Kulturförderung verhindert:Auf Sand gebaut

Kulturförderung verhindert: Das Piratenschiff ist seit seiner Einweihung im Oktober 2008 wohl die größte Attraktion des Abenteuerspielplatzes - sie soll bald zurück sein.

Das Piratenschiff ist seit seiner Einweihung im Oktober 2008 wohl die größte Attraktion des Abenteuerspielplatzes - sie soll bald zurück sein.

(Foto: Niels Jørgensen)

Der Abenteuerspielplatz am Karlsfelder See wird nicht zur Open-Air-Bühne. Kommerzielle Veranstaltungen sind untersagt

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Es hätte so schön werden können: Eine laue Sommernacht am Karlsfelder See, alle sitzen gemütlich auf Decken, den Picknickkorb neben sich, lauschen entspannt einem Konzert oder genießen ein Theaterstück - Open Air natürlich. Eine einmalige Kulisse, eine ganz besondere Atmosphäre. So hatte es sich die SPD-Gemeinderätin Beate Full vorgestellt, als sie ihren Antrag stellte. Auf dem Abenteuerspielplatz am See, wo unlängst noch das hölzerne Piratenschiff stand, wollte sie eine Bühne errichten - nicht immer, nur bei Gelegenheit. "Es wäre wie eine Naturarena", schwärmt sie noch jetzt. "Ganz ähnlich dem Musikspektakel am Monopteros im Englischen Garten, das die SPD alljährlich initiiert." Ihre Parteifreunde waren gleich Feuer und Flamme für diese Idee. Doch aus ihrer Vision wird nichts. "Die Zeit ist wohl noch nicht reif dafür", sagt Full enttäuscht. Der Hauptausschuss hat ihren Antrag mehrheitlich abgelehnt.

Der Grund: Das Vorhaben ist zu aufwendig, zu kostenintensiv. "Wir müssten den Abenteuerspielplatz mit Beleuchtung ausstatten", erklärt Geschäftsleiter Francesco Cataldo in der jüngsten Sitzung. "Außerdem müsste man vor jeder Veranstaltung schauen, ob das Gelände in Ordnung ist, danach ebenfalls, womöglich müsste man den hinterlassenen Müll beseitigen. Man müsste prüfen, ob rechtzeitig abgebaut wird. Für den Bauhof wäre das eine Aufgabenmehrung." Auf jeden Fall wäre ein umfangreiches Vertragswerk nötig, so Cataldo. Darin müsste genau festgelegt werden, welche Veranstaltungen wann gemacht werden dürften und wer sich um was kümmert, damit die Kinder dann wieder spielen können. Der Geschäftsleiter hatte bereits Rücksprache mit dem Erholungsflächenverein gehalten, dem das Gelände gehört. Dabei habe der Geschäftsführer des Vereins, Jens Besenthal, darauf hingewiesen, dass auf dem Gelände keine Eintrittsgelder genommen werden dürfen. Der Verein duldet keine kommerziellen Veranstaltungen.

"Ohne Eintritt werden die Veranstalter wohl nicht auftreten wollen, fürchte ich", räumte Full ein. Die anderen Argumente ließ sie dagegen nicht gelten: "Wenn man etwas wirklich will, dürfte das kein Hindernis sein. Ich glaube nicht, dass die Verwaltung überfordert sein wird." Schließlich handele es sich nur um drei vielleicht vier Veranstaltungen im Jahr. Sie hatte sich angesichts des Wunsches vieler Kulturschaffender im Sommer auch Open Air aufzutreten, gedacht dies sei der richtige Platz. Vielleicht nicht für die Orchester, aber zum Beispiel für die Muckerl-Bühne, die derzeit in Karlsfeld keine Auftrittsmöglichkeit hat. Das neue Piratenschiff könne ja auch am Rand stehen.

Doch die CSU sah das anders: "Charmant sind nur die Parkplätze. Aber es gibt keinen Strom, kein Wasser, keine sanitären Anlagen", sagte Ursula Weber. Auch der Untergrund müsste erst auf seine Eignung geprüft werden. Eine Bühne auf Sand zu bauen, könnte problematisch sein. Am schwierigsten fand sie jedoch die Doppelnutzung. Man müsste ja sicher gehen, dass keine Glasscherben und nichts mehr da sei, bevor man die Kinder wieder auf den Spielplatz lasse. Der Aufwand wäre sehr hoch, auch in finanzieller Hinsicht, gab sie zu bedenken. Außerdem würde es vermutlich länger dauern. Wenn samstags eine Veranstaltung wäre, würde es bis Montag dauern bis der Platz wieder hergerichtet wäre. Vizebürgermeister Stefan Handl wandte ein, dass die Kulturschaffenden den Platz gar nicht wollten. Am runden Tisch habe man darüber länger debattiert und den Innenhof der Mittelschule favorisiert, schon wegen der Akustik.

Das Piratenschiff, die Hauptattraktion für viele Kinder, wird also wieder an seinen angestammten Platz kommen. 40 000 Euro hat die Gemeinde dafür in den Haushalt eingestellt.

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