Kultur in Altomünster:Museum für Hans Metzger

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Fast ist der Maler ländlicher Idylle in Vergessenheit geraten. Doch Bürgermeister Zech will dem berühmten Egenburger nun wieder ein Forum geben - nicht nur mit der aktuellen Ausstellung

Von Dorothea Friedrich, Altomünster

Die Werke von Hans Metzger waren lange Zeit in Vergessenheit geraten. Hier ein Selbstbild. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Eine Ausstellungseröffnung kann eine feine Sache sein. Man trifft sich, hört dem Festredner respektive der Laudatorin zu, plaudert über Kunst und Künstler, genießt Wein und Häppchen. So war das vor Corona-Zeiten. Dass es auch ganz anders geht, war am vergangenen Sonntag im Museum Altomünster zu erleben. Bereits seit März - und viel zu lange ohne Publikum - läuft dort die Ausstellung "Hans Metzger (1879-1957): der Maler ländlicher Idylle". Der im heute zu Pfaffenhofen an der Glonn gehörenden Egenburg geborene Metzger ist fast in Vergessenheit geraten. Seine Arbeiten sind fast ausschließlich in Privatbesitz. So war es für die Kuratorinnen, Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter, Heimatforscherin Katharina Axtner und Historikerin Cornelia Oelwein, eine Herkulesaufgabe, diese erste Werkschau zu organisieren.

Doch die Mühe hat sich gelohnt, so die einhellige Meinung der vielen Leihgeber, darunter auch einige Verwandte Metzgers, die der Museumsverein eingeladen hatte. Vorsitzender Wilhelm Liebhart brachte in einer bemerkenswerten Rede das Leben des Malers in den zeitgeschichtlichen Zusammenhang. Ihn hätten die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstandenen Zeichnungen Metzgers besonders beeindruckt, sagte er. Zeigen sie doch "die bereits im Verfall begriffene bäuerliche Baukultur". Helmut Zech, Schirmherr der Ausstellung und Bürgermeister von Pfaffenhofen, ließ mit seinen Plänen für ein Metzger gewidmetes Museum oder wenigstens einen Ausstellungsraum aufhorchen. Schon im Grußwort zum lesenswerten Ausstellungskatalog hatte er geschrieben, er hoffe, "dass es mir gelingt mit dem beabsichtigten Ankauf der denkmalgeschützten Hofschmiede die Weichen stellen zu können, um unserem großen Sohn dauerhaft ein würdiges Andenken zu verschaffen". Den symbolischen Grundstein dafür legte anschließend Engelbert Metzger, ein Neffe des Malers. Er überließ einen Teil seiner Postkartensammlung dem künftigen Museum. Mit diesen Postkarten hat es eine spezielle Bewandtnis. Metzger hatte - nicht zuletzt, um seinen Lebensunterhalt zu sichern, etliche seiner Ölgemälde als Postkarten drucken lassen und sehr erfolgreich verkauft. Sie waren zu ihrer Zeit echte Hits.

Dem Kuratorenteam ist es gelungen viele seiner Landschaftsbilder aus Privatsammlungen zu organisieren. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Metzgers Leben verlief nicht in geraden Bahnen. Er war nie ein Malerfürst, wie etwa einige Vertreter der Dachauer Künstlerkolonie. Sein Vater war ein erfolgreicher Schreiner und Fassmaler. Auch der Sohn erlernte dieses Handwerk, studierte aber schließlich an der Akademie der bildenden Künste in München. Nach dem Studium verdiente er sein Geld zunächst als Fassaden- und Wandmaler bis er seinen Durchbruch als Grafiker und Maler hatte. Dieser gelang ihm in zwei Kunstausstellungen im Münchner Glaspalast, wo seine Werke zu sehen waren. In Münchner Künstlerkreisen wurde er hoch geschätzt. Im Ersten Weltkrieg wurde Metzger schwer verwundet, verlor ein Bein. Und nach Kriegsende verlor er auch den Anschluss an die nun vorherrschenden Kunstrichtungen. Seine Rettung war die Familie Randlkofer. Für die Inhaber des Feinkostgeschäfts Dallmayr entwarf er viele Jahre lang prächtige weihnachtliche Schaufensterdekorationen, zudem war er als Gebrauchsgrafiker und Wandmaler tätig. Im Zweiten Weltkrieg wurden Metzgers Haus, sein Atelier und mehr als hundert Bilder zerstört. Metzger verarmte, ging zurück in sein Heimatdorf Egenburg - zog wieder zurück nach München und brachte von jedem Besuch im Dachauer Land volle Skizzenblöcke mit.

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Metzgers Bilder entschleunigen ungemein.

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

In die "Landschaft mit Baum" kann man sich wunderbar hineinträumen.

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein paar Blicke auf "Landschaft mit Regenwolken" sind ein adäquater Ersatz fürs gerade angesagte "Waldbaden".

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(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Bilder zeigen Hans Metzger als Maler einer heilen Welt, die es nie gegeben hat.

Geblieben sind "poetische Bilder, die eine stille, anmutige Wärme ausstrahlen", wie Liebhart sagte. Sie zeigen Hans Metzger in der Tat als Maler ländlicher Idylle, einer heilen Welt, die es nie gegeben hat. Sie sind eine Einladung, in sie einzutauchen, in ihnen gewissermaßen spazieren zu gehen, wie etwa in den Ansichten von Egenburg. In die "Landschaft mit Baum" kann man sich wunderbar hineinträumen. Und ein paar Blicke auf "Landschaft mit Regenwolken" sind ein adäquater Ersatz fürs gerade angesagte "Waldbaden". Denn diese Bilder entschleunigen ungemein. Und auch deshalb sollte man sich Hans Metzger im Museum Altomünster ausgiebig widmen.

Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 12. September, im Museum Altomünster. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag von 10 Uhr bis 16 Uhr, Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr

© SZ vom 08.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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