Kurzkritik:Karikiert

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Bidla-Buh-Sänger und Trompeter Hans Torge Bollert. (Foto: Toni Heigl)

Bidla Buh beim Leierkasten

Von Jana Korff, Dachau

"Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre, ich bin zu schade für Eine." Man könnte meinen, bei diesem Satz ist von Frauen die Rede. Der Sänger und Trompeter von Bidla Buh, Hans Torge Bollert, ist allerdings im Zwiespalt: Zu welchem Instrument er neigen soll? Zur Jazztrompete, Barocktrompete, Musikantenstadl-Trompete, Sopranposaune oder Hardrock-Trompete? Er kann und will sich einfach nicht entscheiden. Jede einzelne hat ihre Vorzüge und jede einen ganz speziellen Klang und Farbton.

Letztendlich fällt die Entscheidung des Frontmanns von Bidla Buh auf die Gartenschlauch-Trompete, mit der er eindrucksvoll einen Hochzeitsmarsch vorspielt. Denn: "Er will nur eine ganz alleine." Aber nicht nur die verschiedensten Trompeten werden im Ludwig-Thoma Haus präsentiert. Auch auf dem "kleinsten Flügel der Welt" spielt Bollert beim Konzert für den Dachauer Leierkasten groß auf.

Jan-Frederik Behrend, der von Bollert "der kleine Bruder" genannt wird und durch seinen grimmigen Gesichtsausdruck eher wie ein Miesepeter wirkt, begeisterte das Publikum nicht nur durch seine Künste am Schlagzeug. Seinem Spiel auf dem Koffer-Vibrafon konnte man mit den Augen kaum folgen, so schnell schwang er die Schlägel.

Das Stück "Sekt, Frack und Rock´n Roll" ist ein Wechsel zwischen klassischer Musik, bekannten Kirchenliedern, modernen Pop-Songs und Filmmusik, die die drei Musiker durch einige Textpassagen und der Veränderung der Instrumente neu interpretieren und einen eigenen Klang geben. Die Künstler selbst schlüpften in verschiedenste Rollen. Der dritte "Bruder" im Bunde, Olaf Klindtwort, der verschiedene Gitarren spielte, verwandelte sich zwischendurch in den amerikanischen Country-Musiker Johnny Cash. Als Fußballfans wurden die Töne durch das Pusten in eine Flasche erzeugt und dadurch die deutsche Nationalhymne präsentierten. Passend zur Barocktrompete streiften sie Mozartperücken über und als, gegen Ende der Vorführung, das altbekannte Lied "Mein kleiner grüner Kaktus" mit verschiedenen Ländern verbunden wurde, waren Russland und Mexiko an den Darstellern erkennen.

Nach einem ausgelassenen Abend, bei dem das Publikum mitklatschte, mittanzte und mitsang, verabschiedeten sich die drei adrett im Frack gekleideten Hamburger zurück in den Norden nach Hamburg. Ihr lebhaftes Stück "Sekt, Frack und Rock´n Roll" hat das Publikum sichtlich begeistert. Vor allem bei der Einlage des sogenannten "Blasebalg Fitnessorchester", bei dem Drei ihre Töne nur durch Kniebeugen auf einen Blasebalg erzeugen, tobten die Zuschauer. Der Blasebalg-Flohwalzer überzeugte nicht nur im Klang, sondern war ein Hingucker.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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