Landtagswahlen:Ein Dachauer für Ebersberg

Markus Erhorn will für die Freien Wähler in den Landtag einziehen. Allerdings wird er nicht in seinem Heimatlandkreis antreten, sondern für die Kollegen östlich von München. Der Wohnort spiele keine Rolle, sagen die Lokalpolitiker

Von Christoph Jänsch und Stephanie Noll, Dachau/Ebersberg

Ein Dachauer soll Ebersbergs Freie Wähler (FW) in die Landtagswahlen führen. Markus Erhorn, stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Freien Wähler, wurde auf der Nominierungsveranstaltung des FW-Kreisverbandes zum Direktkandidaten bestimmt. Die Nominierung eines Ortsfremden ist ein Hinweis auf die Zerrissenheit der Gruppierung, was das Engagement über die Kommunalpolitik hinaus angeht.

Der Ebersberger Kreispressesprecher Thomas Feuchter hatte Erhorn angesprochen, ob er nicht als Direktkandidat für Ebersberg kandidieren wolle, weil dort kein passender Kandidat vorhanden wäre. Da Erhorn sowieso bereits überregional aktiv ist, musste er nach der Anfrage nicht besonders lange überlegen. "Der Entschluss fiel relativ spontan", sagt er.

Seit zwei Legislaturperioden sind die Freien Wähler inzwischen im Bayerischen Landtag vertreten. Und sie "arbeiten erfolgreich", wie der Ebersberger Kreisvorsitzende Wilfried Seidelmann betont. Die Abschaffung der Studiengebühren, das voraussichtliche Ende der Straßenausbaubeiträge sowie die Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren seien nur einige der wichtigen Themen, die die Freien Wähler im Landtag angestoßen hätten.

Ein Erfolg, den nicht alle Freien Wähler mittragen. Deren Stärken liegen eigentlich in der Kommunalpolitik. Auf der Webseite der Freien Wähler Ebersberg heißt es: "Wir definieren uns maßgeblich über unsere Herkunft und Grundkompetenz aus der politischen Arbeit in den Kommunen, Landkreisen und Bezirken." Doch das Engagement auf höheren politischen Ebenen sei wichtig, sagt der Kreisvorsitzende: "Somit können wir bei Verordnungen mitbestimmen, die später von den Kommunen getragen werden müssen."

Landtagswahlen: Die Ebersberger Kirche an einem Föntag in diesem Winter. Der Dachauer Markus Erhorn fühlt sich dem östlich von München gelegenen Landkreis durch Verwandtschaft verbunden. Er wird nun häufig pendeln.

Die Ebersberger Kirche an einem Föntag in diesem Winter. Der Dachauer Markus Erhorn fühlt sich dem östlich von München gelegenen Landkreis durch Verwandtschaft verbunden. Er wird nun häufig pendeln.

(Foto: Christian Endt)

Dem schließt sich Ebersbergs Zweiter Bürgermeister Toni Ried an. "Viele Entscheidungen, mit denen wir in den Rathäusern umgehen müssen, werden auf Landesebene beschlossen", sagt Ried. Diese Sicht ist parteiintern umstritten. Die Freien Wähler Markt Schwaben beispielsweise halten sich schon seit Jahren aus der höheren Politik heraus sagt Gemeinderat Bernd Romir: "Wir engagieren uns nur bis auf Kreisebene."

Nun haben die Freien Wähler des Kreisverbands Ebersberg jedenfalls ihre Kandidaten für die Bezirkstags- und die Landtagswahl im Oktober 2018 vorgestellt. Für den Bezirkstag wird zum vierten Mal der Arzt Wilfried Seidelmann kandidieren, der eine internistische Praxis in Kirchseeon betreibt. Doch dass ein Dachauer wie Markus Erhorn für die Ebersberger in den Landtag möchte, wirft die Frage auf, ob und warum sich kein Freier Wähler aus dem Landkreis gefunden hat.

Nur jeweils ein Kandidat habe sich um die Bezirkstags- und Landtagskandidatur beworben, sagt Kreispressesprecher Thomas Feuchter. Mit Seidelmann und Erhorn wurden diese gewählt. Der 29-jährige Erhorn war in Dachau nicht zum Zug gekommen, hier tritt Martina Purkhardt als Direktkandidatin für den Landtag und der Petershausener Bürgermeister Marcel Fath für den Bezirkstag an. Sie wurden einstimmig nominiert. Purkhardt ist im FW-Bezirksvorstand und zudem als Gemeinde- und Kreisrätin tätig. Bei der kommenden Wahl startet sie im zweiten Anlauf für ein Landtagsmandat.

Markus Erhorn

Der 29-jährige Markus Erhorn will in den Landtag.

(Foto: Christian Endt)

Erhorn wollte eine "Kampfkandidatur" vermeiden, wie er sagt. Eine Verbindung zu Ebersberg hat er auch durch dort lebende Verwandtschaft. Eine Umzug kommt für ihn aber nicht in Frage. "Dachau bleibt weiterhin sowohl meine persönliche als auch politische Heimat." Durch den "Zwei-Landkreis-Wahlkampf" rechnet er sich auch bessere Chancen für den Einzug in den Landtag aus. "Ein Landkreis reicht da oft nicht", meint Erhorn.

Er freut sich schon auf einen guten Wahlkampf, auch wenn die Zeit von August bis Oktober stressig werde, vor allem weil es für ihn vermehrtes Hin-und Herpendeln zwischen Ebersberg und Dachau bedeutet. Aber er hält die Situation für machbar. "Da muss man dann halt die Termine auch bündeln."

Da Erhorn Mitglied im Vorstand der Jungen Freien Wähler ist, wolle man "diesem jungen Mann in Ebersberg eine Chance geben." Seidelmann rechnet dem Dachauer sogar gute Chancen aus und findet dafür prominente Unterstützer.

Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger verweist zum Beispiel auf "die Speerspitze der Freien Wähler", den Bundesvorsitzenden Hubert Aiwanger, der gezeigt habe, wie tapfer sich die "regionale Truppe" im Landtag schlagen könne. Hohenlindens Bürgermeister Ludwig Maurer hat selbst schon einmal für den Landtag kandidiert. "Man spürt, dass die politische Landschaft wieder bunter werden kann", sagt Maurer. Dass Erhorn nicht aus dem Landkreis kommt, hält er für unbedenklich: "Letztendlich gibt es auch bei der Bürgermeister-Wahlen Kandidaten, die nicht am Ort wohnen." Und auch Toni Ried unterstreicht: "Die Fähigkeit eines Einzelnen ist mir viel wichtiger als dessen Wohnort. Einarbeiten kann man sich schließlich überall."

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