Landgericht:"Ein herzensguter Mensch"

Ehemann nimmt seine angeklagte Frau im Prozess um mutmaßlichen Mordversuch trotz weiterer perfider Pläne in Schutz

Von Andreas Salch, München/Dachau

In dem Prozess um eine Mutter, die sich vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten muss, weil sie 2008 das jüngste ihrer drei Kinder dazu angestiftet haben soll, den Vater hinterrücks mit einer Hantel zu erschlagen, hat am Dienstag überraschenderweise der Ehemann der Angeklagten ausgesagt. Bei der fast zweistündigen Vernehmung erklärte der 54-jährige Polizist, der sich zu Beginn des Prozesses noch auf sein Zeugnisverweigerungsrecht berufen hatte, dass seine Frau außer der Attacke mit der Hantel noch weitere Pläne entwickelt habe, ihn aus dem Weg zu räumen. Dies habe ihm sein jüngster Sohn im Frühjahr 2013 berichtet. So soll die 50-Jährige in einen Cocktail ihres Mannes Tabletten gegeben haben. Um welche es sich dabei handelte, ist unklar. Jedenfalls, so der Beamte, habe er nichts bemerkt. Er sei nur müde geworden. Außerdem habe ihm sein Sohn erzählt, die Mutter habe geplant, ihn bei einer absichtlich herbeigeführten Reifenpanne mit einem Wagenheber zu erschlagen. Tatsächlich, so der Ehemann, habe er einmal einen platten Reifen am Pkw seiner Frau ausgewechselt. Dabei sei er aber nicht attackiert worden.

Auch bei einem "Indianerspiel" in der Nähe seines früheren Wohnhauses im Landkreis Dachau, bei dem er laut seinem jüngsten Sohn hätte "stranguliert" werden sollen, sei ihm nichts geschehen, sagte der Beamte. Der Grund, dass seine Ehefrau Pläne entwickelt habe, ihn aus dem Weg zu schaffen, sollen Spannungen in der Familie gewesen sein. Angeblich hätten ihn seine Frau und die Kinder nicht mehr leiden können, sagte der Polizeibeamte.

Den Schlag, den ihm sein jüngster Sohn mit einer 1,5 Kilogramm schweren Hantel versetzte, stellte der 54-Jährige als harmlos dar. Er könne sich nur noch erinnern, "dass ich am Kopf was gespürt hab." Dann sei er seinem Sohn hinterhergerannt, um ihn zur Rede zu stellen. Der Bub habe Zuflucht bei der Mutter gesucht. Diese habe den Vorfall aber heruntergespielt und gesagt, der Sohn habe ihn "aus Versehen erwischt". Dann sei die "Sache" für ihn "wieder vorbei" gewesen, berichtete der Ehemann den Richtern der Schwurgerichtskammer. Der jüngste Sohn war zum Zeitpunkt der Tat noch strafunmündig. Laut Anklage soll die Mutter dies ganz bewusst bei ihrem Plan berücksichtigt haben. Der heute 23-Jährige hatte den Schlag mit der Hantel auf den Hinterkopf seines Vaters bei den Ermittlungen nicht bestritten und erklärt: "Ich wollte ihn schon töten", aber er habe "nur halbherzig zugeschlagen". Die Leiche des Vaters, so der Sohn, hätte mit Steinen beschwert und in einem See versenkt werden sollen.

Bei seiner Vernehmung am Dienstag betonte der 54-Jährige jedoch, er sei der Ansicht, dass die Pläne seiner Frau ihn zu beseitigen nicht "ernst gemeint" und nur "Fantastereien" gewesen seien. Er vertrage sich wieder mit ihr. Sie sei "ein herzensguter Mensch."

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