Braune Wassermassen, überflutete Keller, eingeschlossene Häuser – die Bilder der Überschwemmungen aus den Nachbarländern Österreich, Tschechien und Polen wecken im Landkreis Dachau böse Erinnerungen. Im Juni hatte Dauerregen dort Bäche und kleine Flüsse in reißende Ströme verwandelt, die Glonn verwüstete Petershausen. Auch jetzt regnet es wieder pausenlos, am Montag goss es den ganzen Tag. Und dennoch: Die Lage ist angespannt, aber nicht kritisch.
Ein Einsatz des Katastrophenschutzzentrums, das bei der Bewältigung der Überschwemmung vom Frühsommer gute Dienste geleistet hatte, sei derzeit „nicht geplant“, erklärt Sina Török, Sprecherin des Landratsamts. „Aktuell gehen wir auch nicht von einer Hochwasserlage aus.“ Die Behörde stützt sich auf die Einschätzung des Wasserwirtschaftsamts. Eine akute Gefahr für bebaute Gebiete herrscht demnach nicht. Der Hochwassernachrichtendienst warnt im Landkreis Dachau allerdings vor „Ausuferungen und Überschwemmungen“.
„Punktuelle Einsätze“ bei Feuerwehren und THW
Bis Dienstagfrüh rechnet das Wasserwirtschaftsamt im Landkreis flächendeckend mit Niederschlägen von 30 bis 50 Liter pro Quadratmeter binnen 24 Stunden. Danach soll der Regen aber rasch abklingen. Die erneuten Niederschläge werden die Pegel trotzdem noch mal steigen lassen. An der Amper und der Glonn werden dabei nach aktuellen Prognosen allerdings keine Meldestufen überschritten; die Scheitel sollen in der Größenordnung liegen, die es schon am Samstag gegeben hat und keine größeren Schäden anrichteten.
Bei den Feuerwehren im Landkreis Dachau und dem THW ist die Lage deshalb bislang relativ entspannt. Pressesprecher Maximilian Reimoser von der Kreisbrandinspektion Dachau berichtet nur von „punktuellen Einsätzen“ im Landkreis. Ähnlich stellt sich die Situation für Wolfgang Reichelt, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Dachau, dar. Am Samstag verbuchte die Feuerwehr fünf Meldungen in der Stadt, wobei sie lediglich zweimal tätig werden musste.
An der Gabelsbergerstraße stellten Einsatzkräfte eine mobile Hochwasserschutzanlage auf, um zu verhindern, dass der Gröbenbach überläuft. Diese Schutzmaßnahme bleibe laut Reichelt auch noch ein paar Tage bestehen, bis die Unwetterwarnungen aufgehoben werden. Der Pegel des Bachs, der mitten durch die Stadt Dachau führt, soll wie bereits am Samstag noch einmal auf etwas mehr als 80 Zentimeter steigen.
Mehrere Sandsäcke liegen zusätzlich abholbereit, wie Landratsamtssprecherin Sina Török sagt. Weitere ließen sich bei Bedarf schnell befüllen. Bei der Flutkatastrophe im Juni waren mehr als 1500 örtliche Kräfte von THW, BRK und Feuerwehr im Einsatz. Damals wurden binnen weniger Tage rund 35 000 Sandsäcke gefüllt. Infolge der Überflutungen mussten auch rund 250 000 Liter Heizöl-Wasser-Gemisch abgepumpt und entsorgt werden.
„Wir beobachten die Situation ständig“, sagt Kreisbrandinspektor Reimoser. Im Verlauf des Montags gab es, Stand Mittag, aber nur „die üblichen Einsätze“, die nicht mit den Regenfällen in Verbindung standen. Wolfgang Reichelt erwartet anhand der Wetterprognosen, wenn überhaupt, nur noch vereinzelte Einsätze mit Überflutungen oder mit vollgelaufenen Kellern. Um den Pegel des Pollnbachs nicht zu stark ansteigen zu lassen, hatte die Dachauer Feuerwehr bereits frühzeitig das THW nachalarmiert. Dieses pumpte am Schleißheimer Kanal, der den Pollnbach speist, Wasser ab. Doch bereits am Samstagabend baute das THW die Hochleistungspumpen wieder ab.
Ansteigendes Grundwasser kann Keller unter Wasser setzen
Sven Langer vom THW-Ortsverband Dachau vermeldet sonst keine weiteren Einsätze in Stadt und im Landkreis Dachau. Das THW kontrolliere weiterhin die Pegelstände und treffe Vorkehrungen, Sandsäcke stünden bereit. „Die Lage ist ruhig, aber wir haben weiterhin ein Auge auf das Thema und sind immer in Alarmbereitschaft“, betont Langer.
Reimoser von der Kreisbrandinspektion weist darauf hin, dass im Zuge des Dauerregens auch die Grundwasserstände steigen. Vor allem im Süden des Landkreises, etwa in Karlsfeld, sind die Grundwasserpegel generell hoch. Die Räume könnten daher schnell volllaufen, wenn diese nicht mit Wannen abgedichtet sind. Die Bewohner sollten hier aber größte Vorsicht walten lassen: Bei Wasser im Keller besteht die Gefahr eines tödlichen Stromschlags. Man sollte ihn daher nur betreten, wenn dies gefahrlos möglich ist.