Süddeutsche Zeitung

Kritik an Verkehrsprojekt:Protest gegen Autobahnausbau

Anlieger wehren sich gegen die Erweiterung der A 92. Sie befürchten noch mehr Verkehr und Staus und fordern einen besseren Lärmschutz

Von Sabine Wejsada, Dachau

Auch wenn die Autobahndirektion erst vor kurzem versprochen hat, dass nach dem Ausbau der A 92 der Verkehr leiser rollen wird, regt sich in Oberschleißheim Protest gegen die Erweiterung der bereits jetzt schon stark befahrenen Autobahn. Und in der Nachbarkommune Unterschleißheim wollen es die CSU und FDP nicht so recht glauben, dass der geplante Flüsterbelag und die Schutzwälle wirklich ausreichen werden, um die Anwohner effektiv vor Lärm zu schützen. Schutzwände und Wälle sollen höher werden.

Die A 92 wird zwischen dem Dreieck Feldmoching und dem Kreuz Neufahrn auf einer Länge von zwölf Kilometern von vier auf sechs Spuren erweitert; die beiden Anschlussstellen Ober- und Unterschleißheim sollen dabei zu großen Verkehrsknoten ausgebaut werden. Das stößt vor allem in Oberschleißheim auf erheblichen Widerstand: So lehnt eine Bürgerinitiative das Projekt rundweg ab und wendet sich nun mit einer dezidierten Stellungnahme an die Regierung von Oberbayern als Genehmigungsbehörde. Unter dem Titel "Oberschleißheim soll nicht weiter zerstört werden" arbeitet die Bürgerinitiative zahlreiche Punkte ab, die gegen den Autobahnausbau sprechen: Oberschleißheim ist gleich von drei Autobahnen (A 9, A 92, A 99) umgeben. Dieses "Dreieck" wird zusätzlich gequert von den viel befahrenen Bundesstraßen 13 und 471 und einer nicht minder frequentierten Staatsstraße. Die A 92 jetzt nun auch noch auszubauen, "fördert den Verkehr, macht krank und erzeugt Stickoxide", argumentiert Initiative.

Sie befürchtet darüber hinaus, dass der Autobahnausbau und die massiven Kreuzungsausbauten den Weg ins Naherholungsgebiet Dachauer Moos abschneiden würden. Oberschleißheim gerate zunehmend in einen "lärmenden Autobahnkessel". Anstatt mit der Errichtung von immer neuen Straßen in den Individualverkehr zu investieren und noch mehr Staus zu produzieren, fordert die Initiative eine Optimierung der öffentlichen Verkehrssysteme: Zum Beispiel durch einen einheitlichen und günstigeren MVV-Tarif, eine Verlängerung der U 2 bis Oberschleißheim, die Herstellung von Querverbindungen und durch den Ausbau von Radwegen. Skepsis herrscht bei der Initiative gegenüber den Aussagen der Autobahndirektion zur Lärmsituation: Das erscheine "wie Hohn", heißt es in dem Schreiben an die Regierung von Oberbayern.

Ebenfalls um einen besseren Lärmschutz geht es den Fraktionen von CSU und FDP im Unterschleißheimer Stadtrat: Bei der Anhörung in der Vorwoche sei bekannt geworden, "dass es weiterhin Lücken im Lärmschutz gibt", beklagen CSU und FDP in einer gemeinsamen Erklärung. Dazu zählten etwa Höhenunterschiede bei Lärmschutzwall und Wänden der Autobahn sowie eine Unterbrechung an der Brücke zum Unterschleißheimer See.

Weil die Frist für Einwendungen am 6. April endet, setzen sich Unterschleißheims Zweiter Bürgermeister Stefan Krimmer (CSU), Stadträtin Brigitte Weinzierl (CSU) und Stadtrat Manfred Riederle (FDP) mit einem gemeinsamen Antrag im Stadtrat für eine Optimierung ein, die Widerhall in der Stellungnahme der Stadt finden soll. Diese war in der vergangenen Woche Thema im Grundstücks- und Bauausschuss. CSU und FDP wollen, dass sich die Stadt dafür stark macht, die Kombination aus Lärmschutzwand und Wall sowohl im südlichen Bereich von Unterschleißheim auf einer Länge von mindestens 1,5 Kilometern vor der Wohnsiedlung Am Weiher, als auch im Bereich der Autobahnbrücke Unterschleißheimer See bis zur Autobahnausfahrt einheitlich neun Meter hoch zu bauen. Zudem soll es für die Brücke über die A 92 zum See einen durchgängigen Lärmschutz geben. Der Antrag von CSU und FDP sieht weiter vor, dass die Stadt jährlich mit stichprobenartigen Messungen kontrolliert, ob und inwieweit die im Planfeststellungsverfahren von der Autobahndirektion behaupteten Lärmwerte eingehalten werden.

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SZ vom 27.03.2018
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