KZ-Gedenkstätte in Dachau:22 Hinweise auf Tor-Diebe

KZ-Tür mit Aufschrift ´Arbeit macht frei" gestohlen

Der histrorische Eingang des ehemaligen KZs in Dachau - vor und nach dem Diebstahl.

(Foto: dpa)
  • In der Nacht vom 1. auf den 2. November 2014 wurde das 100 Kilogramm schwere Tor des ehemaligen Konzentrationslagers in Dachau gestohlen. Von den Tätern fehlt jede Spur.
  • Die Polizei hat sich mit einem Fahndungsaufruf an die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" gewandt. 22 Hinweise hat sie bislang erhalten.

Von Viktoria Großmann, Dachau

22 Hinweise nach der Ausstrahlung

Seit mehr als zwei Monaten ist das Tor des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau mit der Aufschrift "Arbeit macht frei" verschwunden, nun sollten die Fernsehzuschauer helfen. 22 Hinweise gingen bis Donnerstagmorgen bei der Polizei in Fürstenfeldbruck ein, nachdem diese sich am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" an die Öffentlichkeit gewandt hatte. Allzu große Erwartungen habe man nicht gehabt, sagt Ermittler Ulrich Uschold, aber "wir nehmen jeden Strohhalm".

Der Diebstahl, die in der Nacht vom 1. auf den 2. November begangen wurde, hatte weltweit Aufsehen erregt. Das spiegelt sich nun auch in den Zuschaueranrufen. Nicht nur aus ganz Deutschland, auch aus Holland, der Schweiz und England seien Hinweise eingegangen. Zugleich wird daran jedoch die Qualität der Hinweise deutlich: Sie waren allgemeiner Natur, wie Uschold sagt. Die Ermittlungsarbeit wird fortgesetzt. "Wir werden alles penibel bis ins letzte Detail abarbeiten", sagt Uschold. Er ist Leiter des Kommissariats für Staatsschutz, das unmittelbar nach der Tat die Ermittlungen übernahm. Das zeigt, in welchem Milieu die Polizei die Täter sucht.

Mögliche Motive der Täter

Gerhard Drexl, der stellvertretende Leiter des Kommissariats, sagte Moderator Rudi Cerne, ein anderes als ein politisches Motiv für den schweren Diebstahl sei "schwer vorstellbar". Allerdings könnte es den Tätern auch nur um Geld gehen, denn für Nazi-Devotionalien würden im Internet teils sehr hohe Preise geboten. Ein Zusammenhang zu den jenen Männern, die vor fünf Jahren die Aufschrift eines gleichartigen Tors am ehemaligen KZ Auschwitz abgesägt hatten, konnte nicht hergestellt werden.

Zwei Zeugen hatten zwei verschiedene Männer beschrieben, die sie am 1. November gesehen hatten. Beide fuhren demnach einen Kombi und hatten nach dem Weg zur Gedenkstätte gefragt. Die mehr als 100 Kilogramm schwere Tür ist 190 Zentimeter hoch und 95 Zentimeter breit, kann also in einem großen Pkw transportiert werden. Der eine Mann hatte sich als Norweger vorgestellt, der andere laut Beschreibung mit polnischem Akzent gesprochen. Diese Hinweise führten jedoch bislang nicht weiter. Anwohner waren befragt worden, hatten jedoch nichts gehört. Selbst DNA-Spuren, die am Tatort gesichert werden konnten, brachten kein Ergebnis.

"Schwerste Schändung der Gedenkstätte" seit ihrem Bestehen

Direkt neben der KZ-Gedenkstätte befindet sich die Bereitschaftspolizei Dachau. Die Gedenkstätte wird außerdem von einem privaten Sicherheitsdienst bewacht. Bisher konnte die Polizei lediglich den Tatzeitraum auf die frühen Morgenstunden des 2. November eingrenzen. Außerdem geht sie von mindestens zwei, wenn nicht sogar mehr Tätern aus, denn die Diebe mussten das schwere schmiedeeiserne Tor über den Umzäunung der Gedenkstätte hieven.

Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann nennt den Diebstahl die "schwerste Schändung der Gedenkstätte" seit ihrem Bestehen. Das ehemalige Lager, in dem zwischen 1933 und 1945 etwa 200 000 Menschen gefangen gehalten wurden und 41 000 starben, ist immer mal wieder Ziel kleinerer Angriffe geworden. Rechtsradikale Schmierereien oder Parolen mussten mehrmals entfernt werden.

Das Landeskriminalamt Bayern und die Stiftung Bayerische Gedenkstätten haben zusammen insgesamt 10 000 Euro Belohnung ausgesetzt. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck unter der Telefonnummer 08141 / 61 20 entgegen.

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