Konzert von LeRiche in Lauterbach:Sanftes Beben

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Mit seiner kraftvollen Stimme schlägt der kanadische Singer-Songwriter LeRiche das Publikum in Lauterbauch sofort in seinen Bann. Die junge Sängerin "Vør" muss ihren Stil dagegen erst noch finden

Von Renate Zauscher, Bergkirchen

"So junge Kerle - und so eine Musik!" Der Satz eines Zuhörers in der Alten Schule in Lauterbach galt dem Singer-Songwriter LeRiche und seinem Support, dem Gitarristen Ben Foran. Die beiden jungen Kanadier waren am Sonntag Abend zu Gast in einer Veranstaltung der Volkshochschule Bergkirchen, ihrer vorletzten Station einer Deutschlandtournee, die sie über Hamburg, Stuttgart und eine Reihe weiterer Städte geführt hatte und tags drauf in Dresden enden sollte. An zwei Tour-Abenden, darunter auch in Lauterbach, begleitete sie Vør, eine junge Berlinerin, die mit eigenen Liedern auftrat.

Der 26-jährige Brad LeRiche, der seinen Nachnamen zum Künstlernamen gemacht hat, verfügt bereits über reichlich Bühnenerfahrung: Er tritt auf, seit er 16 ist. Ganz von ungefähr kommt das nicht: Auch seine Mutter singt zur eigenen Gitarrenbegleitung, allerdings nur hinter verschlossenen Türen. LeRiche selbst zupfte schon im zarten Alter von einem Jahr an den Saiten einer Gitarre - so wie inzwischen auch seine kleine Tochter. Mittlerweile gilt der schmale, junge Mann, der aus einem kleinen Dorf in Neufundland kommt, als kommender Star in der Musikszene. In seiner Heimat wurde er bereits mit Größen wie Ed Sheeran oder James Blunt verglichen. Mit seiner Debut-Single "X-Dreamer" hat er fast eine Million Spotify-Streams erreicht.

Für kleine Konzertformate ist die Alte Schule Lauterbach ideal, persönlicher und direkter kann man mit Künstlern kaum in Kontakt kommen. Die Sängerin Vør präsentiert ihre Lieder. (Foto: Toni Heigl)

In England kennt man LeRiche bereits, jetzt will er das restliche Europa erobern. Nach Deutschland habe ihn vor allem ein Song gebracht, erzählte er dem Lauterbacher Publikum - das Lied "Come Around", das Leute des Record Labels "Popup Records" gehört hätten: "It got me all the way from Newfoundland to Germany".

Inspirationen für seine Texte findet LeRiche im eigenen Leben, in der Landschaft, in der er aufwuchs, gelegentlich auf Reisen, vor allem in der Beziehung zu Freunden und zur Familie. So hat er einen Song seiner Mutter gewidmet. "Watch me go, see me run", heißt es darin - sie soll ihn ziehen lassen in sein Leben auch jenseits der neufundländischen Heimat.

Musikalisch hat LeRiche einen eigenen Stil entwickelt, in dem Folk-Elemente ebenso hörbar sind wie Indie-Pop. Er singt mit kraftvoller, facettenreicher, auch in höheren Lagen sicherer Stimme. Texte und Melodien verbinden sich zu einem eindringlichen, manchmal fast meditativen, dann wieder sehr beschwingten Fluss von Gedanken und Gefühlen: ein Flow, der auch das Publikum erfasst, bis zuletzt sogar der Boden des alten Hauses in Lauterbach sacht im Rhythmus der Musik zu schwingen beginnt.

Hinter der Bühne wartet LeRiche auf seinen Auftritt. (Foto: Toni Heigl)

Ben Foran, der zuhause in Kanada als Support für andere Künstler, aber auch als Produzent und Fotograf arbeitet und schon öfters auf Tourneen in Europa dabei war, harmonierte in kongenialer Weise mit LeRiche. Mit seiner E-Gitarre setzt Foran zusätzliche Akzente, verleiht LeRiches eigenem Spiel auf einer akustischen, elektrisch verstärkten Gitarre zusätzliche Textur und Dichte. "I love you, man", lässt LeRiche den zweiten Mann auf der Bühne wissen, mit dem er auf dieser Tour zum ersten Mal gemeinsam unterwegs ist. Ebenso herzlich geht LeRiche mit dem Publikum um: "You are lovely", bestätigt er den Zuhörern und erzählt, wie sehr ihn die verschneite Landschaft um München an die eigene, oft kalte, stürmische Heimat erinnert.

Anders als LeRiche ist die junge Berlinerin Vør mit ihren 22 Jahren erst am Beginn einer musikalischen Karriere. Seit vergangenem Jahr tritt sie öffentlich bei Festivals, in Cafés oder Bars mit eigenen, englisch gesungenen Songs zur Gitarre auf. Auch ihre Texte handeln von ganz persönlichen Erfahrungen: Sie seien so etwas wie Tagebucheinträge, sagt Vør, in denen sie festhält, was sie bewegt. Ja, melancholisch sei ihre Musik, sie handle ja oft auch von persönlichen Verletzungen. Diese Erfahrungen musikalisch umzusetzen, habe etwas Therapeutisches für sie. Auch Vør ist dabei, eine eigene musikalische Sprache zu entwickeln, auch sie hat ein breites stimmliches Spektrum - dennoch spürt man, dass sie noch ganz am Anfang steht.

Die Alte Schule Lauterbach hat sich mit dem Konzert vom Sonntag erneut als optimaler Ort für kleine Formate erwiesen: Persönlicher, direkter kann man mit Künstlern kaum in Kontakt kommen. Auch wenn die Runde der Zuhörer diesmal witterungsbedingt etwas kleiner war: Das Angebot, hochkarätige Musik in kleinem Rahmen erleben zu dürfen, sucht seinesgleichen.

© SZ vom 22.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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