Süddeutsche Zeitung

Landgericht München II:Selbsternannte Ordensanwärterin muss aufgelöstes Kloster verlassen

  • Die 39-jährige Claudia Schwarz weigert sich seit mehr als zwei Jahren, das inzwischen aufgelöste Kloster Altomünster zu verlassen.
  • Mit ihrem Vorgehen hat sie bereits die Deutsche Ordensoberenkonferenz gegen sich aufgebracht.
  • Nun rückt ihr Auszug näher: Das Landgericht München II hat ihre Klage abgelehnt, mit der sich die Juristin gegen den Auszug gewehrt hat.

Von Helmut Zeller, Altomünster

Seit mehr als zwei Jahren weigert sich die selbsternannte Postulantin Claudia Schwarz, das aufgelöste Kloster Altomünster zu verlassen - doch jetzt scheinen ihre Tage in dem jahrhundertealten Nonnenkloster gezählt. Der Fall der 39-jährigen Juristin Claudia Schwarz, die sich als Ordensanwärterin versteht, hat in ganz Bayern Aufsehen erregt. "Gott will, dass ich bleibe", erklärte Claudia Schwarz immerzu.

Am Montag hat nun die Erzdiözese München und Freising einen Etappensieg errungen. Das Landgericht München II wies die Klage der 39-Jährigen ab, die sich damit gegen ihren Auszug wehrte. Claudia Schwarz hat zuletzt durch ihre Weigerung auch die Deutsche Ordensoberenkonferenz (DOK) gegen sich aufgebracht.

Die Ordensoberen verurteilten deren Verhalten mit deutlichen Worten: Schwarz beschädige das Ansehen aller Ordensgemeinschaften in Deutschland, hieß es in einer Erklärung vom Freitag vergangener Woche. Das Erzbistum kann nach dem Urteil nun ein Zwangsgeld bis zu 250 000 Euro anordnen oder Ersatzhaft beantragen, um die 39-Jährige zum Auszug zu zwingen. Bei der Erzdiözese hieß es zunächst nur: "Wir prüfen die nächsten Schritte." Schwarz erklärte am Montag, das Gericht habe einen falschen Schluss gezogen. Sie kündigte gegen die Entscheidung Berufung an. Aber der Erfolg eines Berufungsverfahrens wird allgemein in Zweifel gezogen.

Die 39-Jährige berief sich vor dem Landgericht auf einen Vergleich aus dem Jahr 2017: Im Dezember 2016 hatte der Vatikan das Kloster des Birgitten-Ordens in Altomünster aufgelöst. Der Vatikan hatte diese Entscheidung getroffen, weil dort nur noch eine Nonne lebte, Apollonia Buchinger. Die Mindestbesetzung besteht aber aus drei Ordensfrauen. Apollonia, die zunächst auch nicht gehen wollte, zog vor einem Jahr nach Vilseck in der Oberpfalz um. Claudia Schwarz wollte die Entscheidung des Vatikans, der die Klostergebäude in den Besitz der Erzdiözese München und Freising übergab, nicht akzeptieren.

Für Schwester Apollonia formulierte sie einen Widerspruch beim Vatikan gegen die Kloster-Auflösung - und blieb im inzwischen menschenleeren Kloster, das nachts von einem Wachdienst kontrolliert wird. In dem Vergleich, so Claudia Schwarz, sei vereinbart worden, dass sie bis zu einer endgültigen Entscheidung der Apostolischen Signatur über ihre Klage gegen die Kloster-Auflösung bleiben könne.

Aus Rom wurde zwischenzeitlich signalisiert, dass die Klage wohl zurückgewiesen wird. Richter Marcus Preißinger kam am Montag zu dem Schluss, dass auch diese Vorentscheidung schon für den vereinbarten Auszug genügt. Über Stunden hatte er zuvor an zwei Terminen Zeugen gehört, um herauszufinden, was in dem Vergleich tatsächlich vereinbart worden war.

Die Erzdiözese, die in Schwarz eine hartnäckige Hausbesetzerin sieht, hat nun die Handhabe, ihren Auszug aus dem Kloster zu erzwingen - sofern sie in einer Berufungsverhandlung nicht doch noch Erfolg hat. Claudia Schwarz legt Wert darauf, dass sie das Kloster nicht besetzt habe. Sie sei in Übereinstimmung mit Apollonia im Advent 2015 eingezogen, um dort nach zwei Jahren Novizin zu werden. Die DOK erklärte, dass ihr Weg in völligem Widerspruch zu den Regeln einer Ordensgemeinschaft stehe - es fehle jede geistliche Anleitung und Ausbildung, weil keine Schwesterngemeinschaft mehr existiere.

Der Fall offenbart eine menschliche Tragödie. Claudia Schwarz wuchs als Kind in einem kleinen, christlich geprägten Dorf bei Wolfratshausen auf. Die Eltern ließen das Mädchen taufen, um es ihm nicht unnötig schwer zu machen. Ihr Leben lang wollte sie Nonne werden. Sie investierte, wie sie sagt, ihre ganzen Ersparnisse in die Prozesse. Ob der Klosterstreit nun ein Ende findet, ist unklar. "Gott wird dafür sorgen. Ich bin sein Kind. Ich bin seine Braut", sagte Claudia Schwarz.

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SZ vom 13.03.2018/imei
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