter entwickelte Areale sind.
Eine Spaziergängerin traut ihren Augen nicht, als ihr der Autokonvoi, mindestens ein Dutzend Fahrzeuge, auf einem Waldweg entgegenkommt, doch die Pressefahrt ist auf dem kürzesten Weg zu einem Zuckerrübenfeld von Kilian Kellerer. Der Biobauer präsentiert dort den Hackroboter „Farmdroid FD 20“, den er sich gekauft und heuer das erste Mal eingesetzt hat. 100 000 Euro netto kostet so ein Gerät, damit lassen sich alle Lohnkosten für externes Hilfspersonal sparen. Außerdem gibt es eine großzügige Förderung des Freistaats.
Das Gerät ist so groß wie ein größerer Autoanhänger, versorgt sich über Solarpaneele mit Strom, kann Rüben säen und später das Unkraut in den Gassen zwischen den Pflanzenreihen heraus hacken. Möglich ist das nicht etwa durch Kameras, sondern weil sich der Computer merkt, wo er gesät hat und dann dazwischen hackt. „Für das erste Jahr bin ich zufrieden“, sagt Kellerer. Einer der Nachteile wird aber angesichts des Wetters sichtbar: „Auf nassem Boden driftet er ab.“ Auch die autarke Stromversorgung klappt nur im Sommer, im Frühjahr habe er die integrierte Batterie tagsüber daheim aufladen müssen, erzählt Kellerer. Wenn Boden und Energieversorgung aber passen, zieht der Hackroboter leise seine Bahnen im Feld, rund um die Uhr.
Die bayerische Ministerin Kaniber nutzte den Termin vor perfekter Kulisse auch, um gegen die Bundesregierung zu wettern. Ein großes Entlastungspaket sei den Bauern versprochen worden, stattdessen sei es eine „kleine Postkarte“ geworden.