Kunstaustausch:Poesie aus Ton und Mineralien

Die aus Brasilien stammende Künstlerin Izer Campos zeigt ihre Keramikarbeiten im Laden ihrer Dachauer Freundin Claudia Flach

Von Marie Groppenbächer, Dachau

Izer Campos wurde im Inneren von Minas Gereis geboren, einem brasilianischen Bundesstaat. Sein Name leitet sich aus dem großen Erzvorkommen ab. Als Kind wohnte die Künstlerin auf dem Land und musste jeden Tag einige Kilometer bis zur Schule laufen. Auf dem Weg sammelte sie Kristalle, die sie aus kleinen Abhängen am Straßenrand brach. Auf dem Rückweg, die Sonne stand am höchsten Punkt, stiegen vom staubigen Weg Glimmerwolken auf. "Ich ging barfuß, als ob ich auf Sternen laufen würde. Es war zauberhaft", erinnert sie sich. Die Eindrücke von damals verarbeitete Izer Campos in ihrer Arbeit "Mein Ursprung liegt im Mineral", die sie 2014 im Dachauer Schloss ausstellte. Anlass war das internationale Austauschprojekt der Künstlervereinigung Dachau (KVD) "Treffpunkt Dachau - Ursprung und Gegenwart". 27 Künstler aus vier Kontinenten trafen sich, machten gemeinsame Workshops und tauschten ihre Erfahrungen und Techniken aus. Drei Wochen lang waren sie in Dachau zu Besuch und schufen dort ihre Werke. Die brasilianischen Künstler wurden von Claudia Flach betreut. Die in Dachau beheimatete Keramikerin setzt sich schon seit vielen Jahren für einen Kunstaustausch ein.

Mit Izer Campos verbindet sie inzwischen eine 20-jährige Freundschaft. Die beiden Frauen lernten sich 1998 bei einem Künstleraustausch in Südamerika kennen. Seither hegen und pflegen sie diese Verbindung. 2003 reiste Claudia Flach mit einer Künstlergruppe aus Dachau nach Belém in Brasilien. Sie besuchten die brasilianische Künstlerin auf ihrer Fazenda, einem Landgut und eigens von ihr erschaffenen Ort, an dem Künstler zusammenkommen können, um sich auszutauschen und gemeinsam zu arbeiten. 2006 wiederholte Claudia Flach die Reise mit Künstlern aus Nürnberg. Um alte Freundschaften aufrecht zu halten, flog Izer Campos vor wenigen Wochen wieder nach Europa. Da blieb ein Besuch in Dachau natürlich nicht aus. Zumal Claudia Flach sie eingeladen hatte, ihre Stücke in ihrem Laden in der Pfarrstraße 5 auszustellen.

Kunstaustausch: Die kleinen Gesteine eingelassen in festen Ton symbolisieren den künstlerischen Austausch.

Die kleinen Gesteine eingelassen in festen Ton symbolisieren den künstlerischen Austausch.

(Foto: Toni Heigl)

Kleine glitzernde, schimmernde Steine, eingebrannt in festen Ton - in den kleinen Kunstwerken von Izer Campos steckt mehr als die Verbindung zweier unterschiedlicher Materialien. In ihnen spiegelt sich ihre Geschichte und ihre Verbindung zu Dachau wider. Die in Ton eingebrannten, aus Minas Gereis stammenden Steine sind Ausdruck ihres kulturellen, künstlerischen und technischen Austausches. Claudia Flach beschreibt es so: "Ich bin eher die Technische und Izer die Poetische."

Izer Campos arbeitet mit unterschiedlichen Materialien, mit Installationen und malt Bilder. Zwei ihrer Bilder sind auch Teil der Ausstellung. Claudia Flach hingegen hat sich spezialisiert. Sie hat Bau- und Gebrauchskeramik gelernt und ist seit 1981 selbständige Keramikerin.

Izer Campos bedeutet die Zusammenarbeit sehr viel. Sie sagt, dass sie unglaublich viel von ihrer deutschen Kollegin lernen könne. Ihre "primitiven" Techniken verbinden sich mit den ausgebildeten von Claudia Flach.

Kunstaustausch: Izer Campos und Claudia Flach.

Izer Campos und Claudia Flach.

(Foto: Toni Heigl)

Das unterschiedliche Ergebnis zeigen die Stücke. Manche der Tonarbeiten haben eine schwarz-weiße Farbe, andere eine rot-braune. Das liege an der Art des Brennens, erklärt Claudia Flach. Normalerweise härtet Izer Campos den Ton auf ursprüngliche Art. Feldbrand wird diese älteste Form der Keramikherstellung genannt, bei der das Objekt in einer Erdkuhle, mit Erde bedeckt, langsam durchglüht. Die schwarze Farbe kommt vom Ruß, die weiße Färbung entsteht durch Oxidation. Claudia Flach hat in ihrer Werkstatt professionelle Brennöfen, die weit über 1000 Grad erhitzen können. Der Ton bleibt rötlich und wird robuster. So lassen sich manche der Kunstobjekte dank Glasurüberzug zu Gebrauchsgegenständen umfunktionieren. Ein Novum für Izer Campos. Nach dem Wiedersehensfest vom Mittwoch können die Tonarbeiten nun noch bis kommenden Montag im Laden von Claudia Flach bewundert und natürlich auch erworben werden.

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