KZ-Gedenkstätte Dachau:Das Grauen miterlebt

Versöhnungskirche erinnert an kürzlich verstorbene Zeitzeugen

Während der Corona-Krise, als keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden durften, erreichten die Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau die traurigen Nachrichten vom Ableben von Zeitzeugen, die der Kirche eng verbunden waren. Wie Pfarrer Björn Mensing, landeskirchlicher Beauftragter für evangelische Gedenkstättenarbeit, mitteilt, soll bei einem Gottesdienst an diesem Sonntag, den 13. September, um 11 Uhr, an Adolph Kurt Böhm, Hermann Niemöller und Ruth Meros erinnert werden. Wer waren die drei Persönlichkeiten?

Der 1926 in Oberfranken geborene Adolph Kurt "Mutz" Böhm starb am 3. Februar in Murnau. Sein jüdischer Vater war 1933 ins KZ Dachau verschleppt worden. Die Familie floh nach seiner Entlassung nach Frankreich, wo nach dem deutschen Überfall erst der Vater und schließlich die ganze Familie untertauchte. Zuvor hatte die "arische" Mutter selbst Verfolgte versteckt und Mutz' Ausweisdokumente gefälscht. Böhm wurde Pianist und Komponist. Sein Besuch in der Versöhnungskirche im Sommer 2018 "wird uns durch seinen feinsinnigen Humor - bei alle Schwere seines Schicksals - immer in Erinnerung bleiben", so Mensing.

Heinz Hermann Niemöller, geboren 1924, war ein Sohn von Martin Niemöller, dem Mitbegründer der Bekennenden Kirche, Überlebendem der Konzentrationslager Sachsenhausen und Dachau - und Prediger bei der Einweihung der Versöhnungskirche 1967. Regelmäßig kam der pensionierte Arzt zum Orgelspiel in der Versöhnungskirche, mehrfach auch für Zeitzeugengespräche. Die Familie rief Björn Mensing an sein Sterbebett in Gauting. Er starb wenig später am 26. März.

Mehrfach in der Versöhnungskirche zu Gast war auch Ruth Meros, geboren 1922 in einer jüdischen Familie in München. Als Jugendliche erlebte sie im November 1938 mit, wie eine Münchner Synagoge brannte und ihr Vater ins KZ Dachau verschleppt wurde. Nach dessen Entlassung konnte die Familie über die Schweiz nach Palästina fliehen. Dort gründete sie später eine Familie - und lebte über lange Zeit jeweils ein halbes Jahr in Israel und in München. Am 21. April ist Ruth Meros im Alter von 98 Jahren verstorben.

Wer am Sonntag an dem Gedenkgottesdienst teilnehmen will, muss sich nicht anmelden. Die Kirche ist über alle Zugänge zur KZ-Gedenkstätte zu erreichen. Im Gottesdienst gelten die üblichen Abstandsregeln.

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