Kritik am Radweg :Uneinige Führung

Kritik am Radweg : Bei seiner Eröffnung haben Kommunalpolitiker den neuen Radweg getestet. Mit einer Ausnahme begrüßt ihn auch der ADFC-Vorstand ausdrücklich.

Bei seiner Eröffnung haben Kommunalpolitiker den neuen Radweg getestet. Mit einer Ausnahme begrüßt ihn auch der ADFC-Vorstand ausdrücklich.

(Foto: Toni Heigl)

ADFC distanziert sich von Kritik des Vorstandsmitglieds Peter Reiz an neuem Radweg

Von Petra Schafflik, Haimhausen / Hebertshausen

Die vermeintliche Kritik des Radfahrerclubs ADFC am neuen Radweg von Kaltmühle (Hebertshausen) nach Ottershausen (Haimhausen) hat in der Öffentlichkeit für Irritationen gesorgt und Mitglieder verärgert. Doch die Wirklichkeit ist komplizierter. Tatsächlich "begrüßt der ADFC-Kreisverband Dachau ausdrücklich den neuen Radweg", schreiben die vier Vorstandsmitglieder Christa Fischle, Monika Zott, Jens Richter und Hans Schoger jetzt in einer Stellungnahme. Die bei der Einweihungsfeier öffentlich zitierte Kritik, über die auch die Dachauer SZ berichtet hatte, "stellt die persönliche Meinung eines Mitglieds und nicht die Meinung des Vorstandes dar." Allerdings: Das kritische Mitglied ist Peter Reiz, der ebenso im fünfköpfigen Vorstand sitzt. Seine Schreiben wurden von den Adressaten der Kommunalpolitik daher nicht zu Unrecht als ADFC-Stellungnahme interpretiert. "Wir müssen künftig ein Prozedere finden, damit keine derartigen Missverständnisse mehr aufkommen", erklärt Vorstandsmitglied Hans Schoger.

Die Verwunderung vieler Bürger ist verständlich: Da nehmen zwei Gemeinden einen Haufen Geld in die Hand, bauen in rekordverdächtig kurzer Zeit einen ordentlichen Radweg, den die Bürger schon lange fordern - und vom Radfahrerclub kommen Vorwürfe. Dieser Eindruck ist entstanden, weil bei der Einweihung der neuen Strecke von Kaltmühle nach Ottershausen Festredner die Missbilligung des ADFC öffentlich erwähnten und bedauerten. Und tatsächlich ist Kritiker Peter Reiz, einer von fünf gleichberechtigten Vorständen des ADFC-Kreisverbands, nach wie vor nicht vollständig überzeugt, dass der neue Radweg die bestmögliche Variante ist. "Das muss ich mir erst noch genauer anschauen." Alternativ hätte viel kostensparender die Teilstrecke des Ammer-Amper-Radwegs ausgebaut werden können, ist Reiz überzeugt. Eine solide, schriftliche Kosten-Nutzen-Analyse zu beiden Varianten hätte er sich vor Baubeginn gewünscht und auch einsehen wollen. Die Gemeinden haben sich aber dezidiert für einen neuen Radweg neben der Staatsstraße entschieden, um nicht Verkehr ins Landschaftsschutzgebiet zu ziehen. Und weil die Strecke an der Amper für Ausflüge attraktiv, für Alltagsradler aber zu weit ab vom Schuss liegt. Eine "Bauchentscheidung", die sich nicht nachvollziehen lasse, beklagt Reiz. Ganz anders sehen das die übrigen vier ADFC-Kreisvorstände. Sie loben den jetzt errichteten Radweg ausdrücklich als "wichtige und schon lange notwendige Verbindung zwischen diesen Orten". Und zwar genau in der gebauten Variante entlang der Staatsstraße. Die Sprecher bedanken sich explizit "bei allen Beteiligten für die Realisierung."

Einig ist sich der ADFC-Vorstand darin, dass - entgegen der Darstellung beim Einweihungsfest - das Projekt vom Radfahrerclub nicht beim Bayerischen Rechnungshof gemeldet worden ist. "So einen Beschluss gibt es nicht", so die Stellungnahme der vier Vorstände. Ganz aus der Luft gegriffen war eine entsprechende Bemerkung von Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier beim Festakt aber nicht. Denn ins Gespräch gebracht hatte Reiz so eine Meldung an die Aufsichtsbehörde offenbar durchaus. Und er ist nach wie vor der Ansicht, so ein Hinweis wegen Steuerverschwendung "wäre sinnvoll".

Diese Meinungsverschiedenheiten im ADFC-Vorstand lassen Gesprächsbedarf erkennen. Denn der öffentlich gewordene Radweg-Tadel eines Vorstandsmitglieds, der dem ADFC zugerechnet wurde, hat Verwunderung auch bei den Mitgliedern ausgelöst. Für die Zukunft, erklärt Vorstand Hans Schoger, gelte es nun ein Prozedere für fachliche Stellungnahmen des ADFC-Kreisverbands zu finden. Es soll damit verhindert werden, "dass ein Einzelner vorprescht."

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