Süddeutsche Zeitung

Landratswahl 2014:Das Ende vor dem Anfang

Der SPD-Kreisvorsitzende Martin Güll wollte mit den Freien Wählern ein Bündnis für die Landratswahl schmieden, hätte aber deren Kandidatin Michaela Steiner ohne weitere Diskussion hinnehmen müssen.

Von Robert Stocker

Die Freien Wähler wollen Michaela Steiner, die Vorsitzende der Solidargemeinschaft Dachauer Land, als Kandidatin für die Landratswahl präsentieren. Damit ist der Versuch des SPD-Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Martin Güll gescheitert, ein breites Bündnis gegen die CSU mit ihrem Landratskandidaten Stefan Löwl zu schmieden. Güll wollte die drei Parteien zunächst auf eine gemeinsame Politik einschwören und erst dann über mögliche Kandidaten reden. Steiner hielt sich auf Nachfrage der SZ zunächst bedeckt. Der Kreisvorsitzende der Freien Wähler, Josef Baumgartner, bestätigte schließlich ihre Kandidatur. Diese will die SPD offenbar nicht unterstützen. "Vermutlich wird es nichts mit einem gemeinsamen Kandidaten", sagte Güll etwas enttäuscht.

"Ich kenne den Namen der Kandidatin der Freien Wähler", erklärte der SPD-Kreisvorsitzende und Bildungsexperte im Landtag, "aber es geht jetzt nicht um die Bewertung einer Person. Mir geht es ums Grundsätzliche, nämlich gemeinsame Politik zu machen". Die Freien Wähler sähen das anders, weil sie sich schon für eine Kandidatin entschieden hätten, ohne vorher mit den Grünen und der SPD einen gemeinsamen Nenner zu finden. "Das ist nicht im Sinne der Beschlussfassung des Kreisvorstands", betonte Güll. Er habe nie gesagt, dass die SPD von vornherein eine bestimmte Kandidatin oder einen Kandidaten der Freien Wähler unterstützen werde. Güll ist davon überzeugt, "dass wir so nicht weiterkommen werden. Das ist nicht zielführend". Ihm gehe es zunächst nicht um Personen, sondern um Inhalte. Die SPD habe im Interesse einer gemeinsamen Politik einen eigenen Bewerber zurück gestellt, obwohl sie selbst "potente Kandidaten" in ihren Reihen habe. Die Freien Wähler dagegen setzten den anderen Parteien schon jetzt eine Kandidatin vor die Nase.

Das sieht Vierkirchens Bürgermeister und SPD-Kreisrat Heinz Eichinger ähnlich. Am Rande des Empfangs für Ministerpräsident Horst Seehofer, der einen Rundgang durch die Indersdorfer Realschule machte und anschließend im Bierzelt auftrat, erteilte Eichinger den Freien Wählern eine klare Absage. "Ich traue mich zu sagen, dass ein gemeinsamer Kandidat in meiner Partei keine Chance hat", sagte der Vierkirchener Bürgermeister. "Die Freien Wähler haben einen Seiteneinsteiger, der von der SPD nicht mitgetragen wird. Ich denke, dass wir einen eigenen Kandidaten aufstellen." Es sei nicht mehr viel Zeit, um einen Kandidaten bekannt zu machen, "schon gar nicht, wenn es sich um einen Seiteneinsteiger handelt".

Für den Kreisvorsitzenden der Freien Wähler und Schwabhausens Bürgermeister Josef Baumgartner ist die Lage dagegen klar: "Wir bringen unsere Kandidatin." Er glaube, dass sie von den politischen Mitbewerbern unterschätzt werde. Sie sei zwar eine Quereinsteigerin in die Politik, aber "der Gegenentwurf zu einem Juristen aus dem Landratsamt, der nicht aus dem Landkreis stammt". Gleichwohl hatten offenbar auch die Freien Wähler versucht, Stefan Löwl vor seiner Nominierung als CSU-Kandidat für sich zu gewinnen. Er, Baumgartner, gebe Michaela Steiner aber gute Chancen.

Auch in der Lenkungsgruppe der Freien Wähler für die Kommunalwahlen sei die Stimmung positiv gewesen. Wahrscheinlich, so schätzt Baumgartner die Absage Eichingers ein, hätten die anderen Parteien "einen eigenen Profilierungsbedarf" und wollten eigene Kandidaten aufstellen. Baumgartner: "Ich kann Eichingers Einwand nachvollziehen. " Steiner ist laut Baumgartner kein Mitglied der Freien Wähler. Ihren Namen wollte er demnächst offiziell bekannt geben .

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SZ vom 16.05.2013
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