Landschützenverein Großberghofen:Seit hundert Jahren gut in Schuss

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Früher wurde in Großberghofen von der Wirtshausstube in die Küche geschossen. Jetzt feiert der Landschützenverein 100. Geburtstag.

Martha Schlickenrieder

"Uns geht es vor allem um die Geselligkeit", sagt Christian Blatt, der Vorsitzende des Großberghofener Schützenvereins. Bei den wöchentlichen Treffen tauschen sich die Schützen aus dem Erdweger Ortsteil nicht nur sportlich, sondern auch privat aus, "und das war schon immer so". Dieses Jahr feiert der Verein sein 100-jähriges Bestehen. Am Wochenende vom Freitag, 6., bis zum Sonntag, 8. Juli, veranstalten die Schützen ein Gründungsfest und holen dafür mit den Gebrüdern Well und Gerhard Polt echte Stars der bayerischen Musik- und Kabarettkultur nach Großberghofen.

Die Vereinsmitglieder im Jahr 1927. (Foto: DAH)

Schon als der Verein 1912 gegründet wurde, stand das gesellige Zusammensein und der gemeinsame Spaß am Sport im Vordergrund, erzählt das langjährige Mitglied Blasius Thätter. Der frühere CSU-Landtagsabgeordnete hat 1987, anlässlich der 75-Jahr-Feier, begonnen, sich genauer mit der Geschichte des Vereins zu beschäftigen. Diese Aufgabe verlangt jedoch einiges an Recherche und Spürsinn, da kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu sämtliche schriftliche Aufzeichnungen und Vereinspapiere bei einem Brand vernichtet wurden. Thätter muss sich nun größtenteils auf mündliche Überlieferungen stützen.

Ein gewisser Leonhardt Doll, ein Urahne der Dachauer Doll-Familie sei damals aus der Militärzeit zurückgekommen und habe von dort die Idee mitgebracht, einen Verein für sportliches Schießen zu gründen. Schon seit 1880 sei aufgrund einer großen nationalen Bewegung eine regelrechte Welle der Vereinsgründungen durch den Freistaat gerollt. Großberghofen war mit seinem Schützenverein "sogar schon eher spät dran", sagt Blasius Thätter. Anfangs waren es nur zwölf Mitglieder. "Mit Beginn der zwanziger Jahre wurden es dann aber immer mehr." Nachdem das Vereinsleben während des Ersten Weltkriegs für einige Jahre stillgelegt worden war, blühte es von 1921 an wieder auf. "Das war eine große Zeit mit wirklich schönen prunkvollen Veranstaltungen", schwärmt der Vereinschronist.

Zur 50-Jahr-Feier 1962 bekam der Großberghofener Landschützenverein seine erste große Schützenfahne. Auf der Vorderseite prangt groß die Dorfkirche und Hubertus, der Jägerheilige. "Um das Jagen geht es bei uns eigentlich weniger. Es geht wirklich rein um die sportlichen Aspekte, die Konzentration zum Beispiel", sagt der Vorsitzende Blatt. Der Heilige Hubertus wache aber über alle Schützen, auch über die, bei denen das Erlegen von Tieren nicht im Vordergrund steht.

Das gemütliche Zusammensitzen und Fachsimpeln über besondere Schusstechniken, macht die Vereinsabende aus. Schon seit vielen Jahren ist die "Berghofener Stub'n" der Vereinsgasthof. Dort fanden lange die wöchentlichen Treffen und großen Feste statt. "Ganz früher, da haben wir ja noch von der Wirtsstube hinaus in die Küche geschossen, durch eine Luke", erzählt Thätter. Seit 1989 gibt es ein eigenes Vereinsheim, das gleich gegenüber dem örtlichen Gasthaus liegt. "Mit sehr viel Eigeninitiative und Engagement" hätten die Mitglieder ein kleines bäuerliches Anwesen zu einem ordentlichen Schützenheim umgebaut. Eine eigene Gastronomie wollten sie aber nicht einbauen, um den lokalen Gasthof weiterhin zu unterstützen.

Das große Jubiläumsfest findet allerdings auf der Festwiese am Ortsrand statt. Am Freitag, 6. Juli, spielt die Spider Murphy Gang. Am Samstag, 7. Juli, ist Gerhard Polt mit den Gebrüdern Well zu Gast in Großberghofen. Den feierlichen Höhepunkt bildet der Festgottesdienst am Sonntag, 8. Juli, mit dem anschließenden Festumzug durch den ganzen Ort, der um 14 Uhr beginnt. Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft.

© SZ vom 12.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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