Konzert:Yoga und Pogo im Bierzelt

Labrassbanda spielte beim Jubiläumsfest vor einem ausverkauften Zelt

Von Franziska Stolz, Dachau

Der Fußboden im Festzelt bebt, die Menge johlt, als Labrassbanda am Freitagabend zum Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr die Bässe brummen und die Trompeten jaulen lässt. Obwohl ohnehin niemand stillhalten kann, wenn die Brass-Pop-Band so richtig aufdreht, bringt Leadsänger Stefan Dettl noch mehr Schwung in das bis an den Rand gefüllte Zelt, als er die Leute auffordert: "Wir gehen jetzt alle mal im Kreis!" Da setzt sich die Menge in Bewegung und verschmilzt zu einem Menschenstrudel aus 4000 Köpfen, der munter dahinstapfend im Bierzelt seine Runden dreht.

Um 18 Uhr, drei Stunden bevor Labrassbanda die Bühne betreten wird, scheint eine tief stehende Herbstsonne auf die ersten Grüppchen von Konzertbesuchern herab, die sich allmählich auf der Ludwig-Thoma-Wiese einfinden. Vom 150-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Dachau künden Fahnen, die sanft an ihren Masten wehen, vier Feuerwehrfahrzeuge, die auf dem Platz geparkt stehen und zwei überlebensgroße Feuerwehrmänner, die vorne auf dem Bierzelt prangen. Immer mehr Gruppen von Freunden oder Kollegen finden sich vor dem Zelt ein. Einige tragen Tracht, andere Sneakers und zerrissene Jeansjacken. Dazwischen stechen die Gastgeber des Abends in hellblauen Hemden mit dem Feuerwehrwappen auf dem Ärmel hervor: die Feuerwehrler.

Drinnen summen die Gespräche, die Stimmung ist fröhlich, voller Vorfreude. Abgesehen von einer Reihe Biertischgarnituren im Eingangsbereich und einer weiteren bei der Essensausgabe ist das Festzelt nicht bestuhlt. Es ist klar: Heute soll getanzt werden. Noch dudelt aber nur leise Unterhaltungsmusik aus den Lautsprechern und diejenigen, die schon da sind, reihen sich erst einmal in die lange Schlange vor der Schenke ein. Dass das Bier in Plastikgefäßen ausgegeben wird, die in ihrer Form mehr an Messbecher als an Krüge erinnern, sorgt bei einigen zunächst für Verwunderung. So müssen aber die Fans, die später während des Konzerts barfuß ihre Tanzsprünge auf dem Holzboden machen, sich bestimmt nicht um Glasscherben sorgen.

Gabriele Köhl und ihre Freundin, die das Problem der Bierschlange zu vermeiden wussten indem sie ihren Männern die Aufgabe des Getränkeholens übertrugen, sind schon gespannt auf das Konzert. "Ich kenne einige Lieder von Labrassbanda, aber ich war noch nie auf einem Konzert," sagt Köhl. Dass die Stimmung großartig wird, da ist sie sich trotzdem sicher: "Die Feuerwehr lädt ein, der Alkohol fließt und Labrassbanda ist einfach eine Gute-Laune-Band."

Als um halb acht das inzwischen gut gefüllte Zelt gebeten wird ein "Happy Birthday" für die Freiwillige Feuerwehr anzustimmen, ist der Gesang noch etwas schüchtern. Mit dem Vorband-Auftritt von Sascha Seelemann und den Grizzlies ändert sich das jedoch schnell. Bald nicken, wippen und grooven alle mit, heben die Plastikbecher zum Prosit und geben prompt Antwortrufe. Die Stimmung heizt sich auf und mit ihr auch das Festzelt.

Um 21 Uhr betritt Labrassbanda zu Marschmusik und unter großem Jubel die Bühne. Weil zum ersten Lied noch nicht laut genug mitgesungen wird, schlägt Dettl eine kleine Lockerungsübung vor. "Das guade an der bayrischen Musik ist, dass sie nicht nur schiach ist, sondern wahnsinnig befreiend," erklärt er. Also soll das Publikum die Arme ganz weit hoch strecken, tief Luftholen und lang ausatmen. Während sich die Geruchsmischung aus Schweiß und Bierfahne noch verstärkt, haben sich die Gesangsmuskeln aller nun ausreichend gelockert und es geht mit voller Stimm- und Grölgewalt in den Abend hinein.

Aktivierende Mitmachübungen hat Labrassbanda im Laufe des Konzerts noch mehr auf Lager. Einmal sollen alle in die Knie gehen und dann gleichzeitig aufspringen, ein anderes Mal animiert Dettl das Publikum zum Pogo tanzen und schließlich in der letzten halben Stunde werden zu einem ruhigen Song verschiedene Dehnübungen und Yogaposen vollführt. Wie gute Stimmung geht wissen die Jungs von Labrassbanda, die mit ihren Konzerten schon die Olympiahalle füllten. Der Olchinger Andreas Kauer hat die Band 2008 zum ersten Mal bei einem Auftritt im Dachauer Moos gesehen. Für ihn ist es heute Abend ein Wiedersehen: "Es sind einfach wirklich witzige Jungs und die Stimmung ist immer gut," sagt Andreas Kauer und seine Frau Nicole fügt an: "Die Musik zieht einfach jeden mit. Man kann nicht anders als zu tanzen." Und es stimmt: Tanzen tun wirklich alle während der zweieinhalb Stunden Konzert. Ein blondes Mädchen im Dirndl schüttelt ihr langes Haar zu den schnellen Trommelrythmen, zwei ältere Menschen improvisieren einen Paartanz, im hinteren Zeltbereich, geben viele ihre leidenschaftlichsten Salsaschritte zum Besten. Ganz zum Schluss, weil es, wie Dettl im Laufe des Abends immer wieder betont, das größte Bierzelt sei in dem Labrassbanda je gespielt haben, wogt auf seinen Aufruf hin eine La-Ola-Welle durch die euphorische Menge.

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