Kriminalität:Ziemlich sicher

Die Zahl der Straftaten im Bereich der Dachauer Polizeiinspektion ist im Vorjahr um zwölf Prozent gesunken. Vor allem die Sachbeschädigungen entlang der Linie A haben deutlich abgenommen.

Von Christine Heumann

Kriminalität: Viele Wartehäuschen, Automaten und Züge wurden im vergangenen Jahr zerstört, allein dadurch entstanden der Bahn Reparaturkosten in Höhe von 200.000 Euro.

Viele Wartehäuschen, Automaten und Züge wurden im vergangenen Jahr zerstört, allein dadurch entstanden der Bahn Reparaturkosten in Höhe von 200.000 Euro.

(Foto: DAH)

Hilgertshausen-Tandern ist auf der Farbkarte zur Kriminalitätslage ganz dunkelgrün eingefärbt. Und das heißt, pro 1000 Einwohner 0 bis 10 Straftaten. "Das ist die Insel der Glückseligen", sagt Polizeisprecher Michael Richter. Tatsächlich passiert in der Kommune an der nördlichen Grenze des Dachauer Landkreises so gut wie nichts - aus polizeilicher Sicht gesehen. Konkret weist die Statistik für die 3150 Einwohner zählende Gemeinde 26 Straftaten im Jahr 2013 aus, im Vorjahr waren es noch 53. Insgesamt sind im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion (PI) Dachau 5035 Straftaten - ohne Verkehrs- und Staatsschutzdelikte - statistisch erfasst. Landkreisweit hat die polizeilich registrierte Kriminalität 2013 um 688 Fälle abgenommen, das entspricht im Vergleich zu 2012 einem Rückgang von zwölf Prozent. Mit diesen Zahlen ist der Landkreis statistisch gesehen wieder auf dem Niveau von vor zehn Jahren angelangt.

"Das hat uns auf den ersten Blick doch ein wenig überrascht", sagt Michael Richter. Der zweite Blick offenbart dann das Markante daran: Total rückläufig sind die Sachbeschädigungen, sie sanken um 580 Fälle. Während 2012 noch 1282 Delikte registriert wurden, waren es nur 702 im Jahr 2013. Richter weiß, warum. "Wir hatten 2012 noch unheimlich viele Sachbeschädigungen entlang der Linie A. Durch die Überwachungskameras an den Bahnhöfen und den Einsatz der Zivilbeamten mit sehr guten Kenntnissen der Szene, ist diese positive Entwicklung zu erklären." Was für den Polizeisprecher fast ebenso wichtig ist: Mit diesem Rückgang an Straftaten liegt Dachau deutlich unter dem Trend in Bayern. Die Polizeistatistik setzt Einwohnerzahl und Kriminalität ins Verhältnis und spricht von Häufigkeitszahlen. Pro 1000 Einwohner ergibt das in Dachau 35 Straftaten, in Bayern gut 50. Angesichts dieser Zahlen kommt die Polizei zu einem erfreulichen Fazit: Der Landkreis Dachau ist ein sicherer Landkreis mit einer niedrigen Kriminalitätsbelastung.

Betrachtet man die Kriminalitätsstruktur ist der Anteil von Diebstahldelikten nach wie vor hoch. Die absoluten Zahlen schwerer Diebstahlsdelikte, dazu gehören die Wohnungseinbrüche, stiegen im Landkreis Dachau um 27,9 Prozent. 87 Fälle registrierte die Polizei 2013, 2012 waren es 68. Zum Vergleich zieht Polizeisprecher Richter die Zahlen anderer, - allerdings größerer - Landkreise heran. In Fürstenfeldbruck und Starnberg beispielsweise stagnieren die Wohnungseinbrüche mit 112 (111 im Vorjahr) und 123 (124) Fällen auf hohem Niveau. "Wir leisten hier sehr viel Präventionsarbeit, um die Sache in den Griff zu kriegen", sagt Richter.

In der Stadt Dachau ist die Zahl der Straftaten am höchsten. "Klar, das ist ein Ballungsraum", sagt Richter. Pro 1000 Einwohner weist die Statistik Häufigkeitszahlen (HZ) von 51-60 aus. An zweiter Stelle rangiert mittlerweile die Gemeinde Bergkirchen. Die Häufigkeitszahlen (41-50) liegen dort höher als in Karlsfeld (31 -40). "Wir haben uns das natürlich genauer angeschaut", sagt der Polizeisprecher. "Dieser Anstieg in Bergkirchen wird vom neuen Gewerbegebiet Gada beeinflusst." Diebstähle und Einbrüche lohnten sich hier, ganz abgesehen davon, dass die Täter über die nahliegende Autobahn auf schnellstem Weg wieder verschwinden können. "Was den Fluchtweg betrifft, sind für Kriminelle alle Anrainergemeinden der A8 interessant. Die Täter sind schnell da und schnell weg."

Die Verteilung der Tatverdächtigen auf Altersgruppen weist im Landkreis 43 Kinder (unter 14 Jahre), 266 Jugendliche (14 bis unter 18 Jahre) und 268 Heranwachsende 18 bis 21 Jahre) aus. In Summe sind das 577 und 21,3 Prozent aller Tatverdächtigen. Richter will diese Zahlen allerdings relativieren. "Landläufig sind es immer die Jugendlichen", sagt er. "Und natürlich ist in diesem Bereich unser Hauptansatzpunkt die Prävention." Doch die Zahl erwachsener Tatverdächtiger von 21 Jahren an liege bei 2126. "Das sind 78,7 Prozent, Und da liegt der Schwerpunkt."

Zu den guten Nachrichten im Kriminalitätsbericht gehört auch die deutlich gestiegene Aufklärungsquote in Dachau. Von den 5035 Straftaten im Jahr 2013 wurden 3132 gelöst. Das entspricht einer Quote von 62,2 Prozent - und einem Plus von 5,9 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Der bayernweite Schnitt liegt bei 64,1 Prozent. Die Erklärung für diesen positiven Trend liegt nach Richters Ansicht klar auf der Hand: "Wir haben in den vergangenen zwei Jahren knapp 20 Beamte mehr bekommen. Da können wir jetzt ausermitteln und Bereiche abdecken, in denen wir vorher hinterher liefen." Von den spektakulären Fällen hat Richter noch einen offen: Den Überfall auf ein Dachauer Wettbüro am 1. Mai 2013. Der Täter entkam mit mehreren Tausend Euro Beute und ist bis heute noch flüchtig.

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