Kulturförderkreis:Wie am Hofe Königin Elisabeths

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Das Weihnachtskonzert des Madrigalchors "Affetti" in Altomünster

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

"Gaudete - Freuet Euch" hatte der Kulturförderkreis Altomünster sein diesjähriges Weihnachtskonzert in seiner Reihe "Alto Barocco" genannt. Es war in der Tat eine wahre Freude, den noch jungen Münchner Madrigalchor Affetti am vergangenen Freitag im Evangelischen Gemeindezentrum der Marktgemeinde zu erleben. Seit gut einem Jahr haben sich die ausgebildeten Sängerinnen und Sänger Maria Martinez Gabaldon (Sopran) aus Spanien, die Rumänin Roxana Lucia Mihai (Sopran) die Österreicherin Maria Margarete Brunauer (Alt), der Brite Tom Smith (Tenor) und der Brasilianer Robson Bueno Tavares (Bariton) mit Affetti der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts verschrieben.

Sie pflegen die hohe Kunst der Madrigale, dieser in der Renaissance und im Frühbarock so beliebten mehrstimmigen musikalischen Form, mit Lust und Leidenschaft. Also ganz so, wie es in einem Stück Arnold von Bruck (1500 bis 1554) heißt: "Singt's gradaus". Da wurde beispielsweise aus "Il grillo - die Grille" des zu seiner Zeit hochberühmten Komponisten und Sängers Josquin Desprez (gestorben 1521) ein kleines Meisterwerk der Tonmalerei.

Anrührend, sehnsuchtsvoll sang Affetti "Il blanco e dolce Cigno" - der schöne und stolze Schwan, dem Jacques Arcadelt (1515 bis 1568) ein hinreißend schönes und unvergessliches musikalisches Denkmal gesetzt hat. Eine Aufforderung zum Tanz, der das Ensemble selbst nur zu gern nachkam, war "Chi la Gagliarda" von Baldassare Donato (1525 bis 1603). Da fühlte man sich fast an den lebenslustigen Hof der englischen Königin Elisabeth I. zurückversetzt. Zwei Madrigale des großen musikalischen Erneuers Claudio Monteverdi (1567 bis 1643) sang dieser Ausnahme-Chor so innig, dass sich niemand im - leider nicht voll besetzten - Konzertraum dieser Musik gewordenen Gefühlswelt entziehen konnte.

Selbstredend gehört in die Weihnachtszeit auch die entsprechende Musik. Affetti hatte unter anderem mittelalterliche, an gregorianische Musik erinnernde Werke anonymer Komponisten ausgewählt. "O Magnum mysterium" des Spaniers Tomás Luis de Victoria (1548 bis 1611) ließ erahnen, wie Weihnachten war, als es noch nicht allerorten hieß "süßer die Kassen nie klingeln". Das "Canconiero de Upsala" ist eine Sammlung spanischer Weihnachtsweisen, die 1556 in Venedig gedruckt wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie nach der schwedischen Universitätsstadt Uppsala benannt, weil dort die weltweit einzige Kopie dieses Konvoluts aufbewahrt wird. Eine echte Europa-Geschichte also. Affetti hatte zwei Lieder aus diesem Liederbuch ausgewählt, bevor mit einem der schönsten deutschen Weihnachtslieder, nämlich "Es ist ein Ros entsprungen" von Michael Prätorius (1571 bis 1621), ein ebenso stimmungsvolles wie außergewöhnliches Konzert offiziell zu Ende ging. Wie sehr Affetti damit den Nerv seiner Zuhörer getroffen hatte, zeigte deren begeisterte Reaktion: Erst nach drei Zugaben konnte der Madrigalchor die Bühne verlassen.

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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