Landkreisstudie:Mehr Straßen, mehr Busse, mehr Parkplätze

Der Landkreis Dachau wächst und wächst - eine Studie zeigt, wie sich der Straßenverkehr dem anpassen muss.

Viktoria Großmann

Der Landkreis Dachau wächst und wächst, in jeder Hinsicht. Mehr Einwohner, mehr Arbeitsplätze, mehr Pendler. Dem müssen die Verkehrswege angepasst werden. Das Landratsamt beauftragte deshalb eine Studie, auf deren Basis ein Plan zur weiteren Entwicklung von Öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV) und Individualverkehr entwickelt werden kann. Doch es geht nicht allein um breitere Straßen: diskutiert werden soll in den kommenden Monaten auch, wie mehr Menschen im Landkreis gehalten werden können.

Allein 35 000 Menschen täglich pendeln nämlich aus dem Landkreis zu ihrem Arbeitsplatz in München. Schüfen Landkreis und Kommunen mehr Arbeitsplätze, hätten die Bewohner kürzere Wege, so die Logik. Es soll also auch darum gehen, welche Standortbedingungen Unternehmen brauchen, um sich im Landkreis anzusiedeln. Beispielsweise auf dem Gada-Gelände an der A8 bei Bergkirchen.

Auch mit dem Projekt "Siedlungsentwicklung zwischen Dorf und Metropole" des Vereins Dachau Agil soll die Verkehrsplanung abgestimmt werden.

Ein paar Zahlen: 2010 hatte der Landkreis 49 000 Einwohner mehr als noch 1970. Heute leben etwa 138 000 Menschen im Landkreis. Gab es 1975 noch

17 900 Arbeitsplätze, so waren es 2009

30 200. Der Landkreis hat sich deutlich stärker entwickelt als der Freistaat und die Stadt München, deren Bevölkerung im selben Zeitraum um gerade mal ein Prozent gewachsen ist. Jedoch arbeiten viele Neu-Dachauer in München. Aber auch aus München in den Landkreis fahren jeden Tag 12 500 Menschen. Entsprechend voll sind nicht nur die S-Bahnen, auch die Straßen sind stark befahren: Staats- und Bundesstraßen waren schon 2005 um 50 Prozent stärker befahren als noch 1975. Der ÖPNV wurde im Jahr 2009 rund sieben Millionen mal genutzt - zwei Millionen mal mehr als 2002.

Viele Leute also und zu wenig Platz auf Straßen und in Bussen und Bahnen. Was ist die Lösung? Die Vorstudie, erarbeitet und im Kreisausschuss vorgestellt von Georg Renoth, dem früheren Kreisbaumeister, bringt folgende Vorschläge: Die Park-and-Ride und Bike-and-Ride-anlagen an den S-Bahnhöfen sollen vergrößert werden. So könnten also mehr Menschen Auto oder Fahrrad vor der Stadtgrenze stehen lassen, das würde die Straßen entlasten. Damit mehr Leute auch gern die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, soll der ÖPNV ausgebaut werden. Renoth schlägt einen Bus-Shuttle zwischen dem S2-Halt Vierkirchen-Esterhofen und Markt Indersdorf vor, wo die Züge der Linie A halten. Weitere Buslinien könnten Schwabhausen mit Maisach und Pfaffenhofen an der Glonn mit Erdweg verbinden. So könnten kurzfristige Lösungen aussehen, die in den nächsten sechs bis acht Jahren umgesetzt werden.

In fernerer Zukunft liegt die Einrichtung einer Busringlinie, die vom S-Bahnhof Ismaning (S8) im Osten über die U-Bahn-Haltestelle Garching-Hochbrück (U6), den S-Bahnhof Oberschleißheim (S1), den Dachauer Bahnhof, die S-Bahn-Station Olching (S3) bis zum Bahnhof Fürstenfeldbruck (S4) im Westen führen könnte.

Das allein wird die Straßen nicht leerer machen. Sie müssen also ausgebaut werden. Besonders stark befahren ist die B 304. Die Straße zwischen Dachau und Karlsfeld sei der "Flaschenhals", so Renoth, für sämtlichen Autoverkehr zwischen dem Landkreis und der Stadt München. Wer aus dem nördlichen und mittleren Landkreis nach Süden will, soll sein Ziel zukünftig über die Staatsstraßen 2047 und 2050 erreichen können und damit Dachau und Karlsfeld umfahren. Von der St 2047 und St 2050 sollen Anschlussstellen zu den Autobahnen 92 und 99 sowie zur B 471 geschaffen werden. Autofahrer aus dem Westen des Landkreises sollen eher auf die A8 geleitet werden, wer aus östlicher Richtung kommt, soll schneller die A9 und B 13 erreichen. Das soll den Durchgangsverkehr im Landkreis gering halten. Die Orte Markt Indersdorf und Hebertshausen sollen Umfahrungsstraßen erhalten. Wobei auch dies zu den mittel- bis langfristigen Lösungen gehört, sagte Renoth. Zunächst wichtig sei die Ostumfahrung Dachau, die Südumfahrung Markt Indersdorf, die Umfahrung Petershausen und die Nordumfahrung Pfaffenhofen an der Glonn.

Der Kreisausschuss will sich nun auf Grundlage dieser Daten weiter beraten; erst im nächsten Frühjahr, so Landrat Hansjörg Christmann, könnten erste Beschlüsse gefasst werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: