Landkreis:Boom am Bau

Die Umsätze der Bauunternehmen im Landkreis sind deutlich höher als im Vorjahr. Besonders die Nachfrage nach Wohnungen steigt - bei vollen Auftragsbüchern können die Firmen auch die Preise anheben

Von Helena Schmidt

Landkreis: Die Nachfrage nach Wohnungen ist auch in Dachau groß. Am Udldinger Hang entsteht derzeit ein neues Wohngebiet.

Die Nachfrage nach Wohnungen ist auch in Dachau groß. Am Udldinger Hang entsteht derzeit ein neues Wohngebiet.

(Foto: Toni Heigl)

Bauen liegt im Trend. Diesen Eindruck legen zumindest die neuesten Zahlen für den Landkreis Dachau nahe: 3,37 Millionen Euro haben die neun im Kreis registrierten Bauunternehmen in diesem Juni nach Angaben des Bayerischen Landesamts für Statistik umgesetzt. Damit ist der bauhauptgewerbliche Umsatz um sechs Prozent höher als im Vergleichszeitraum ein Jahr zuvor.

"Die Auftragslage ist super", lassen mehrere örtliche Betriebe verlauten. Dass die Firmen "alle gut ausgelastet" sind, bestätigt auch Wolfgang Reischl, Bauunternehmer und Obermeister der Bauinnung Dachau. Aufträge im Wert von 3,6 Millionen Euro sind bei den Fachfirmen im Landkreis, die im Hoch- und Tiefbau tätig sind, im Juni eingegangen. 39 Prozent beträgt der Zuwachs zum Vorjahreszeitraum. Die positive Entwicklung des Bauhauptgewerbes im Kreis entspricht einem landesweiten Trend. Die im Juni in ganz Bayern eingegangenen Aufträge haben ein Volumen von 1,17 Milliarden Euro. Verglichen mit dem Juni des Vorjahres sind die Auftragseingänge um ein Fünftel höher.

"Wir haben mehr geplant als gebaut", sagt Andreas Meyer, Leiter der Abteilung Tiefbau des Bauamts Dachau. Die bauliche Aktivität der Stadt Dachau sei nicht dafür verantwortlich, dass der Umsatz im Straßenbau so deutlich gestiegen ist. Von den 1,65 Millionen, die im gesamten öffentlichen Bauwesen und dem Verkehrsbau umgesetzt wurden, entfällt mit 1,5 Millionen Euro der Löwenanteil auf den Bereich des Tiefbaus. Im Juni des Vorjahres betrug der Umsatz im Bereich des Straßenbaus nur 828 000 Euro. Dabei seien große Projekte, die viel Geld verschlingen, in diesem Sommer gar nicht umgesetzt worden, so Meyer. "Es hängt sicherlich nicht mit den großen Maßnahmen zusammen. Man kann die Aufträge der Firmen nicht nur auf den Neubau herunter brechen", sagt Kreisbaumeister Georg Meier vom Landratsamt über die drastische Umsatzsteigerung im Straßenbau. Die Kosten für die Sanierung und Instandhaltung des bestehenden Straßennetzes müsse man auch dabei bedenken. Ein weiterer inzwischen gewichtiger Kostenfaktor ist für das Landratsamt zudem erst seit geraumer Zeit von Belang: "Der Radwegebau drängt in den Vordergrund. Wir versuchen, das Radwegenetz im Landkreis Dachau immer mehr zu vervollständigen."

Der Aufschwung im Bauhauptgewerbe ist jedoch nicht nur auf Investitionen in neue Radwege zurückzuführen. Neben dem Straßen- spielt der Wohnungsbau eine bedeutende Rolle: Einen Umsatz von 1,5 Millionen Euro haben die Dachauer Betriebe beim Wohnungsbau gemacht. "Die Leute investieren ihr Geld nicht mehr in Aktien, sondern in Betongold," sagt Kreisbaumeister Meier. "Das Bauhauptgewerbe profitiert momentan von der Eurokrise."

Die positive Entwicklung sei jedoch nicht nur auf diesen Juni zu begrenzen, sagt Obermeister Reischl, sondern sei von Dauer. Es werde seit einigen Jahren immer weniger in den gewerblichen Bau und dafür mehr in den Wohnungsbau investiert. Die steigende Nachfrage treibt die Preise in die Höhe. Aufgrund schlechter wirtschaftlicher Zeiten in der Vergangenheit sind viele Firmen vom Markt verschwunden. "Das hat zur Folge, dass die noch existierenden Firmen gut ausgefüllt sind. Wenn es wieder bergauf geht, können sie es sich erlauben, die Preise anzuheben", sagt Meier. Dass die Auftraggeber in den letzten Jahren mehr ausgeben mussten, weiß auch Andreas Meyer vom Bauamt: "Wenn die ausführenden Unternehmen eine Vollbeschäftigung haben, nehmen sie nur noch Aufträge, bei denen die Preise stimmen." Doch im Gegensatz zu Privatinvestoren, "die zahlen müssen, was der Markt fordert", hat das Landratsamt mehr Spielraum. "Wir haben einen gewissen Vorlauf. Bei uns schlägt das nicht so durch wie bei Leuten, die ihre Projekte schnell umsetzen müssen", sagt Kreisbaumeister Meier. Im Herbst, wenn die Firmen noch nach Aufträgen für das kommende Jahr Ausschau halten, hole man Angebote der Unternehmen ein: "Wenn Sie den günstigen Zeitpunkt erwischen, dann kriegen Sie noch relativ vernünftige Preise."

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