Während alle seit Wochen über den vielen Regen jammern, verzeichnen Wasserkundler sinkende Grundwasserpegel – zumindest bei den kostbaren Schichten weit unter der Erde. Für das saubere Tiefenwasser, noch unberührt von Giften, Dünger und Mikroplastik, gelten andere Gesetze. Deshalb lag ein warnender Grundton in dem Vortrag, den Ferdinand Guggeis vom Wasserwirtschaftsamt München kürzlich beim Tag der Regionen in Erdweg hielt: „Aktuell haben wir im Dachauer Land keine Trockenheit, aber wir sehen, dass sich etwas ändert.“
Wasser war das zentrale Thema der Vortragsreihe am Petersberg, und Guggeis hatte sozusagen einen Füllstandsbericht zur Trinkwasserversorgung gegeben. Immerhin erfolgt diese im Landkreis Dachau komplett aus Grundwasser. Das Wasserwerk Feldgeding etwa pumpt das Trinkwasser für Dachau und Umgebung aus vier Brunnen, die zwischen 141 und 182 Meter tief sind.
Unterirdisch aus Grundwassersicht betrachtet, gehört der Landkreis zum südbayerischen Hügelland, das sich grob zwischen München und Augsburg bis zur Hallertau erstreckt. Der Vergleich der Messergebnisse, die hier an verschiedenen Stellen zwischen 1951 und 2019 gesammelt wurden, zeigt laut Guggeis: „Wir haben ein systemisches Defizit beim Grundwasser, unabhängig davon, wie viel wir entnehmen.“
Drei Faktoren sind laut Guggeis ursächlich: Die Temperaturzunahme, die im Hügelland bereits zwei Grad betrage, dazu mehr heiße Sommer, was statistisch heißt, mehr als neun Tage über 30 Grad. Er betonte: „Wir haben keine Veränderungen von Jahresdurchschnitten, aber im Sommer ist es trockener und im Winter haben wir intensivere Niederschläge. Die Extreme haben zugenommen.“
Die zentrale Frage sei deshalb: „Wie kommen wir vom Niederschlag zu einer Grundwasserneubildung?“. Denn der wenigste Regen komme in tiefen Erdschichten an. Der Großteil verdunste, ein Teil fließe oberflächlich ab, etwa auf Straßen und in Siedlungen. „Im Prinzip können wir sagen, dass Grundwasserneubildung nur im Winter stattfindet“, so Guggeis.
Schon beim Bau ans Wasser denken
Seine Handlungsempfehlungen sind nicht neu, er nennt Rückhaltespeicherung und Versickerung. Denn generell gilt, je mehr befestigte Flächen, desto mehr Regen verdunstet oder fließt ab. Eigentlich schreiben inzwischen auch Gesetze, etwa das Wassergesetz oder das Baugesetzbuch für die Bauleitplanung vor, dass Regenwasser in die Erde abgeführt werden muss. Das Problem sind Altbauten und nicht oder nicht optimal umgesetzte Vorgaben an neuen Häusern.
„Beim Bau von Anfang an das Wasser mitdenken“, lautet deshalb der Rat von Ferdinand Guggeis vom Wasserwirtschaftsamt. Und das bedeutet nicht nur Abstand zu Gewässern halten, sondern insgesamt möglichst wenig versiegeln, Zisternen als Brauchwasser-Speicher an den Häusern nutzen sowie Dächer begrünen, weil raue und bewachsene Oberflächen das Wasser bremsen. Kreative Ideen wie Spielplätze, die überflutet werden dürfen, lassen die Chancen einer weitsichtigen Planung erahnen. Mulden, Rückhalterinnen mit Brücken, „das sieht schön aus, und wenn man es von Anfang an mitplant, verliert man auch nicht viel Fläche“, sagte Guggeis.
Letztlich ist man da auch beim Hochwasserschutz. Auch hier gilt laut Guggeis: „Den Abfluss der Niederschläge verlangsamen, damit sie nicht so schnell am Gewässer ankommen.“ In der Landschaft sei hier vorwiegend die Landwirtschaft gefragt, das beginnt schon bei einer Bepflanzung quer zum Hang, um abfließenden Regen zu bremsen und nebenbei für weniger Bodenerosion zu sorgen.
Guggeis machte auch kein Geheimnis daraus, dass die Bewässerung von Feldfrüchten bald der Vergangenheit angehören wird. Sonderkulturen wie Gemüse dürfen aber auch in Zukunft bewässert werden. Nur nicht mehr kostenlos, auch in Bayern nicht. 13 von 16 Bundesländer haben den Wassercent schon, die Bayerische Staatsregierung wollte ihr Konzept eigentlich im Herbst vorstellen.