Kreisbauerntag in Dachau:Jagd auf Problem-Biber

Dachaus Landwirte beschweren sich über die Biberschäden auf ihren Feldern. Umweltminister Söder sieht das locker: Er hat bereits eine Strategie gegen Tiere, die Probleme machen.

Robert Stocker

Markt Indersdorf - Angesichts zunehmender Schäden durch Biber in der Landwirtschaft hat sich Umweltminister Markus Söder dafür ausgesprochen, auch eine Jagd auf die streng geschützten Tiere ins Auge zu fassen. "Für Landwirte gibt es zwar einen Ausgleichsfonds, aber wenn die Schäden zu groß werden, darf es auch kein Problem sein, Biber zu jagen", sagte der Umweltminister beim Kreisbauerntag am Montagabend in Ried. Nach Söders Rede über die Umweltpolitik der Staatsregierung hatten sich Dachauer Landwirte über die unzureichende Entschädigung des Staates beklagt.

Kreisbauerntag in Dachau: Dachaus Landwirte klagen über die Schäden, die wie hier in Haimhausen von Bibern angerichtet werden.

Dachaus Landwirte klagen über die Schäden, die wie hier in Haimhausen von Bibern angerichtet werden.

(Foto: Toni Heigl)

Söders Entgegnung auf die Klage der Landwirte dürfte Naturschützer hellhörig machen: Er plädierte ganz offen dafür, Bibern auch einmal auf den Pelz zu rücken, wenn sie zu einer Plage für die Landwirtschaft würden. "Die Biber sind derzeit eine Katastrophe", sagte ein Landwirt, der nach eigenen Angaben bereits Schäden in Höhe von mehreren Tausend Euro zu beklagen hat. Biberdämme setzen die Randstreifen von Feldern unter Wasser und machen sie für die Bewirtschaftung unbrauchbar; der feuchte Untergrund schadet den Maschinen, bei denen es deshalb immer wieder zu Defekten komme. Bei den Landwirten herrscht großer Unmut über das Landratsamt, das für die Schadensregulierung zuständig ist. Die Verfahren dauerten zu lange, und die Entschädigung sei zu gering.

"Es bleibt ein Wertverlust", konstatiert Kreisobmann Anton Kreitmair. "Das ist ein Kasperltheater im Landratsamt", sagte ein Landwirt. "Diejenigen, die die Biber wollen, sollen auch für die Schäden haften." Der Umweltminister erinnerte daran, dass es in seiner fränkischen Heimat ähnliche Probleme mit dem Kormoran gegeben habe. Die Vögel hätten den Fischbestand in den Gewässern radikal dezimiert. Daraufhin habe man beschlossen, die Jagd - unter bestimmten Bedingungen - auf das Tier freizugeben. Ähnliches könne er sich auch beim Biber vorstellen: "Das ist sinnvoller, als immer wieder hohe Schäden zu akzeptieren."

In seiner Rede zur Umweltpolitik hatte Söder zuvor erklärt, dass die Landwirtschaft sowohl wirtschaftlich als auch kulturell von großer Bedeutung für Bayern sei. Der Klimawandel stelle die Landwirte jedoch vor große Herausforderungen. Die Vegetationszonen verschöben sich, der Wasserhaushalt verändere sich, im Norden werde es künftig eher weniger Wasser geben, im Süden müsse man häufiger mit Hochwasser rechnen. Die Staatsregierung setze auf den Ausbau der regenerativen Energie, doch ein Atomausstieg "von heute auf morgen" funktioniere nicht. Strom würde dann teurer, weil Bayern ihn aus dem Ausland beziehen müsste, aus Tschechien etwa, wo die Technik bei weitem nicht so sicher sei. Ein klares Bekenntnis legte Söder zum gentechnikfreien Anbau in der bayerischen Landwirtschaft ab.

"Der Verbraucher will keine grüne Gentechnik, die Kirche lehnt sie ab und auch teilweise die Forscher", sagte er. Grundsätzlich müsse man das Bewusstsein für gesunde Ernährung stärken und beim Kunden die Bereitschaft fördern, dafür auch höhere Preise zu zahlen. Sorgen bereite ihm die neue Förderpolitik der EU und die zunehmende Bürokratie. "Wir brauchen mehr Vertrauen statt Kontrolle, mehr Kooperation statt Konfrontation, denn Bayern ohne Bauern geht nicht."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: