Kunstauktion im Wasserturm:Zum zweiten, zum dritten, verkauft!

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Etwa 50 Besucher bieten bei der elften Auktion im Wasserturm um die Wette. Knapp die Hälfte der 150 Kunstwerke finden einen neuen Besitzer. Am Ende kommen 6900 Euro zusammen, die der Förderverein erhält

Von Andreas Förster, Dachau

Bei der elften Kunstauktion im Dachauer Wasserturm gab es mit 150 Kunstwerken so viel zu ersteigern wie noch nie. Der Erlös in Höhe von 6900 Euro kommt dem Förderverein zugute. Etwa 50 Interessierte sind bei der Auktion am Sonntag dabei. Viele haben schon am Vortag die Exponate besichtigt, darunter eine mehr als 100 Jahre alte historische Schießscheibe inklusive schrotgefüllten Einschusslöchern. "Ein klassischer Dachbodenfund", erklärt Josef Lochner. Das Vorstandsmitglied des Fördervereins Wasserturm hat die Rolle des Auktionators von Wolfgang Gerstner übernommen, dem im Sommer verstorbenen Dachauer Glasermeister und Kunstsammler. Einige Exponate aus dessen Nachlass, darunter ein Blumenstillleben vom Dachauer Landschaftsmaler Simon Hohenegger, alle perfekt gerahmt, gingen als Spende an den Wasserturm und sind zu ersteigern. Alle Werke sind Spenden von privaten Sammlern oder Banken aus der Region, von Gönnern oder den Künstlern selbst.

Das frühe Selbstbildnis von Heiko Klohn. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach der Begrüßung bittet der Schriftführer des Fördervereins, Gerhard Niedermair, die Besucher um eine Gedenkminute für Gerstner. Trotz des engen Zeitfensters von zwei Stunden gibt Auktionator Lochner, Kunstsammler und Galerist aus Dachau, den Beuschern zu jedem Kunstwerk oder Künstler einige Hintergrundinformationen. Um den Anreiz des Bietens zu erhöhen, wurden bewusst niedrige Aufrufpreise angesetzt. So ergibt sich das eine oder andere Bietergefecht. Kurios wird es, als eine Bieterin vor Ort mit Lochner selbst um das Thiemann-Aquarell Barmen steigert. Bei Lochner waren während der Vorbesichtigung etliche schriftliche Vorgebote eingegangen, die zum Teil erheblich über dem Ausgabepreis lagen. So auch hier, so dass am Ende die Bieterin den Kürzeren zieht, ihre Schmerzgrenze ist bei 220 Euro erreicht.

Blumenstillleben vom Dachauer Landschaftsmaler Simon Hohenegger. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Schnäppchen macht sie dann aber beim zweiten Thiemann, einem Holzschnitt mit einem Dachauer Stadtmotiv, den sie für 65 Euro ersteigert. Vier weitere Holzschnitte des Malers, der zu den bekanntesten Vertretern der Dachauer Künstlerkolonie zählt, finden überraschenderweise keinen Abnehmer. Sie zeigen Fachwerkhäuser aus Dinkelsbühl und Nürnberg. Auch von Thiemanns Schul- und Malerfreund Walther Klemm bleiben mehrere Tiermotive ohne Gebot. Das Bild "Verführung" hingegen findet eine Käuferin. Damit wird einerseits deutlich, wie sehr der Fokus der meisten Interessenten auf Dachau liegt. Andererseits zeigt es, wie emotional eine Kaufentscheidung häufig ist. "Ein Bild muss mich irgendwie ansprechen", sagt Andreas Pirchmoser, Sammler und Fotograf aus Dachau und Sohn des Künstlers Hans Pirchmoser, der ebenfalls mit einem Linolschnitt in der Aktion vertreten ist. Andreas Pirchmoser kommt, wie viele andere auch, regelmäßig zur Kunstauktion in den Wasserturm. "Preiswerter als hier kann man hochwertige Kunst kaum erwerben", versichert er. Doch die Wände seines Zuhauses reichten bald nicht mehr aus, um alles aufzuhängen. Deshalb beschränkt er sich heute auf drei kleinere Exponate, die seine Sammlung ergänzen. Auch Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann gehört zu den regelmäßigen Besuchern der Auktion. Er war schon vor zehn Jahren dabei. "Mir gefällt die Atmosphäre hier", sagt er. "Außerdem unterstützte ich damit einen guten Zweck", betont Hartmann. Selbst, wenn jemand anderer mehr biete als er, sei sein Gebot ja trotzdem bares Geld für den Förderverein des Wasserturms.

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Alle Werke sind Spenden von privaten Sammlern oder Banken aus der Region, von Gönnern oder den Künstlern selbst.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Bei einigen Bildern entwickelte sich ein munteres Bietergefecht.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Bei der Auktion im Dachauer Wasserturm kamen 150 Werke unter den Hammer.

Am Ende kommen 6900 Euro zusammen. Den höchsten Preis, 600 Euro, erzielt das Bild "Badende drei Frauen" von Otto Fuchs, genannt Aktfuchs, weil er überwiegend Akte malte. Knapp die Hälfte der Exponate fand keinen Käufer. Sie bleiben noch bis Dienstagnachmittag hängen. Darunter sind so illustre Namen wie Horst Janssen mit einem expressiven Offsetdruck Titania sowie ein frühes Selbstbildnis von Heiko Klohn, das Bild Emir mit Haremsdamen von Herbert F. Plahl, das auf dem Flyer zur Kunstauktion zu sehen ist, und Anno 77 von Fred A. Zigldrum. "Beim Nachverkauf von 15 bis 18 Uhr gehen sicher noch viele Bilder weg", ist Lochner überzeugt. "Das zeigt die Erfahrung der letzten Jahre." Die aktualisierte Liste mit den verbliebenen Werken steht im Internet auf der Seite des Fördervereins.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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