Konzert im Café Gramsci:In Liebe und Respekt

Konzert im Café Gramsci: Spielfreude und jede Menge Talent: Sara Niemietz und der virtuose Gitarrist Snuffy Walden im Café Gramsci.

Spielfreude und jede Menge Talent: Sara Niemietz und der virtuose Gitarrist Snuffy Walden im Café Gramsci.

(Foto: Toni Heigl)

Sara Niemietz und Snuffy Walden lassen ihre treuen Dachauer Fans nicht im Stich und holen ihren Auftritt nach

Von Andreas Förster, Dachau

Sara Niemietz und Snuffy Walden live im Café Gramsci zu erleben, ist ein Privileg. Eigentlich gebührt ihnen die große Bühne. Ein Festival wie das Puch Open Air, chillig und lässig wie die Musiker selbst. Bejubelt von den Massen, die sich von Niemietz' betörend kraftvoller, manchmal samtweichen Stimme und Waldens kunstvoll filigraner, nichts weniger als virtuos gespielter Gitarre mitreißen lassen.

Im Gramsci ist man froh, dass Niemietz für ihre aktuelle Tour durch Deutschland nur kleinere Hallen bis maximal 150 Zuschauer gewählt hat, um ihr neues Album "Get Right" vorzustellen. Auch vor einem Jahr hat es ihr hier gut gefallen. Damals spielte Snuffy Waldens Sohn am Bass, der dieses Mal einem Nachwuchsmusiker, dem 31-jährigen Jonathan Richards, Platz macht, der noch nie zuvor in Deutschland war. Mitte letzter Woche erkältete sich Niemietz im kühlen Aprilwetter, verlor am Donnerstag ihre Stimme und musste das Konzert am Freitag in Dachau schweren Herzens absagen. "Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Auftritt canceln musste", beteuert sie beim Nachholkonzert. Für den Veranstalter Tollhaus war das zunächst eine bittere Pille. "80 Prozent der Karten kamen zurück", erzählt Tollhaus-Chef Kai Kühnel. Doch kaum stand der Dienstag als Nachholtermin fest, ging der Run auf die Tickets erneut los, und am Ende hießt es wieder: "Ausverkauft!" Nun waren die zum Zug gekommen, die zuvor leer ausgegangen waren.

Niemietz und Walden eilt der Ruf voraus, ein hervorragender Live-Act zu sein. Und das, obwohl die Musikerin aus Los Angeles noch keine 27 Jahre alt ist. Doch seit ihrem neunten Lebensjahr steht sie auf der Bühne, nahm als Zehnjährige ihr erstes (Live-)Album auf, spielt singt und sowohl in Fernsehserien als auch in Broadway-Musicals und hat mehr als 140 000 Follower auf Youtube. Ein "alter Hase" im Showgeschäft also, das gilt nicht minder für Snuffy Walden, der schon etliche Kompositionspreise im Laufe seiner Karriere bekommen hat, darunter den Emmy Award. Auch auf Niemietz' drittem Longplay-Album mischt er als Co-Komponist und -Produzent mit.

Nun kann man sich zu Recht fragen, wie jemand, der so viel Talent hat, so gut aussieht und so bekannt ist wie Niemietz, wie so jemand ins Gramsci nach Dachau kommt. Nichts gegen das Gramsci, es ist eine erstklassige Location für Live-Musik, aber es gehen halt nur maximal 50 Leute rein. Aber so ist Niemietz, sie liebt den Kontakt zu ihren Fans, sie ist bescheiden, hat ihre brandneue CD für gerade mal zehn Euro mit im Gepäck und freut sich, dass das Publikum in Deutschland so aufmerksam und respektvoll zuhört. "In den USA quatschen die Leute die ganze Zeit über oder schauen auf ihr Handy", berichtet sie in der Set-Pause.

Um zu ratschen oder aufs Handy zu glotzen, dafür ist dieser Auftritt viel zu fesselnd. Niemietz und Walden nehmen das Publikum mit auf eine "Sentimental Journey" durch die Musikstile, Tempi und Epochen, vom Blues über Country, Jazz und Pop bis zum Rock, auch funky Töne gibt es. Gitarre, Bass und Stimme ersetzen die fehlenden Blas- und Percussion-Instrumente. Die musikalische Reise führt von den 1940er /50er Jahren mit einer Reminiszenz an Jazz-Diven wie Ella Fitzgerald und Nina Simone, ja, auch diesen Gesangsstil hat die wandlungsfähige Sara drauf, über wunderbare Coverversionen von Ben E. Kings "Stand By Me" aus den frühen 60ern, dem bezaubernden "I Will" von den Beatles sowie dem groovigen "I Want You Back" von den Jackson 5 aus den späten 60er Jahren. Dazwischen legt Niemietz mit einer charmanten Natürlichkeit, die aus ihrem stets lachenden Gesicht strahlt, ihre Gefühlswelt offen. Sie nimmt bei ihren Songs kein Blatt vor den Mund, wenn es um Liebe und Romantik geht, die meisten ihrer Lieder drehen sich um Beziehungen, auch auf dem neuen Album. Das ist exzellent gelungen, es ist tanzbar, es eignet sich genauso zum Träumen unterm Sternenzelt oder als Appetitmacher vor einem Dinner mit fruchtigem, sonnengereiftem kalifornischen Rotwein.

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