Landgericht Memmingen:Urteil im Mord an einer Karlsfelderin

In einer Klinik tötete ein 18-jähriger Schüler eine Frau aus Karlsfeld, nachdem er versucht hatte sie zu vergewaltigen. Das Gericht blieb nur knapp unter der höchstmöglichen Jugendstrafe.

dpa

Wegen Mordes und versuchter Vergewaltigung einer 39 Jahre alten Karlsfelderin in einer Allgäuer Klinik hat das Landgericht Memmingen einen Schüler zu neuneinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt. Damit blieb das Gericht nur knapp unter der höchstmöglichen Jugendstrafe von zehn Jahren. Der 19-Jährige habe schwerste Schuld auf sich geladen, sagte die Vorsitzende Richterin am Donnerstag in der Urteilsbegründung: "Es war eine Tat von ungeheurer, unbändiger Gewalt, die brachial ausgeführt wurde." Es war die Nacht zum 27. März 2012: Der damals 18-Jährige aus Schwäbisch Gmünd ging als Patient einer Fachklinik im Unterallgäuer Kurort Bad Grönenbach nach einer Feier ins Zimmer der 39-jährigen Kinderpflegerin und bedrängte sie sexuell. Die körperlich unterlegene Frau aus Karlsfeld versuchte, sich ihm zu widersetzen und schrie laut um Hilfe. "Der Schrei war der Auslöser für die Tötung", sagte die Richterin.

Der 18-Jährige würgte die Frau, rang sie zu Boden und warf sich mehrmals mit voller Wucht auf sie. "Dabei hat es ihre Leber in der Mitte zerfetzt." Da sie danach immer noch Regungen zeigte, stach er mit einem Fieberthermometer und einer Nagelschere mehrmals zielgerichtet auf ihre Brust und ihren Hals ein. Etwa eine halbe Stunde später ging der Angeklagte noch einmal in das Zimmer der Frau und verging sich am regungslosen Körper seines Opfers. Eine Putzfrau fand die nackte Leiche der Frau am nächsten Morgen auf dem blutbespritzten Bett. Der Schüler reiste noch am gleichen Tag ab, da sein vierwöchiger Klinikaufenthalt beendet war. Eine Woche später wurde er festgenommen - Zeugenaussagen und DNA-Spuren hatten ihn überführt.

Zum Prozessauftakt hatte der Angeklagte ein Teilgeständnis abgelegt. Viele Details aus seinem jungen Leben waren bei der Verhandlung ans Licht gekommen. Zum Beispiel, dass er als Kind misshandelt und vernachlässigt wurde, zeitweise in einer kleinen Abstellkammer leben musste und kaum zu Essen bekam. "Was ich getan habe, tut mir schrecklich leid", sagte er in seinem Schlusswort.

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