Landkreis Dachau:Erinnern und versöhnen

Ob Außenlager oder Foltergefängnisse des KZ-Dachau: Vielerorts erinnern noch nicht einmal Gedenktafeln an die Schrecken des NS-Terrors. Pfarrer Björn Mensing soll helfen, das zu ändern.

Helmut Zeller

Der Landeskirchenrat hat Pfarrer Björn Mensing, 49, zum ersten Landeskirchlichen Beauftragten für evangelische Gedenkstättenarbeit ernannt. Damit will die Kirchenleitung die evangelische Arbeit an Gedenkstätten der NS-Diktatur in Bayern als Orte einer breiten gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus unterstützen. Wie der Landeskirchenrat weiter mitteilt, soll Mensing, seit 2005 Pfarrer der evangelischen Versöhnungskirche an der KZ-Gedenkstätte Dachau, künftig Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen beraten, die an den Orten des NS-Terrors aus evangelischer Perspektive einen Beitrag zur Erinnerungsarbeit leisten wollen. Eine gewaltige Aufgabe: An zahlreichen Orten in Bayern befanden sich Außenlager der Konzentrationslager Dachau und Flossenbürg, dazu Foltergefängnisse und Lager für Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Meist erinnert bis heute kein Mahnmal an die Verbrechen und an die Opfer.

Landkreis Dachau: Ernannt zum Landeskirchlichen Beauftragten für evangelische Gedenkstättenarbeit: Björn Mensing.

Ernannt zum Landeskirchlichen Beauftragten für evangelische Gedenkstättenarbeit: Björn Mensing.

(Foto: DAH)

Kirchengemeinden, kirchliche Jugendorganisationen und Erwachsenenbildungswerke könnten, so der Landeskirchenrat, gemeinsam mit anderen örtlichen Partnern wichtige Beiträge zur Entwicklung einer lebendigen Erinnerungskultur leisten. Mensing erklärte deren Bedeutung so: "Wo deutlich wird, wohin in der eigenen Nachbarschaft und Gemeinde Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit schon einmal geführt haben, können Menschen gegenüber aktuellen rechtspopulistischen Parolen sensibilisiert werden. Wo man sich mit Persönlichkeiten beschäftigt, die ihrem christlichen Gewissen folgten, Verfolgten halfen und Widerstand leisteten, kann heute Zivilcourage wachsen." Der gebürtige Lüneburger studierte Theologie und Geschichtswissenschaften in Kiel und München, wo er vor zwanzig Jahren mit einer Studie über die Verstrickung der bayerischen Pfarrerschaft in den Nationalsozialismus promoviert wurde. In einem Forschungsprojekt beschäftigte er sich mit Biographien evangelischer Opfer des Nationalsozialismus und mit deren Wirkungsgeschichte.

Die Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau besteht seit 1967 und wurde durch ehemalige KZ-Häftlinge aus dem Ausland und dem Ökumenischen Rat der Kirchen initiiert.

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