Endlich! Endlich wieder Musik, die nicht gestreamt wird oder aus der Konserve kommt, sondern live zum lebendigen Ereignis wird zwischen Musizierenden und Zuhörern. Möglich gemacht hat das - außer dem vorerst gnädigen Nachlassen der Pandemie - das Vivaldi Orchester Karlsfeld, das am Samstag Abend im Karlsfelder Bürgerhaus erstmals nach langer, Corona geschuldeter Pause wieder auftrat.
Die Rückkehr ins Leben mit Musik hatten das Orchester und seine Leiterin Monika Fuchs-Warmhold unter das optimistische Motto "O`zupft is" gestellt. Aber einfach war der Neubeginn natürlich nicht. "Er war ein Wagnis für uns", sagte Fuchs-Warmhold nach dem Konzert. Ein Wagnis deshalb, weil nur vier Wochen Probezeit zur Verfügung standen, nachdem sich die reale Chance eines Auftritts abgezeichnet hatte, und weil selbst dann nur jeweils zehn Personen zusammen proben konnten. Und weil nicht nur im Saal des Bürgerhauses sondern auch auf der Bühne die Abstandsregeln eingehalten werden mussten und somit nur 19 Musiker und Musikerinnen, etwa die Hälfte des regulären Orchesters, auf der Bühne Platz fanden.
Trotz, oder vielleicht gerade wegen dieser Schwierigkeiten wurde das Konzert zum starken Statement für die Notwendigkeit von Kultur. Es machte deutlich, wie sehr das Machen und das Hören von Musik im lebendigen Austausch der Musiker und Musikerinnen und des Publikums beiden Seiten gefehlt hatten: Auf der Bühne wurde mit spürbarer Leidenschaft musiziert und das Publikum reagierte mit ebenso spürbarer Freude und Dankbarkeit für den Hörgenuss.
Monika Fuchs-Warmhold hatte ein Programm ausgesucht, das vor Lebensfreude nur so sprühte. Es reichte von Kompositionen Henry Purcells, einem Rondeau aus dessen Abdelazer -Suite sowie Air und Entry Dance aus "Fairy Queen", die barockes Selbstbewusstsein und Vitalität ausdrücken, bis hin zur "Serenade Espagnole" von Francois Menichetti und einem traditionellen südamerikanischen Stück.
"Machen Sie die Augen zu und erinnern Sie sich an schöne Dinge, die das Leben reicher machen", empfahl Angelika Tausch, die mit viel Charme durchs Programm führte, den Zuhörern bei der Ansage von Giuseppe Manentes "Reverie de Poète". Ganz neu einstudiert hatte das Orchester ein Stück des 1970 geborenen Franzosen David Laheurte aus dessen "Mandoline Project", in dem Romantik und Anklänge an Heavy Metal eine temperamentvolle Verbindung eingehen.
Mit viel Begeisterung reagierte das Publikum auf eine Adaption der Filmmusik aus dem "Paten" von Nino Rota für Zupfinstrumente, in der, sehr italienisch, melancholische Passagen im Wechsel mit schnellen Tarantella-Klängen auf die Wurzeln der US-amerikanischen Mafia verweisen.
Als Zugabe gab es Musik zu hören, die auf englische Tänze der Renaissance zurückgeht und von Anna Maria Speckner ursprünglich für Cembalo niedergeschrieben und später für ein Zupf-Orchester arrangiert wurde. Und weil Mandoline und Mandola schließlich typische Instrumente der italienischen Musik sind, verabschiedeten sich Fuchs-Warmhold und ihr Orchester zuletzt mit der beschwingten neapolitanischen Canzone "Come facette Mammetta", die große Lust auf das Leben nach Corona machte.
Als "wunderschönen Einstieg in - ich hoffe - bessere Zeiten für Kunst und Kultur" bezeichnete der Karlsfelder Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) das Konzert. Monika Fuchs-Warmhold hatte ihn für eine gemeinsames Foto mit dem Vorsitzenden des Orchester-Vereins, Reinhold Werstler, auf die Bühne geholt, um damit für eine Spende der Bürgerstiftung zu danken. Sie ist für die Durchführung eines Probewochenendes gedacht, bei dem sich die Orchestermitglieder einschließlich der "Vivaldi-Tiger" und der "Vivaldi-Mäuse" jeweils intensiv auf ihr großes Frühjahrskonzert vorbereiten. Seit fünfzig Jahren gibt es die Karlsfelder "Vivaldis" mittlerweile: Anlass für ein großes Jubiläumskonzert, das für den 7. Mai 2022 geplant ist.
Wer Lust hat, vielleicht selbst einmal zur Mandoline zu greifen, kann das bereits in Kürze, bei einem Schnuppertag am 8. Juli, tun. Erwachsene sind dazu ebenso eingeladen wie Kinder und Jugendliche.