Die Weltlage erscheint momentan trist. Doch an den kommenden beiden Wochenenden gibt es eine Möglichkeit, die Heiterkeit zurückzugewinnen: die Ausstellung von Aysim C. Woltmann und Ferdinand Mödl in der Galerie Kunstwerkstatt Karlsfeld. Beim Betreten des Galerieraums breiten sich vor den Augen bunte Holzfiguren und farbenprächtige Bilder in unterschiedlichen Größen aus, die Freude und Fröhlichkeit ausstrahlen und jegliche düstere Stimmung vertreiben.
Die Münchner Malerin Aysim Woltmann ist in Karlsfeld keine Unbekannte. Schon seit Jahren stellt sie immer wieder in der Kunstwerkstatt aus – vor allem ihre bunten Wimmelbilder faszinieren dabei die Besucher. Als sie 2023 letztmals in Karlsfeld ausgestellt hat, waren dabei auch einige Skulpturen ihres Künstlerfreundes Ferdinand Mödl zu sehen. Seitdem haben sie mehrmals an verschiedenen Orten zusammen ausgestellt. Und jetzt eben wieder in Karlsfeld.
Aysin Woltmann und Ferdinand Mödl kennen sich seit 50 Jahren
Seit 2012 gehört die in Istanbul geborene und seit 1963 in München lebende Aysin Woltmann auch dem Karlsfelder Kunstkreis an. Sie studierte wie schon ihr Vater Architektur, fühlte sich damit aber nicht ausgelastet und hängte daher noch ein Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München an. Sie arbeitete zusammen mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann als Architektin, inszenierte daneben Theaterproduktionen in der Münchner Lach- und Schießgesellschaft und war auch Regisseurin für Produktionen des Bayerischen Rundfunks.
Seit mehr als 50 Jahren kennen sie und Ferdinand Mödl sich. Mödl betrieb im mittelfränkischen Pleinfeld am Brombachsee ein Architekturbüro. Er stammt aus einer Schreinerfamilie, sodass es nicht allzu erstaunlich ist, dass er sich vor allem mit Holzarbeiten beschäftigt. Doch, wie er erzählt, schnitzt er seine Werke nicht aus Baumstämmen, sondern fertigt sie aus Lindenholz-Dielen, -Balken und -Brettern an. Eine Frauenfigur in der Ausstellung zeigt er sozusagen im Rohzustand, wodurch man erkennen kann, wie die einzelnen Gliedmaßen aneinander montiert sind. Auch Mödl ist inzwischen Mitglied im Karlsfelder Kunstkreis, wie dessen Vorsitzender Klaus-Peter Kühne beim Pressetermin berichtet.


Mehrere der Figuren Mödls hat Aysim Woltmann bemalt, etwa eine herrlich leuchtende „Meerjungfrau“. Zusammen mit der „Fischer“ genannten Seemannsfigur umrahmt sie zwei 100 mal 60 Zentimeter große Zeichnungen Woltmanns im Stil ihrer Wimmelbilder, die die Titel „Südsee“ und „Fische“ tragen und auf denen neben bunten Fischen, Krokodile, Nixen, Reiher und farbenprächtige Wasserpflanzen dargestellt sind. Nicht nur an dieser Stelle korrespondieren die Werke der beiden Künstler miteinander. So hat Mödl vor die gegenüberliegende Wand einen Surfer auf seinem Brett gestellt, hinter den Woltmann ein Gemälde einer Meereslandschaft mit hohen Wellen gehängt hat. Gleich am Eingang hängt das einzige nachdenklich stimmende Gemälde, das den Namen „Abschied“ trägt – eine Frau, die einer anderen beim Weggehen zuwinkt. Daneben steht die Figur eines Mannes mit einem Messer in der Hand.
Zu manchem Bild sei sie durch eine von Mödls Skulpturen inspiriert worden, sagt Woltmann. Aber auch umgekehrt hat der Bildhauer so manches Motiv aus ihren Gemälden und Zeichnungen als Vorlage für eine Skulptur genutzt. Besonders auffällig dabei sind rote Vögelchen mit großen weißen Augen, die einige der Frauenfiguren zieren. Sie kommen in vielen der Wimmelbilder Woltmanns vor, die zudem erzählt, dass sie beide die hölzernen Piepmätze als Weihnachtsgeschenke für Freunde und Verwandte hergestellt hätten. Ins Auge stechen die Vögel geradezu im Zentrum des Ausstellungssaals, wo drei Tische um eine Stele gruppiert stehen, auf denen die unterschiedlich großen Vögel sitzen. Schaut man genauer hin, muss man lachen: Die Tischbeine sind wie Frauenbeine gestaltet, an einem Möbelstück sogar mit Stöckelschuhen an den Füßen. Rundum an der Stele sind Zeichnungen Woltmanns von weiteren größeren und kleineren Tischen zu sehen.
Doch nicht immer sind die Bild-Skulptur-Kombinationen gemeinsam und gleichzeitig entstanden. „Ich habe auch alte Bilder ausgegraben“, so Woltmann. Und davon hat sie viele, denn fast jeden Tag fertigt „zur Entspannung“, wie sie sagt, ihre herrlich bunten, kleinen Wimmelzeichnungen. Tausende davon habe sie in ihrer Wohnung - nicht an den Wänden aufgehängt, sondern wie in Bücher in Regalen nebeneinander aufgestellt.
Wenn die beiden Künstler sich doch gemeinsam an die Arbeit machen, haben sie laut Woltmann keine konkrete Vorstellung davon, was entstehen werde: „Wir fangen einfach an, weil es uns gut tut.“ Was dabei herauskommt, strahlt auch auf den Betrachter positiv aus.
Eine Vernissage für die Ausstellung gibt es leider nicht, denn aus Brandschutzgründen dürfen sich in der Galerie nicht mehr als 20 Personen gleichzeitig aufhalten. Die Ausstellung ist an den beiden kommenden Wochenenden, Samstag/Sonntag, 15./16. März und 22./23.März, jeweils von 14 bis 17 Uhr geöffnet.