Krönungsspektakel:Wie im Traum

Krönungsspektakel: "Ich hatte das Glück, in einer wunderschönen Natur im Landkreis Dachau aufzuwachsen. Ich möchte, dass das nicht nur gestern so war, sondern auch morgen und übermorgen so ist", sagt Katharina Riedmeier.

"Ich hatte das Glück, in einer wunderschönen Natur im Landkreis Dachau aufzuwachsen. Ich möchte, dass das nicht nur gestern so war, sondern auch morgen und übermorgen so ist", sagt Katharina Riedmeier.

(Foto: Toni Heigl)

Katharina Riedmeier aus Riedenzhofen ist neue Weizenkönigin. Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner setzt ihr die Krone auf und bereitet der 20-Jährigen den schönsten Moment ihres Lebens

Von Benjamin Emonts, Bergkirchen

Wer noch nie bei einer Krönung dabei war, der macht sich vorher so seine Gedanken. Automatisch denkt er ans Mittelalter, an edle Gewänder, goldene Kronen, große Ruhmeshallen und eiserne Throne. Doch im Jetzt läuft das einfach anders. Der eiserne Thron ist ein roter Ledersessel, der perfekt zum roten Sofa des SPD-Landtagsabgeordneten Martin Güll passen würde. Das Licht dringt nicht fahl durch Domfenster, sondern grell aus Hallogenscheinwerfern. Der König mit Umhang ist jetzt eine Königin, die ein hübsches Dirndl und Schuhe mit Absätzen trägt. Und die Überbringer der Krone sind keine Reichsfürsten, sondern der Bayerische Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Helmut Brunner (CSU).

Das soll keineswegs bedeuten, dass die Krönung der sechsten Weizenkönigin Bayerns im schicken Gasthaus Weißenbeck in Unterbachern keine Berechtigung hätte. Mehr als 100 Royals, Landwirte, Getreidehändler und Politiker sind von nah und fern angereist, um der Krönung von Katharina Riedmeier aus Riedenzhofen bei Röhrmoos beizuwohnen. Die Königinnen für Kartoffeln, Zuckerrüben, Schrobenhausener Spargel und vier ehemalige Weizenköniginnen verleihen der Zeremonie einen königlichen Glanz. Und manch einer ist vermutlich auch gekommen, um den Bayerischen Staatsminister Helmut Brunner sprechen zu hören.

Denn schließlich geht es bei der Krönungsfeier auch um den Freistaat Bayern und seine Landwirtschaft. Es geht um die Erzeugnisse der Bauern, vorzüglich um Weizen. Es geht um Regionalität und Qualität. Es geht um Marketing und Vermarktung, um Export hochwertiger bayerischer Güter. "Wenn ich im Ausland bin und sage, dass ich aus Bayern komme, dann leuchten die Augen meiner Gesprächspartner", sagt Brunner und löst damit ein Raunen aus. Die hiesige Landwirtschaft habe das Potenzial, nicht nur die Binnenmärkte, sondern auch den Weltmarkt zu versorgen. "Wir haben die besten Voraussetzungen und müssen unsere Trümpfe besser ausspielen", findet der Minister.

Königin Katharina Riedmeier soll dabei helfen. In den kommenden zwei Jahren wird sie bis zu 100 Auftritte in ganz Deutschland haben. Sie ist die Botschafterin für die 1982 gegründete Erzeugergemeinschaft für Qualitätsgetreide Pfaffenhofen/Ilm und Umgebung, zu der etwa 300 landwirtschaftliche Betriebe zählen und die jedes Jahr 30 000 Tonnen Getreide produziert. Die Gemeinschaft hat die Königin auserwählt. Katharina ist das neue Gesicht des bayerischen Weizens.

So sieht eine Königin aus. So schön und blond wie der Weizen

An ihrem großen Abend trägt die Königin ein hoch geschlossenes rotes Dirndl, eine weiße Bluse mit Spitzen und Stöckelschuhe. Sie sei sehr nervös, sagt sie kurz vor ihrer Krönung, aber in ihrem Dirndl fühle sie sich sehr wohl. Noch vor dem großen Auftritt wandert ihr Steckbrief durch das Landgasthaus Weißenbeck. Man erfährt, dass Königin Katharina auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Sie ging brav zur Schule, erst auf die Röhrmooser Grundschule, dann auf das Markt Indersdorfer Gymnasium, wo sie Klassensprecherin war und erfolgreich ihr Abitur ablegte. Seit zwei Jahren studiert die Königin an der Hochschule Weihenstephan Agrarmarketing- und management und Wirtschaftsingenieurwesen. Ihre Lieblingsgerichte sind Kaiserschmarrn und Omas Dampfnudeln, ihre Hobbys selbstverständlich Kochen und Backen, Reiten, Spazieren, Musizieren und Skifahren. Ihre größte Schwäche: "Meine Ungeduld." Außerdem schimpfte ihre Mama immer, wenn sie als Kind vom Spielen aus den Getreidehallen kam und im ganzen Bauernhaus Weizenkörner verteilte.

Nach mehreren Reden wird die 20-Jährige endlich auf die Bühne gebeten. Staatsminister Brunner setzt ihr sanft und behutsam die schlichte goldene Krone auf ihre blonden Locken und geflochtenen Zöpfe. Sie bildet - was sonst - Weizenähren und das bayerische Wappen ab. Der Saal applaudiert. Dann ruft Brunner den Leuten zu: "Meine Damen und Herren, so sieht eine Königin aus. So schön und blond wie der Weizen."

Königin Katharina bekommt rote Wangen vor Stolz. Sie sagt rührende Sätze wie: "Weizen begleitet mich seit meiner Kindheit." Oder: "Ich hatte das Glück, in einer wunderschönen Natur im Landkreis Dachau aufzuwachsen. Ich möchte, dass das nicht nur gestern so war, sondern auch morgen und übermorgen so ist." Als das Blitzlichtgewitter etwas nachlässt und sie die Bühne verlassen hat, sagt die Königin noch: "Wahnsinn. Das ist alles wie ein Traum. Und dann noch die Krone von Minister Brunner persönlich aufgesetzt zu bekommen - ich glaube, das ist der tollste Moment in meinem Leben."

Die mit edlen Trachten bekleideten Festgäste dinieren danach fürstlich. Mancher wird dabei hoffen, dass Minister Brunner im Jahr 2020 in Brüssel einen anständigen Agrar-Etat für die bayerischen Bauern erstreiten kann. Brunner verspricht, alles zu geben. Dann kommt der erste Gang. Serviert wird Dreierlei von der Forelle: Lachsforellentatar, Praline von der Rauchforelle und Forellenterrine.

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