Die Ausgangslage könnte einfacher sein: In Berlin macht sich ein Teil der Bundeslinken daran, eine neue Partei zu gründen. Das schmerzt auch Sebastian Felsner, der etwa 550 Kilometer südlich, im Stimmkreis Dachau, darum kämpft, im Oktober in den bayerischen Landtag einzuziehen. Aber, sagt der 31-Jährige, "in der bayerischen Linken ticken die Uhren anders". Auch, weil man traditionell eher eine Randerscheinung ist, sei man sehr eng zusammengerückt: Dafür stehe auch das Drei-Parteien-Bündnis aus mut, Die Urbane und Die Linke, für das er nun kandidiert.
Felsner selbst hat sich schon in seiner Jugend für Politik interessiert. Insbesondere im Bereich Schule und Bildung. Jetzt arbeitet er beim Lehrerverband, ist Lehrbeauftragter für Pädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und beim Kreisjugendring Dachau tätig. Außerdem gibt er Tanzunterricht - und macht Parteipolitik.

Newsblog zur Landtagswahl im Landkreis Dachau:Der Wahlabend im Ticker
Alle fünf Jahre wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt, das nächste Mal am Sonntag, 8. Oktober. Berichte über Wahlkampfveranstaltungen, Analysen sowie Porträts aller Kandidaten im Stimmkreis Dachau finden Sie hier.
Aufgrund seiner beruflichen Erfahrung will Felsner in den Bildungsausschuss, wenn es mit dem Landtag klappt. "Der Bildungsweg fängt schon im Bauch an", sagt er. Deswegen müsse man auch dort ansetzen und soziale Ungleichheit bekämpfen, zum Beispiel mit einer umfassenden Kindergrundsicherung. Aber auch die Schule ließe sich völlig anders organisieren, sagt Felsner: weniger Unterrichtsstunden, mehr Freiheit, Coaching und Feedback.
Sollte er in den Landtag einziehen, wäre sein Ziel, die Widersprüche des Bildungssystems aufzuzeigen. Dass einer seiner Anträge durchkomme, sei unwahrscheinlich. Aber es gelte, gemeinsam mit Aktivistinnen und Aktivisten sowie den Gewerkschaften, ein Gegengewicht zu bilden gegen die "rechten Tendenzen in der bayerischen Politik", sagt Felsner. Die CSU weiche die Grenze nach rechts auf. Das habe auch Söders Umgang mit der Causa Aiwanger gezeigt.
Langfristig liegt Felsner und seinen Parteigenossen viel daran, die demokratische Willensbildung direkter zu gestalten. "Die Perspektive der Bürgerinnen und Bürger höher gewichten", nennt er das. Bürgerräte und andere Beteiligungsformen seien denkbar. Damit ist man nah an den Forderungen von Gruppen wie der "Letzten Generation". Als die Homepage der Gruppe durch das Landeskriminalamt Bayern beschlagnahmt wurde, hatte Felsner mit anderen linken Politikerinnen und Politikern Anzeige gegen die CSU-Führung und den Generalstaatsanwalt Reinhard Röttle erstattet.

