Süddeutsche Zeitung

Kurzkritik:Zwei Anarchisten

Zwei Agenten in geheimer Mission machen Halt in Dachau. Gestoppt hatte sie Kai Kühnel vom Kulturverein Tollhaus-Dachau. Die beiden Herren fielen schon vor Beginn des Konzerts im Café Gramsci auf.

Anna Schultes

Zwei Agenten geben an, "in geheimer Mission" unterwegs zu sein. Sie machen Halt in Dachau. Gestoppt hatte sie Kai Kühnel vom Kulturverein Tollhaus-Dachau. Die beiden Herren fielen schon vor Beginn des Konzerts im Café Gramsci auf. Mäkkelä & Nova kamen in dunklen Anzügen, weißen Hemden und schicken Schuhen. Anbehalten hat der Finne, der solo als Mäkkelä's Trash Lounge auftritt, sein Schuhwerk allerdings nicht.

Dann beginnt Nova das anarchische Spiel, Mäkkelä schaut noch von hinten zu. Später erzählt der finnische Songwriter von seinem ersten Auftritt in London in einem "extrem kleinen, extrem illegalen Club". Die Veranstalter hatten aus ungeklärten Gründen entschieden, Tierdokumentationen auf eine Seitenwand zu projizieren. Als zwei Musiker in Frack auf der Bühne standen, sprangen im Hintergrund Pinguine eine Klippe hinunter. Davon handelt der Song "The Penguins of Notting Hill Gate".

Clark Nova wies darauf hin, dass mehrere Tiere eine Rolle spielen würden. Der Tierschutz liege den Agenten am Herzen. Trotzdem landet ein Lamm, das nach Jahren eigentlich schon kein Lamm mehr ist, im elektrischen Ofen eines Individualisten, der im Wald lebt. Der Berliner verlässt ab und an die Bühne und spielt die Akkorde auf seiner Gitarre an der Bar weiter. Ganz selbstverständlich.

Die beiden Songwriter bedienen sich aus verschiedenen Genres, von Pop und Folk bis zu Country und Blues.

Mit Eiswürfeln, die vom Himmel fallen, kündigen sie im Song "Icecubes" den Weltuntergang für den nächsten Tag an. Seit drei Jahren treten Mäkkelä & Nova zusammen auf, auch in Dachau sind sie beim Zeltfestival Amperitiv im vergangenen Oktober schon zu hören und zu sehen gewesen. Bei so viel bizarrer Unterhaltung kann man nur froh sein, dass die Welt am Ende doch nicht untergegangen ist. Die Mission des skurrilen Duos kann also weitergehen.

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Quelle:
SZ vom 28.05.2011
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