Kulturschranne Dachau:Kunst für alle

Bei der Sommerakademie der Dachauer Künstlervereinigung haben Profis mit Laien zusammengearbeitet, Behinderte und Nichtbehinderte. Die Ergebnisse sind heute Abend in der Schranne zu sehen.

Julia Richthammer

Die Sommerpause gibt es nicht nur in der Politik und im Sport, auch die Künstlervereinigung Dachau (KVD) zeigt im August normalerweise keine Ausstellungen in ihrer Galerie in der Kulturschranne. Nun wird sie Schauplatz einer ganz besonderen Ausstellung, in der die Ergebnisse der Kunst-Sommerakademie von KVD und Dachauer Forum präsentiert werden. In fünf Workshops haben die Teilnehmer gemalt, gezeichnet, gedruckt, geschauspielert und Skulpturen aus Ton und Styropor geschaffen. Kurz vor der Vernissage zieht Monika Siebmanns, Vorsitzende der KVD, ein positives Fazit: "Insgesamt war die Sommer-Akademie wirklich erfolgreich. Die Rückmeldungen waren sehr positiv und auch die Ergebnisse können sich sehen lassen." Und weil nach der Arbeit das Vergnügen kommt, freuen sich Dozenten, Kursteilnehmer und Verantwortliche nun auf ihre Ausstellung.

Kulturschranne Dachau: In fünf Workshops lernten die Teilnehmer der Kunst-Sommerakademie viele Facetten der Kunst kennen wie hier Malen und Zeichnen mit Inge Jakobsen und Katrin Schürmann.

In fünf Workshops lernten die Teilnehmer der Kunst-Sommerakademie viele Facetten der Kunst kennen wie hier Malen und Zeichnen mit Inge Jakobsen und Katrin Schürmann.

(Foto: Toni Heigl)

Je nach Struktur des Workshops gibt es mal mehr, mal weniger Resultate auszustellen. Der Kurs von Siebmanns und Wolfgang Sand war ein Arbeitsprozess von einem Selbstporträt über eine Gipsnegativschale hin zur vollplastischen Porträtskulptur. Die Künstler arbeiteten länger an einem Projekt. "Das war anstrengend für die Teilnehmer, weil sie diesen Prozess durchhalten mussten", erzählt Siebmanns. Besonders produktiv waren die Teilnehmer des ersten Workshops, weil sie mit verschiedenen Techniken wie Zeichnen, Malen und Lasur gearbeitet haben. Auch in der Druckwerkstatt wurden viele unterschiedliche Resultate erzielt. "Diese Technik verführt zum Reproduzieren in verschiedenen Farben und Techniken."

Das Besondere an der Kunst-Sommerakademie Dachau ist ihr inklusiver Charakter, der in der Zusammenarbeit mit dem Franziskuswerk Schönbrunn entsteht. Das Angebot richtet sich ausdrücklich an alle Menschen, egal ob Profis oder Laien, Menschen mit oder ohne Behinderung. Ganz selbstverständlich, ohne Grenzen und Schubladendenken soll jeder an den Workshops teilnehmen können, der sich für die jeweilige Kunstform interessiert, und den "Reichtum in der Begegnung entdecken", wie es Annerose Stanglmayr, Geschäftsführerin des Dachauer Forums, betont. Auf diese Art sind Workshops mit unterschiedlichen Zusammensetzungen und eigener Dynamik entstanden. In einigen Kursen, wie dem Workshop von Katrin Schürmann und Inge Jakobsen oder dem Bildhauerkurs von Siebmanns und Sand, nahmen mehr Menschen ohne Behinderung teil, nur wenige Teilnehmer aus Schönbrunn kamen dazu. Beim Theaterworkshop von Renate Neckermann und der Bildhauerwerkstatt von Dieter Navratil dagegen waren die Schönbrunner unter sich. Für die Verantwortlichen Siebmanns und Stanglmayr gehört aber auch das zur Inklusion: ein Nebeneinander verschiedener Chancen, alles ist möglich, niemand schreibt vor, wie die Gruppen zusammengesetzt sein sollen.

Deshalb war auch nicht geplant, dass am Theaterkurs nur Bewohner des Franziskuswerks teilnahmen. Doch im Nachhinein, findet Neckermann, war die Zusammensetzung der Gruppe genau richtig: "Nur ein Teilnehmer ohne Behinderung, das wäre schwierig geworden." Was dagegen klappen könnte: eine gemischte Gruppe. "Dann könnte man auch mal aufteilen in eine schnellere und eine langsamere Gruppe. Vielleicht würde die langsamere auch von der schnelleren mitgezogen werden."

Im Mal-Workshop funktionierte das selbstverständliche Miteinander. Teilnehmer mit und ohne Behinderung bereicherten sich mit verschiedenen Perspektiven und Herangehensweisen. "Es ist für beide Seiten wichtig, zu erleben, dass man sich gegenseitig bereichern kann, weil sich die Hälften ergänzen", sagt Riccarda Schamberger, Leiterin des Fachdienstes Freizeit im Franziskuswerk. Menschen mit Behinderung gingen an viele Aufgaben ungezwungener heran und seien echter in ihren Gefühlen. Im Workshop von Siebmanns und Sand aber war die einzige Teilnehmerin aus Schönbrunn überfordert, weil ihr motorische Fähigkeiten als Voraussetzung für die Gestaltung einer dreidimensionalen Plastik fehlten. Dennoch war sie mit Begeisterung dabei. "Die Sommerakademie leistet einen positiven Impuls in Richtung Inklusion", findet Schamberger. Sie steht jedem Kunstinteressierten offen, die Freude am Schaffen ist wichtiger als das Ergebnis. "Kunst ist eine geeignete Brücke zwischen Menschen mit unterschiedlichen Begabungen."

Die Vernissage der Ausstellung findet am heutigen Donnerstag um 19 Uhr in der Kulturschranne statt.

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