Landtagsabgeordnete:Nur einer bleibt

Landtagswahl 2018

Der Sozialdemokrat Martin Güll hat den Einzung in den Landtag verpasst.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Bernhard Seidenath ist nun der einzige Vertreter Dachaus im Landtag. Martin Güll muss nach zehn Jahren gehen. Am Ende war es knapper als gedacht.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Die Zahl der Landtagsabgeordneten aus dem Dachauer Land ist geschrumpft. In den kommenden fünf Jahren vertritt nur noch Bernhard Seidenath (CSU) den Landkreis in der bayerischen Landespolitik. Neben ihm saßen mit Martin Güll (SPD) und Anton Kreitmair (CSU) zwei weitere Dachauer Politiker im Maximilianeum. Kreitmair trat nicht mehr zur Wahl an. Seit Dienstagabend ist klar: Güll sowie die Kandidaten Martina Purkhardt (Freie Wähler), Thomas Kreß (Grüne) und Christoph Steier (AfD) haben den Einzug ins Parlament über die Parteilisten verpasst.

Güll verliert damit nach zehn Jahren sein Landtagsmandat. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung kündigte er an, sich von allen politischen Ämtern zurückziehen zu wollen. Güll, der in wenigen Wochen 65 Jahre alt wird, sitzt aktuell für die SPD im Kreis- und Gemeinderat. Außerdem führt er den Kreisverband und Ortsverein in Hilgertshausen-Tandern an. Bei der Kommunalwahl in eineinhalb Jahren und bei den Wahlen zum Kreis- und Ortsvorsitzenden wolle er nicht mehr kandidieren, sagte Güll. "Ich bereite mich auf den Ruhestand vor und werde mit der Politik abschließen."

Am Ende fehlten Martin Güll nur 577 Stimmen

Die Sozialdemokraten, die bei der Landtagswahl katastrophal abschnitten, erhielten in Oberbayern sieben Sitze im Parlament. Güll, der insgesamt fast 13 000 Stimmen bekam, rutschte von Listenplatz sechs auf neun. Mehrere Genossen aus der Stadt München zogen an ihm vorbei. Es war knapp, am Ende fehlten genau 557 Stimmen für Gülls dritten Einzug in den Landtag.

"Ich bin mit Anstand herausgekommen", sagte der Bildungsexperte, der mit seinem Ausscheiden schon am Wahlabend gerechnet hatte. Der Parteispitze wirft er vor, in den vergangenen Monaten die falschen Themen in den Vordergrund gestellt zu haben. "Eine Lehre sollte man ziehen: Die SPD als Bildungspartei darf in keinem Wahlkampf das Thema Bildung vernachlässigen. Hoffentlich werden die nächsten Wahlkämpfer das nicht vergessen", so Güll, der bildungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Kultus war.

Die politische Konkurrenz zollt dem Sozialdemokraten Respekt

Politiker mehrerer Parteien zollten dem Sozialdemokraten großen Respekt. Seidenath, der wie Güll 2008 zum ersten Mal in den Landtag gewählt wurde, nannte den SPD-Politiker eine "arrivierte Persönlichkeit". "Es ist eine Nachricht, wenn so jemand nicht wiedergewählt wird." Er habe stets gut mit ihm zusammenarbeiten können. Nun, da er der einzige Dachauer im Landtag sei, wachse die Verantwortung. "Das liegt jetzt alles auf meinen Schultern. Aber es ist für mich auch ein Ansporn, noch intensiver für den Landkreis zu arbeiten", so Seidenath.

Außer Wahlsieger Seidenath mussten alle Direktkandidaten aus dem Landkreis bis Dienstagabend zittern, ob sie über die Liste ins Parlament einziehen können. Doch letztlich hat es niemand geschafft. Auch nicht Thomas Kreß, der für die Grünen ein sehr gutes Ergebnis erzielte. Die Ökopartei erhielt in Oberbayern 17 Sitze. Kreß, der auf Listenplatz 34 gestartet war, konnte insbesondere wegen 13 000 Erststimmen aus dem Dachauer Stimmkreis zehn Plätz gutmachen. Doch zum rettenden Ufer fehlten ihm fast 5300 Stimmen. "Ich sehe das Wahlergebnis als Basis, um in Zukunft etwas zu bewegen. Wir Grüne sind für viele wählbar geworden", sagte der Dachauer Stadtrat. Allerdings habe er auch ein "bisschen Hoffnung" gehabt, dass es klappen könnte, gab er zu. Auch Martin Güll hätte er gerne im Landtag gesehen. "Es tut mir Leid für ihn. Für die Bildungspolitik ist es schade."

Martina Purkhardt will es wohl noch einmal versuschen

Auch Martina Purkhardt von den Feien Wählern räumte ein, ein klein wenig wehmütig zu sein. Sie rückte um eine Stelle nach hinten auf Platz zwölf. Zum Platz acht, der bei den Freien Wählern in Oberbayern zum Einzug in den Landtag reicht, hatte sie fast 5300 Stimmen zu wenig. Gleichwohl habe sie ein "tolles Ergebnis" eingefahren, sagte Purkhardt. "12 300 Stimmen, das ist mega." Sie nehme das als "positives Signal vom Wähler" für kommende Aufgaben. Sie überlege sich, es in fünf Jahren noch einmal zu versuchen. Nach 2013 und 2018 wäre es 2023 ihre dritte Kandidatur. Eine Bewerbung um das Amt des Bürgermeisters in ihrer Heimatgemeinde Schwabhausen, wo sie 23,6 Prozent holte, oder um den Posten des Landrates bei der Kommunalwahl in eineinhalb Jahren schloss sie aus.

Der AfD stehen in Oberbayern sechs Parlamentssitze zu. Der Karlsfelder Christoph Steier war aussichtsreich an vierter Stelle auf der Liste gestartet. Doch nach Auszählung aller Stimmen wurde er auf den 17. Platz durchgereicht. Steier und die Rechtspopulisten blieben im Stimmkreis Dachau unter dem bayernweiten Durchschnitt.

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