In Corona-Zeiten:Digitales Gedenken

In Corona-Zeiten: Auch Jean-Michel Thomas, Präsident des Comité International de Dachau (CID), verurteilt Wladimir Putin für dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Auch Jean-Michel Thomas, Präsident des Comité International de Dachau (CID), verurteilt Wladimir Putin für dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Reden, Gottesdienste und ein Konzert können zu den Feierlichkeiten online verfolgt werden

Als Ersatz der ursprünglich vorbereiteten Feierlichkeiten wird man Gedenkreden, Gottesdienste und ein geplantes Konzert nun im Internet erleben können. Am 3. Mai wird die KZ-Gedenkstätte Dachau auf der bis dahin neu gestalteten Internetseite (www.kz-gedenkstaette-dachau.de/aktuelles/liberation) auf Video aufgezeichnete Grußworte übertragen, unter anderem von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sowie CID-Präsident Jean-Michel Thomas. Darüberhinaus werden schriftliche Grußbotschaften von etwa 30 Überlebenden und Befreiern veröffentlicht, wie es in einer Pressemitteilung weiter heißt.

Zu den bewegenden Momenten der Dachauer Gedenkfeier gehört normalerweise jeweils die Niederlegung Dutzender Kränze durch ausländische Botschaften, Bundes- und Staatsregierung, Parteien, Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Gruppierungen, auf die in diesem Jahr wegen Covid-19 ebenfalls verzichtet werden muss. Doch die Projektkoordinatorin für die Befreiungsfeier, Martina Venter, hat auch dafür eine Lösung gefunden. Es könnten Kränze bei einem Dachauer Blumengeschäft bestellt werden, teilte sie den Gruppierungen in einem Schreiben mit. Mitarbeiter des Geschäfts würden die Kränze dann ohne jegliche Zeremonie und ohne Teilnehmer am Internationalen Mahnmal unter Einhaltung der gebotenen Schutzmaßnahmen anliefern und platzieren. "Wir werden die Kränze fotografieren und die Fotos in ein ,Virtuelles Gedenken' integrieren, das wir gerade für unsere Homepage gestalten", so Venter.

Neben der Stiftung Bayerische Gedenkstätten werden auch die Kirchen mit ihrer Gedenkfeier ins Internet ausweichen. Unter dem Motto "We shall overcome" zeichnet die evangelische Versöhnungskirche auf Bitten von Familien überlebender Häftlinge und amerikanischer Soldaten, die am 29. April 1945 Dachau befreit haben, einen kurzen ökumenischen Gottesdienst auf. Daran ist auch die katholische Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte beteiligt. Kirchenrat Björn Mensing sowie Pastoralreferent Ludwig Schmidinger, die Beauftragten der evangelischen und der katholischen Kirche für Gedenkstättenarbeit, sowie Diakon Klaus Schultz von der Versöhnungskirche werden auf Englisch und Deutsch Erinnerungen von Häftlingen an ihre Befreiung vortragen: Sie stammen sowohl von Karl Adolf Groß als auch von Joseph Rovan.

Zudem wird die aus Dachau stammende Sophie Aeckerle, 25, die an der Hochschule für Musik in Karlsruhe studiert, in der Andacht das "Dachaulied" von Jura Soyfer und Herbert Zipper vortragen. Die beiden linksorientierten NS-Gegner kamen aus jüdischen Familien und wurden 1938 aus Wien nach Dachau verbracht. Während Soyfer 1939 im KZ Buchenwald starb, kam Zipper frei und konnte aus Europa flüchten. Zum Gedenken an Jura Soyfer und die anderen KZ-Opfer werden Kerzen entzündet, wie Mensing weiter mitteilt. Veröffentlicht wird das Video unter www.sonntagsblatt.de von diesem Mittwoch, 29. April, 17 Uhr, an. Genau zu der Zeit, zu der vor 75 Jahren die Häftlinge befreit wurden.

Auch ein von der Stadt Dachau geplantes Gedenkkonzert mit dem Jewish Chamber Orchestra Munich an diesem Mittwoch wird nicht wie geplant in der Kirche Heilig Kreuz stattfinden, sondern im Internet zu verfolgen sein. Der Stadt und dem Orchester ist es wichtig, trotz Corona um 20 Uhr einen Stream in kleiner Besetzung über die Webseiten der Stadt Dachau (www.dachau.de) und der Münchner Kammerspiele (www.muenchner-kammerspiele.de) zu bieten.

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